Michael J. Fox: Ein unheilbarer Optimist

Ein Leben als Abenteurer: Michael J. Fox hat sich nicht nur mit seinen Filmen weltweit Respekt verdient. Der Schauspieler, der seit 30 Jahren an Parkinson leidet, ist eine vorbildhafte Kämpfernatur. Am 9. Juni wird er 60 Jahre alt.

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Ein "unheilbarer Optimist": Michael J. Fox vollendet am 9. Juni das 60. Lebensjahr. (Bild: Jeff Kravitz/FilmMagic/Getty Images)

Schon als Kind, sagt Michael J. Fox, war das Leben wie ein Film für ihn. Wo er war und was er tat, "es war alles ein Abenteuer". Das Drehbuch für sein Leben hielt viele Erfolge bereit, doch ein Happy End war nicht vorgesehen. Fox musste es sich selbst erarbeiten. Der Schauspieler, der am 9. Juni seinen 60. Geburtstag feiert, erkrankte vor 30 Jahren an Parkinson. Heute ist er vor allem Ehemann, Familienvater und Aktivist im Kampf gegen die unheilbare Krankheit. Im Jahr 2000 gründete der Hollywoodstar eine der weltweit größten privaten Stiftungen zur Parkinsonforschung, die bis heute über 800 Millionen Dollar für die Entwicklung neuer Therapien aufgebracht hat.

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1991 war die Diagnose Parkinson ein Schock für den Schauspieler, der mit seinen 162 Zentimetern Körpergröße einer der Kleinsten unter den ganz Großen Hollywoods ist. "Ich war voll von Wut und Empörung. Aber es ist nicht das Ende", erinnerte er sich einst im Interview mit der "Welt". Nach außen ließ er sich zunächst nichts anmerken - Fox war noch mit 30 Jahren derselbe verschmitzte Junge, wie zu Beginn seiner Karriere. Nur, dass er sich nun genau überlegen musste, welche Rollen er annehmen konnte und welche nicht.

Fox, geboren in Vancouver, war ein verträumtes Kind, in der Schule hing er immer ein bisschen hinterher. Aber bereits mit 15 Jahren ergatterte er seine erste Hauptrolle im kanadischen Fernsehen. Nach diversen Auftritten in TV-Serien machte er mit dem Disney-Film "Wahnsinnsjagd um Mitternacht" (1980) den ersten Schritt nach Hollywood und auf die große Leinwand. Mit gerade 18 Jahren war Fox nach Los Angeles gezogen und schlug sich zunächst mit Nebenrollen durch - "ich war total pleite und hatte nicht mal ein Telefon".

Seit 1988 ist Michael J. Fox mit Tracy Pollan verheiratet, die er wenige Jahre zuvor am
Seit 1988 ist Michael J. Fox mit Tracy Pollan verheiratet, die er wenige Jahre zuvor am "Familienbande"-Set kennengelernt hatte. (Bild: Universal Studios/Getty Images)

Schulabbrecher mit vierfachem Ehrendoktortitel

Die Sitcom "Familienbande", in der er von 1982 bis 1989 zu sehen war, ebnete ihm schließlich den Weg zum weltweiten Durchbruch - zeitweise schaltete ein Drittel der amerikanischen Haushalte ein. Die Sendung sollte auch für sein Privatleben einen Hauptgewinn bedeuten: Während der Dreharbeiten lernte er die Schauspielerin Tracey Pollan kennen, mit der er seit 1988 eine skandalfreie Ehe führt.

Schließlich wurde Steven Spielberg auf den kindlichen Knirps mit der vermeintlichen Unschuldsmiene aufmerksam und ließ ihm das Drehbuch für "Zurück in die Zukunft" zukommen. Fox sagte zu, auch wenn das bedeutete, dass er den Film neben seiner Arbeit bei "Familienbande" drehen musste und nachts nur drei Stunden Schlaf bekam - "Ich war 24 und dachte mir: 'Warum nicht?!". Der Rest ist Geschichte: Mit Filmen wie "Das Geheimnis meines Erfolges" (1987), "Die Verdammten des Krieges" (1989), "Doc Hollywood" (1991), "Ein Concierge zum Verlieben" (1993) und "The Frighteners" (1996) avancierte Fox zu einem der beliebtesten Schauspieler Hollywoods. Hinzu kam die erfolgreiche Sitcom "Chaos City" (1996 bis 2000), in der er New Yorks zweiten Bürgermeister spielte. Sein letzter Auftritt am Ende von Staffel vier geriet zum nationalen TV-Ereignis.

