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„Ungelöstes Rätsel“: Trump fordert Mordermittlungen gegen Moderator Scarborough

Der ehemalige republikanische Abgeordnete Joe Scarborough ist heute vor allem als Moderator bekannt. (Bild: Getty Images)
Der ehemalige republikanische Abgeordnete Joe Scarborough ist heute vor allem als Moderator bekannt. (Bild: Getty Images)

Der US-Präsident äußert via Twitter gewagte Spekulationen gegen den Journalisten und früheren Abgeordneten Joe Scarborough.

Hat Joe Scarborough vor 16 Jahren seine Hilfskraft Lori Klausutis umgebracht? Das scheint US-Präsident Donald Trump nun anzudeuten. Nach der Entlassung von „NBC News“-Journalist Matt Lauer, dem „unangemessenes sexuelles Verhalten am Arbeitsplatz“ vorgeworfen wird, twitterte Trump: „Nun, da Matt Lauer weg ist, wann werden die Fake-News-Fachmänner bei NBC den Vertrag von Phil Griffin beenden? Und werden sie Niedrig-Quoten-Joe-Scarborough aufgrund des ‘ungelösten Rätsels’ feuern, das vor Jahren in Florida passierte? Ermittelt!“

Der 71-Jährige scheint damit auf den Fall von Lori Klausutis anzuspielen, die 2001 tot im Büro von Scarborough in Fort Walton Beach, Florida, gefunden worden war. Die 28-Jährige arbeitete als Hilfskraft des Republikaners, der 1995 bis 2001 Abgeordneter des amerikanischen Repräsentantenhauses war.

Was Trump bei seiner gewagten Anschuldigung jedoch zu ignorieren scheint, ist, dass der Tod der jungen Frau keinesfalls ein „ungelöstes Rätsel“ ist. Wie unter anderem „St. Petersburg Times“ wenige Wochen nach dem Vorfall berichtete, stellten die Behörden eine natürliche Todesursache fest. Demnach sei Klausutis wegen eines Herzfehlers ohnmächtig geworden und habe sich den Kopf an einer Tischkante verletzt. Diese Kopfverletzung habe schließlich zum Tod geführt. Es wurden keine Hinweise auf ein Verbrechen gefunden.

Joe Scarborough, der mittlerweile als Moderator für „MSNBC“ arbeitet und gegen den nie in dem Fall ermittelt wurde, äußerte sich ebenfalls via Twitter auf die Vorwürfe des US-Präsidenten: „Scheint so, als hätte ich einen guten Tag gewählt, um nicht mehr auf die bizarren Tweets von Trump zu antworten. Es geht ihm nicht gut“, postete er.

Wie „The Washington Post“ berichtet, hatten Scarborough und Trump ursprünglich ein gutes Verhältnis. Das Staatsoberhaupt sah den Moderator als Unterstützer an und gab ihm regelmäßig ausführliche Interviews. Doch mit der zunehmenden Kritik des TV-Journalisten am US-Präsidenten verschlechterte sich auch die Beziehung der beiden.

Auch der Bruder des Moderators, George Scarborough, meldete sich via Twitter zu Wort: „Abscheulicher Verweis auf Joe, mit dem Donald Trump eine Grenze bei mir überschritten hat. Ich will eine öffentliche Entschuldigung sehen, sonst hat er meine Unterstützung endgültig verloren. Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, wie sehr ich ihn in den vergangenen zwei Jahren unterstützt habe.“

Der Journalist Bill Adair, der 2001 für „St. Petersburg Times“ über den Todesfall berichtete, äußerte sein Bedauern gegenüber „The Washington Post“: „Nach dem Bericht stand es für mich außer Frage, dass es ein Unfalltod war und kein Verbrechen stattfand“, erklärt er. „Es ist eine Tragödie, dass das immer noch der Gegenstand von Verschwörungstheorien ist, denn die Behörden waren deutlich – sie haben eine sorgfältige Ermittlung durchgeführt. Es ist schrecklich, dass Leute es immer noch als Rätsel bezeichnen. Es ist kein Rätsel.“