"Uns allen gehst du auf den Sack": David Ortega fliegt schon am zweiten Dschungeltag raus
Es ist erst Tag zwei im südafrikanischen Dschungel. Und wahrscheinlich hat Moderatorin Sonja Zietlow recht: Es sei schon so viel passiert wie sonst in einer Woche. Für Zauselbart-Diktator David Ortega ist die Reise schon wieder zu Ende. Und nicht nur bei Hanka Rackwitz liegen die Nerven blank.
Am Ende ist es Winfried Glatzeder, mit 79 Jahren der Camp-Senior und eine der wenigen Insassen, die nicht nur amateurhaft schauspielern, sondern diesen Beruf auch wirklich gelernt haben: Der Veteran der achten "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!"-Staffel wirkt sichtlich geschockt. Und das nicht allein weil er zwischenzeitlich arg beleidigt und hart angegangen wurde. So lästerte etwa Kader Loth frech über das etwas verlebte Aussehen des einstigen Theater- und Film-Stars: "Als ich den das erste Mal sah, dachte ich an den Glöckner von Notre Dame."
Es herrscht ein rauer Ton im Wiederverwertungslager einstiger "IBES"-Größen. Und harsche Bemerkungen fallen ebenso schnell, wie ungeniert mit echten oder gekünstelten Tränen hausieren gegangen wird. Glatzeder kann damit umgehen. Augenzwinkernd bezeichnet er sogar selbst seinen nach einigen Operationen geschundenen und durch "Ersatzteile" wie künstliche Gelenke oder ein Bauchnetz umgebauten Körper als einen Fall für den "Sondermüll" - nach einer Einäscherung.
Glatzeder landet auf der Schand-Bank der drei Wackelkandidaten
Womit er allerdings nicht so gut umgehen kann, ist die Sorge, seine Widersacher, die er sich selbst gerne sucht, nicht offen zu kennen. Und so schimpft er in den Schlussminuten der zweiten Sendefolge: "Ich bin enttäuscht von euch", so Glatzeder. Es gebe mindestens zwei Verräter im Camp.
Was ihn tatsächlich dann doch überraschte und hart traf, war die Unerbittlichkeit des neuen Inszenierungsstils. Schon in kürzester Zeit wurde doch - erstmalig in der Historie der RTL-Dschungelcamps - schon in der gerade mal zweiten Folge ein Lager-Bewohner rausgeschmissen.
Schlimmer noch: Weil diesmal ein anderer Spielmodus herrscht - unter anderem ohne Live-Elemente in der Sendung sowie ohne Anruf-Aufrufe -, wählte nicht das ominöse, undurchsichtige TV-Publikum den ersten Rausflieger aus. Es waren die eigenen Mitbewohner. Und da staunte Winfried Glatzeder nicht schlecht, dass er es doch schon nach einer geheimen Abstimmung in so kurzer Zeit in die Riege der ersten drei Wackelkandidaten - neben Georgina Fleur und David Ortega - geschafft hatte.
"Wenn wir in dem Tempo weitermachen, ist übermorgen Finale"
Ein Gefühl, das Glatzeder nicht zeigte, und auch nicht "spielte": Mitleid für Ortega, den ersten Loser der Sommerstaffel. Mit ihm machte RTL - auch das eine Novelle diesmal - rücksichtslos kurzen Prozess. Sonja Zietlow und Jan Köppen, der nach seiner krankheitsbedingten Einstandsverhinderung in der ersten Sendung jetzt fit für den Moderationsjob war, verkündeten der erstaunten Crew rund um das rauchende Lagerfeuer: Keine Verabschiedung, keine Zeit zum Packen! Wer rausfliegt, muss sofort gehen. "Und dann für immer", so Zietlow böse.
"Heilige Scheiße", war der angemessen derbe Kommentar auf die neuen RTL-Regeln, der Gigi Birofio entfleuchte. Als feststand, dass Ortega der Unglücksrabe der Legenden-Staffel sein würde, modifizierte Moderatorin Zietlow den legendären Show-Mottospruch denkbar spöttisch: "Du bist ein Star - schaff dich hier raus". Und David Ortega machte sich vom afrikanischen Acker. Ende Legende - in so kurzer Zeit. "Wenn wir in dem Tempo weitermachen, ist übermorgen Finale", scherzte Jan Köppen.
