Universitätsprofessor Christian Hamm - Zeigen Herzinfarkt-Risiko 30 Jahre früher - Arzt rät: Lassen Sie 3 Blutwerte prüfen

Drei Laborwerte haben sich als geeignet erwiesen, das Risiko für Herzkreislauferkrankungen – darunter Herzinfarkt und Schlaganfall – gut vorherzusagen.<span class="copyright">Getty Images/Yuichiro Chino</span>
Drei Laborwerte haben sich als geeignet erwiesen, das Risiko für Herzkreislauferkrankungen – darunter Herzinfarkt und Schlaganfall – gut vorherzusagen.Getty Images/Yuichiro Chino

Herzkreislauferkrankungen sind bei Frauen oft unterschätzt. Eine neue Studie zeigt, dass drei Laborwerte entscheidend sind, um das Risiko präzise vorherzusagen. Kardiologe Christian Hamm erläutert, warum es wichtig ist, diese Werte regelmäßig zu überprüfen.

Drei Laborwerte zeigen das Risiko bei Frauen für Herz und Kreislauferkrankungen 30 Jahre vorher an

Herzkreislauferkrankungen stehen nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen an erster Stelle der Todesursachenstatistik in Deutschland. Besonders nach der Menopause steigt das Risiko. Jetzt wurde im renommierten New England Journal of Medicine eine Studie bei 27.939 vermeintlich gesunden Frauen veröffentlicht, die im mittleren Alter von 54,7 Jahren über 30 Jahre nachverfolgt wurden.

Drei Laborwerte erwiesen sich als geeignet, das Risiko für Herzkreislauferkrankungen – darunter Herzinfarkt und Schlaganfall – gut vorherzusagen. Das war erstens das hoch-sensitive C-reaktive Protein (hsCRP) ein Biomarker für entzündlichen Prozesse. Als weiterer Prognose Marker konnte das LDL – Cholesterin, der schädliche Anteil des Cholesterins, bestätigt werden. Als dritter Wert erwies sich auch das sogenannte Lipoprotein (a) als ein genetisch bedingter Blutfettindikator. Wenn alle 3 Laborwerte erhöht sind, ist das Risiko am höchsten.

Welche Schlüsse sind daraus zu ziehen?

Das LDL Cholesterin kann man sehr gut durch Diät, Lebensstil und Medikamente beeinflussen. Der Nachweis, dass die Prognose sich darunter verbessert, ist auch erbracht. Das ist die Domäne der allgemein sehr gut verträglichen Medikamentengruppe der Statine, die zu Unrecht bei manchen ein schlechtes Image haben. Statine senken auch den Entzündungsmarker CRP, so dass hier ein doppelter positiver Effekt vorliegt.

Den Entzündungsparameter hsCRP kann man medikamentös direkt durch anti-entzündlich wirksame Antikörper senken. Bei Patienten nach Herzinfarkt konnte man damit tatsächlich signifikant Nachfolgeereignisse verhindern. Ob das auch für „Gesunde“ gilt, bleibt offen und ist leider unbezahlbar teuer.

Das Gift der Herbstzeitlosen „Colchicin“ wirkt in niedrigen Dosierung auch entzündungshemmend und konnte bei bereits gefäßkranken Patienten das Risiko vermindern. Ob das bei noch gesunden mit erhöhtem CRP schon eingesetzt werden sollte, ist ungeklärt.

Zur Senkung des Risikofaktors Lipoprotein (a) gibt es seit kurzem sehr wirksame medikamentöse genbasierte Ansätze. Aber dazu laufen derzeit noch Studien, die prüfen, ob dadurch Herzinfarkte oder sogar Todesfälle verhindert werden. Frühestens Ende nächstes Jahr werden die Ergebnisse vorliegen.

Sollten Sie diese Biomarker nun bestimmen lassen?

Ja, ich meine, das gehört zum Pflichtprogramm der eigenen Gesundheitsvorsorge. Wenn einer dieser Biomarker mit prognostischer Aussagekraft erhöht ist, sollte das mindestens schon mal zur Lebensstiländerung führen: Bewegung, Ernährung, Schluss mit Rauchen. Das weitere sollten Sie dann mit ihrem Hausarzt besprechen.