Unglücksmaschine von Germanwings: "Einer der am häufigsten gegroundeten Flieger"

Innerhalb weniger Monate ist zum zweiten Mal ein Airbus-Flugzeug vom Typ 320 abgestürzt.

Am Dienstagmorgen zerschellte ein Flugzeug von Germanwings an den Bergen der französischen Alpen. Bei der Unglücksmaschine handelt es sich um einen Airbus vom Typ A320, ein Flugzeug, das eigentlich als zuverlässig gilt. Seit 25 Jahren wurden mehr als 10.000 Exemplare bestellt, schreibt die "Zeit". Der A320 ist damit eines der meistverkauften Airbus-Flugzeuge. "Als erster Jet mit Fly-by-wire-Technologie, der elektronischen Flugzeugsteuerung, war er eine Revolution", jubelt der Germanwings Mutterkonzern Lufthansa in einer Vorstellung seiner Flotte auf der Firmenhomepage.

Die 24 Jahre alte Unglücksmaschine sei allerdings "eine unserer am häufigsten gegroundeten Flieger", erklärt ein Pilot von Germanwings gegenüber der "WAZ". Im Fliegerdeutsch ist von "gegroundet" die Rede, wenn ein Flugzeug Fehler aufweist, die so schwerwiegend sind, dass der Flieger vorübergehend am Boden bleiben muss, damit er repariert werden kann – was beim A320 offenbar sehr oft geschieht.

Auf Nachfrage der "WAZ" soll Germanwings betont haben, dass die häufigen Reparaturen in keinem Zusammenhang mit einer möglichen Absturzursache stehen. Der letzte Routinecheck sei zudem erst am Tag vor dem Unglück erfolgt. Diesen habe man erfolgreich abgeschlossen, nachdem ein Problem mit der Klappe des Bugrads (auch "Nose Landing Door" genannt) behoben worden war, berichtet "Spiegel".

Aufgrund der häufig notwendigen Reparaturen seien A320-Maschinen bei der Besatzung relativ unbeliebt gewesen, so der anonyme Flugzeugführer gegenüber der "WAZ". Im Interview mit Yahoo bestätigt eine ehemalige Flugbegleiterin von Lufthansa das mulmige Gefühl bei Piloten und Bordpersonal. "Ich bin die Flotte der Airbus 320er Familie sehr oft geflogen. Und ich muss Ihnen sagen, ich bin sie nie wirklich gern geflogen." Die Mutter von vier Kindern hatte aufgrund der vielen Technik den Eindruck, dass "die Piloten wenig Eingriffsmöglichkeiten hatten".

Gemeint ist die elektronische Flugzeugsteuerung "Fly by Wire", die über eine Art Joystick erfolgt. Die Bewegungen werden dabei von einem Computer interpretiert und elektronisch umgesetzt. Der Rechner übermittelt zudem über am Rumpf angebrachte Sensoren zahlreiche Flugdaten. "Doch die Sensorik ist anfällig, wenn sie etwa vereist, mechanisch beschädigt oder durch kleine Insekten verstopft ist", sagt Flugsicherheitsexperte Ulrich Paulus gegenüber "web.de". Laut einem "Spiegel"-Bericht machte ein solcher defekter Bordcomputer erst Ende 2014 einer A321-Maschine Probleme: Das Flugzeug stürzte plötzlich in die Tiefe. Der Pilot konnte die 109 Passagiere durch sein Eingreifen im letzten Moment retten.

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