UNO warnt vor "dramatischer" Zunahme von Sand- und Staubstürmen
Die UNO warnt vor einer "dramatischen" Zunahme von Sand- und Staubstürmen insbesondere in Zentralasien. In einigen Weltregionen habe sich die Menge an Wüstenstaub im vergangenen Jahrhundert verdoppelt, erklärte das Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) am Mittwoch. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen seien verheerend.
Der Anblick dunkler Sand- und Staubwolken, "die alles auf ihrem Weg verschlingen und den Tag zur Nacht machen", sei "eines der einschüchterndsten Naturschauspiele", erklärte UNCCD-Sekretär Ibrahim Thiaw. Es handele sich zugleich um ein "kostspieliges Phänomen", das in Ländern in Nord- und Zentralasien sowie im südlichen Afrika "verheerende Schäden" verursache.
Feinstaubpartikel werden durch die Stürme bis in die Troposphäre - die unterste Schicht der Erdatmosphäre - geblasen, wo sie vom Wind über große Entfernungen weitergetragen werden. "Jedes Jahr gelangen schätzungsweise zwei Milliarden Tonnen Sand und Staub in die Atmosphäre - eine Menge, die dem Gewicht von 360 Pyramiden von Gizeh entspricht", erklärte das UNCCD.
Da Feinstaub tief in die Lunge und sogar in den Blutkreislauf des Menschen eindringen kann, warnt die UNO vor "lebensbedrohlichen" Auswirkungen der Stürme. In Tadschikistan etwa leiden viele Menschen unter Atemwegs- und anderen Gesundheitsproblemen, die nach Angaben von Ärzten durch Sandstürme verursacht wurden.
Nach Angaben der UNO verursachen die Stürme auch große wirtschaftliche Schäden. "Die Welt verliert jedes Jahr fast eine Million Quadratkilometer gesundes, ertragbringendes Land", erklärte das UNCCD. Weltweit waren demnach von 2015 bis 2019 rund 4,2 Millionen Quadratkilometer betroffen - eine Fläche, die so groß ist wie alle fünf zentralasiatischen Länder zusammen.
Gründe für die immer häufigeren Sand- und Staubstürme sind zunehmende Wüstenbildung, Entwaldung und der Klimawandel. In Zentralasien waren Stürme früher selten. Heute beginnen sie oft schon im Frühjahr und dauern in weiten Teilen der Region bis in den Herbst an. Ausgangspunkte sind ausgetrocknete Flächen des Aralsees in Usbekistan, die kasachische Steppe und das benachbarte Afghanistan.
Die Vertragsstaaten des Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) beraten in der usbekischen Stadt Samarkand seit Montag über eine Eindämmung der Wüstenbildung.
mid/cp