Prügel-Drohung für den Mann mit dem Hippie-Bart
Zumindest inhaltlich gab es, was den Rauswurf anging, keinerlei Widerstand - und mit Ausnahme allein von Kader Loth - auch nur wenig Empathie für David Ortega. Der einstige "Köln 50667"-Darsteller, der mit seinem Hippie-Rauschebart auch für Reality-TV-Vielseher kaum wiederzuerkennen wirkte, hatte das dann doch beachtliche Kunststück geschafft, sich innerhalb von nur zwei Tagen komplett unbeliebt zu machen.
Und das vor allem deswegen, weil er als zwischenzeitlicher Camp-Vorsteher erkennbar Freude daran hatte, seine phlegmatischen bis aufreizend "unfolgsamen" Mitbewohner mit Anweisungen und Laber-Attacken zu schikanieren. Unrühmlicher Höhepunkt: Zwischenzeitlich bestand Don David doch sogar darauf, dass man ihn plötzlich sieze. Hä?
Es brauchte wohl Thorsten Legat als aufgepumpte Stimme der Vernunft, der Ortega die gar nicht frohe Botschaft überbrachte: "Uns allen gehst du auf den Sack", schimpfte der Muskel-Popeye. Und Eric Steinfest zischte Ortega eine Warnung zu. "Wenn es keine Kameras gäbe, hätte er dich schon zerlegt." Wie gesagt: Es ist keine Staffel der feinen Zwischentöne. Alle Beteiligten wissen, was von ihnen verlangt wird. Und sie liefern genau das: Krawall!
Eric steht seinen Mann: Zwölf Sterne!
Während man sich im ansonsten weitgehend uneinigen Camp also einig war, dass David Ortega keine Träne nachzuweinen sei, herrschte rasch eine neue Form von Unsicherheit, Aufgebrachtheit und Gereiztheit. Und die hatte - nicht nur - damit zu tun, dass auch Kollegen wie die kurzluntige Hanka Rackwitz mit ihrer Mischung aus Heulsusentum, Gouvernantenhaftigkeit und natur- sowie selbstverliebter Spinnerei sehr großes Potenzial zur Nervensägerei haben.
Es ist ausgerechnet der Held der Runde, der sich vermutlich schon als nächster Sorgen um seine Rolle - sowie die vielen falschen Freunde - um ihn herum machen muss: Eric Stehfest könnte schon bald in die Popularitätsfalle tappen. Er ist im Moment der Typ, auf den sich rund ums Qualmfeuer alle einigen können. Und so wurde er auch (mal abgesehen von Thorsten Legat, der selbstredend gerne die Welt im Alleingang retten möchte) einmütig in die zweite neue Dschungelprüfung gewählt.
Das Gute dabei: Eric wollte das unbedingt. Und dann lieferte er auch. Ihm gelang das Kunststück, sage und schreibe alle zwölf von zwölf möglichen Sternen von einem in einem trüben Tümpel langsam sinkenden Kahn zu holen. Die Prüfung, bei der Stehfest seine zupackenden Hände an allerlei Kriech-, Schnapp- und Stechgetier entlang manövrieren musste, trug den schönen Namen: "Spiel mir das Leid vom Boot". Stehfest blieb standfest - und triumphierte. "Du bist crazy", jubelte da sogar die meistens so zurückhaltende Sonja Zietlow. Und vom "Riesen-Respekt" stammelte Kollege Köppen.
Von der Angst, zu gut zu sein
Eric kehrte also strahlend erfolgreich zurück. Aber auch mit einer Angst, die zunächst komisch wirkte, aber für eine zumindest realistische Einschätzung der Lage steht: Ab sofort hat Eric nur eine Angst - die Angst, "zu gut zu sein". Immerhin ist er jetzt ein übermächtiger Rivale für fast jeden Mitstreiter und jede Mitstreiterin.
Selbst Jan Köppen wurde da ein wenig nachdenklich: "Die Hand, die dich füttert", philosophierte er über den Essenslieferanten Eric, "wird die geschüttelt, oder abgehackt?" Wenig später wurde Dani Büchner schlangenhaft ernst: "Es ist Fluch und Segen", sagte sie über den stehfesten Eric. "Er ist ein Mega-Konkurrent." Legendär erfolgreich könnte eben schon bald heißen: Legendär einsam.