Unglaublich: Diese Sportarten waren mal olympisch!
Breaking, hierzulande besser bekannt als Breakdance, war eine der neuen Disziplinen, die bei den Olympischen Spielen von Paris ausgetragen wurden. Ungewöhnlich, gewiss. Aber nichts im Vergleich zu diesen Sportarten, die ebenfalls mal olympisch waren ...
Zu Beginn der modernen Olympischen Spiele im Jahr 1896 gab es gerade einmal neun Sportarten: Fechten, Gewichtheben, Leichtathletik, Radsport, Ringen, Schießen, Schwimmen, Tennis und Turnen, zu dem im Übrigen auch Seilklettern zählte. Heute, fast 130 Jahre später, sind es bereits 45 Disziplinen mit zahlreichen Unterwettbewerben - darunter auch ein paar ungewöhnliche Neuzugänge wie Skateboard und Breaking, hierzulande besser bekannt als Breakdance. Zwei Sportarten, die es in den letzten Jahrzehnten aus der Nische der Jugendkultur ins olympische Rampenlicht geschafft haben - und jede Menge Zeitgeist versprühen.
Schon jetzt ist klar: Breaking wird es 2028 bei den olympischen Spielen von Los Angeles bereits nicht mehr geben. Stattdessen gesellen sich dann vermeintliche Exoten wie Squash, Cricket, Lacrosse und Flag Football hinzu. Ob auch sie Bestand haben oder sich in die Liste jener Sportarten einreihen, die kurioser- und befremdlicherweise mal olympisch waren, wird sich zeigen. Sie wären jedenfalls in bester Gesellschaft ...
Tote Tauben und andere Skurrilitäten
Aus heutiger Sicht wirken die (zweiten) Olympischen Spiele von 1900 mehr als befremdlich. Das mag zum einen der Dauer von fünfeinhalb Monaten geschuldet sein, zum anderen der Tatsache, dass sie nicht einmal offiziell Olympia hießen, sondern "Nationale und internationale Wettbewerbe der Leibesübungen und des Sports". Als Beiwerk der Pariser Weltausstellung organisiert, waren sie durchsetzt von kuriosen, damals schon kontroversen und aus heutiger Sicht skandalösen Wettbewerben - wie etwa Taubenschießen, das in dieser Form "einmalig" bleiben sollte.
Die Teilnehmer mussten aus einer Entfernung von 25 und 27 Metern in einer vorgegebener Zeit die größtmögliche Zahl an lebenden Tauben aus der Luft holen. Der Belgier Léon de Lunden gewann am Ende mit 21 Treffern. Der beste deutsche Schütze traf "nur" neun Tauben. Medaillen gab es allerdings keine, nur Erinnerungsplaketten, Geld oder Kunstobjekte. Bereits bei den Spielen 1908 wurden die Tiere durch Tontauben ersetzt.
Taucht das was?
Ohnehin wurde 1900 viel geschossen - mit Schnellfeuerpistolen, Revolvern, Gewehren, ja sogar Kanonen! Wenngleich es sich bei letztgenannter Disziplin um einen nationalen Wettbewerb handelte, an dem nur Franzosen teilnehmen durften. Gleiches galt auch fürs Angeln.
Olympisch war dagegen Tauziehen - von 1900 bis 1920. Die Regeln: Zwei Teams mit je acht Männern versuchen, die Gegner zwei Meter auf ihre Seite zu ziehen. Dabei ging es mitunter drunter und drüber - wie beim Duell von US-Amerikanern und einer skandinavischen Auswahl, bei der das Publikum im dichten Gedränge offenbar kräftig mit anpackte ...
Nicht minder exotisch: das 200-Meter-Hindernis-Schwimmen, bei dem die Sportler (wie heute) in der Seine mal unter einem Boot hindurchtauchen und über ein anderes klettern mussten, Beim Unterwasserschwimmen wiederum galt es, tauchend eine möglichst weite Strecke zurückzulegen. Für jeden Meter gab es zwei Punkte, dazu einen Punkt für jede Sekunde unter Wasser.
Cricket, das 2028 wieder olympisch wird, wurde bereits 1900 gespielt - ebenso das elitäre Krocket, bei dem ein Ball mit einem langstieligen Hammer durch runde Törchen befördert werden muss. Eine Frühform des Mini-Golfs, wenn man so will. Da es kaum Zuschauer gab, blieb ein Novum nahezu unentdeckt: Es gab Mixed Teams - erstmals durften Frauen an olympischen Spielen antreten!
Echte und falsche Pistolenduelle
Bei den olympischen Zwischenspielen (!) von Athen 1906, die vom IOC offiziell nicht anerkannt werden, traten Sportler zum Pistolenduell an. Geschossen wurde allerdings nicht, wie der Name suggeriert, aufeinander, sondern auf Attrappen mit unterschiedlichen Trefferzonen.
1908 kam es am Rande der Olympischen Spiele von London jedoch zu echten Pistolen-Duellen: Vor allem Fechter traten fernab ihrer Disziplin zu diesem inoffiziellen Wettbewerb an, bei dem mit speziellen Wachskugeln geschossen wurde - dem heutigen Paintball nicht unähnlich. "Es wird gerade genug Risiko in diesen Duellen geben, um sie aufregend, wenn auch nicht wirklich gefährlich zu machen", zitierte der "Daily Express" damals den Pistolenschützen Walter Winans, der recht behalten sollte. Ernsthaft verletzt wurde niemand.
Motorboot-Rennen: Nur einer kam an
Bei den Olympischen Spielen von London im Jahr 1908 schaffte es auch Motorboot-Rennen auf die Liste der Disziplinen - und erwies sich als veritables Fiasko. Sechs der neun Rennen, die in Southampton hätten stattfinden sollen, wurden aufgrund schlechter Wetterverhältnisse abgesagt. Und bei den übrigen Wettbewerben schaffte es jeweils nur ein Teilnehmer überhaupt über die Ziellinie - Silber und Bronze blieben unvergeben. Vielleicht ein Grund, warum das IOC irgendwann festlegte, dass Olympische Sportarten nicht auf einen mechanischen Antrieb angewiesen sein dürfen. Sämtliche Motorsportenarten sind damit vorerst ausgeschlossen - das Gleiche gilt im Übrigen auch für rein geistige Sportarten wie Schach.