Unfassbarer Justizirrtum - Japaner nach 46 Jahren im Todestrakt freigesprochen

Der ehemalige Boxer Iwao Hakamata.<span class="copyright">picture alliance/dpa/POOL Chunichi Shimbun</span>
Der ehemalige Boxer Iwao Hakamata.picture alliance/dpa/POOL Chunichi Shimbun

Ein japanisches Gericht hat den 88-jährigen ehemaligen Boxer Iwao Hakamata nach 57 Jahren freigesprochen. Amnesty International fordert die Abschaffung der Todesstrafe in Japan.

Ein japanisches Gericht hat den 88-jährigen ehemaligen Boxer Iwao Hakamata, 57 Jahre nach seiner Verurteilung wegen Mordes, freigesprochen. Hakamata war der weltweit am längsten inhaftierte Todestraktgefangene, berichtet der „Telegraph“.

Laut „France 24“ entschied das Shizuoka Bezirksgericht am Donnerstag, dass der 88-jährige Iwao Hakamata unschuldig ist. Hakamata, dessen Gesundheitszustand fragil ist, war nicht persönlich anwesend. Hakamata saß 46 Jahre lang im Todestrakt. Er wurde für den Mord an seinem Chef, dessen Frau und deren zwei Teenager-Kinder verurteilt.

Verdacht auf gefälschte Beweise

Zentraler Bestandteil des Prozesses war eine Reihe von blutbefleckten Kleidungsstücken, die in einem Tank voller Miso – fermentierter Sojabohnenpaste – gefunden wurden, ein Jahr nach den Morden von 1966. Diese wurden als Beweise gegen Hakamata verwendet. Ein DNA-Test ergab später, dass das Blut nicht zu Hakamata oder den Opfern passte, wie der „Telegraph“ berichtet.

Ein wichtiger Wendepunkt in Hakamatas Fall kam 2014. Es wurde ein neuer Prozess gewährt, da der Verdacht aufkam, dass die Staatsanwaltschaft Beweise gefälscht haben könnte. Hakamata wurde zwar aus dem Gefängnis entlassen, doch der Prozess begann erst im letzten Jahr.

Amnesty International fordert Reform des japanischen Justizsystem

Das japanische Strafjustizsystem, wird von Kritikern als anfällig für die Einschüchterung von Verdächtigen während langer und willkürlicher Haftzeiten bezeichnet – ein Phänomen, das als „Geiseljustiz“ bekannt ist. Japan ist laut „France 24"neben den USA die einzige industrialisierte Demokratie, die noch die Todesstrafe beibehält.

Amnesty International begrüßte das Urteil und bezeichnete es laut dem „Telegraph“ als „eine wichtige Anerkennung des tiefgreifenden Unrechts, das er den größten Teil seines Lebens erlitten hat“. Die Menschenrechtsorganisation nutzt den Anlass auch, um eine Reform des japanischen Justizsystems zu fordern. „Wir fordern Japan dringend auf, die Todesstrafe abzuschaffen, um zu verhindern, dass so etwas erneut geschieht.“