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Die Parkinsonsymptome konnte er lange Zeit buchstäblich überspielen, doch 1997 ging der heute vierfache Vater mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit. Es war der bislang schwierigste Schritt in seiner märchenhaften Karriere: "Wenn ich die Leute beschwichtigte, dass ich okay bin, wollte ich damit nicht herunterspielen, was für ein schwerer Schlag die Krankheit für manche Menschen ist. Für solche, die nicht die Vorzüge haben, die ich habe, die Angst haben, ihren Job zu verlieren." Fox war von Anfang an ehrlich, offen und nutzte voller Demut die Privilegien, die er als Hollywoodstar hatte. Dank seines Engagements für die Parkinsonforschung trägt der Schulabbrecher heute vier Ehrendoktortitel. Vor allem verlor er aber auch in schweren Zeiten seinen Humor und seinen Optimismus nicht.

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Mit "Zurück in die Zukunft" wurde Michael J. Fox (rechts, mit Christopher Lloyd) zu einem Hollywood-Superstar. (Bild: Universal Pictures)

Der vierfache Golden-Globe-Gewinner beendete bereits im Jahr 2000 offiziell seine Schauspielkarriere, war danach aber trotzdem noch oft zu sehen - wenn auch nicht mehr auf der großen Leinwand. In der Krankenhaus-Comedy "Scrubs" und den Anwaltsserien "Boston Legal" und "The Good Wife" spielte er trotz körperlichem Handicap Nebenrollen - meist Charaktere mit einer schweren Krankheit. Seine Figur in "Boston Legal" starb beispielsweise an Lungenkrebs, und in der "Michael J. Fox Show" spielte er ab 2013 einen an Parkinson erkrankten Journalisten. Eines möchte Fox weitergeben: Egal bei welchen Leiden, es gehe darum, Krankheit als Teil des eigenen Lebens anzunehmen, man dürfe "sich nicht vor der Wirklichkeit verschließen".

Das zweite Karriereende: "Es gibt für alles eine Zeit"

Wohin auch immer Michael J. Fox heute kommt, zollen Fans und Kollegen dem furchtlosen Kämpfer mit Standing Ovations Respekt. 2015 etwa war Fox, nur einer von vielen denkwürdigen Auftritten, gemeinsam mit Christopher Lloyd für einen "Zurück in die Zukunft"-Sketch in der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel zu Gast. Das Publikum war außer sich, als die beiden aus dem legendären DeLorean ausstiegen, und feierte Michael J. Fox wie einen Superhelden.

Einer von vielen denkwürdigen Auftritten: 2015 schlüpften Michael J. Fox (links) und Christopher Lloyd noch einmal in ihre alten Kostüme, um in der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel das Jubiläum von
Einer von vielen denkwürdigen Auftritten: 2015 schlüpften Michael J. Fox (links) und Christopher Lloyd noch einmal in ihre alten Kostüme, um in der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel das Jubiläum von "Zurück in die Zukunft 2" zu feiern. (Bild: ABC/Walt Disney Television/Randy Holmes/Getty Images)

Bis zuletzt übernahm Michael J. Fox immer wieder Rollen in TV-Produktionen. Er war 2018 für immerhin fünf Folgen in der Serie "Designated Survivor" (mit Kiefer Sutherland) zu sehen sowie 2020 in zwei Episoden von "The Good Fight". Es waren womöglich seine letzten Auftritte als Schauspieler. Fox nutzte die Pandemie-Zeit, um seine Memoiren zu vervollständigen, und erklärte seine Karriere mit Veröffentlichung im November 2020 erneut für beendet. "Es gibt für alles eine Zeit", schreibt er, "und die Zeit, zwölf Stunden täglich zu arbeiten und sieben Seiten voller Dialoge auswendig zu lernen, ist für mich vorbei." Ein Hintertürchen für ein Comeback lässt er sich zwar offen, "weil sich die Dinge immer verändern". Aber ganz egal, wie es für den "unheilbaren Optimisten" Michael J. Fox weitergeht: Er wird immer jemand sein, zu dem man hinaufschaut.

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