Unschuldige Marokkanerin wird für Terror-Cousine Boulahcen aus Saint-Denis gehalten

Nabila Bakkatha (links) wurde fälschlich für die Islamistin Hasna Aït Boulahcen gehalten.

Nach den Anschlägen von Paris verbreiteten sich die Bilder von Hasna Aït Boulahcen wie ein Lauffeuer. Es hieß, die Cousine des Islamisten Abdelhamid Abaaoud habe sich im Pariser Vorort Saint-Denis als erste Selbstmordattentäterin im Dienste des IS in die Luft gesprengt. Dazu präsentierten angebliche Fotos die Islamistin als wildes Party-Girl. Doch wie es aussieht, ist es nicht Hasna Aït Boulahcen, die sich auf den Fotos unter anderem beim Schaumbad in einer Badewanne zeigt.

Das hielt anglo-amerikanische Medien dennoch nicht von Phrasen wie "Schlampige Selbstmordattentäterin war mal Selfie-besessene Partymaus" ab, wie es zum Beispiel in der "New York Post" hieß. Zum Badewannen-Foto, das aus der britischen "Daily Mail" stammte, titelte die Zeitung "Thug in a Tub" – übersetzt etwa "Gangster in der Wanne".

Wie der US-Sender CNN jetzt berichtete, handelte es sich bei der Frau auf den Party-Bildern jedoch gar nicht um die Terroristin Hasna Aït Boulahcen. Stattdessen soll eine Marokkanerin namens Nabila Bakkatha unschuldig ins Visier der Boulevardpresse geraten sein. Im Gespräch mit CNN berichtete Bakkatha, dass es sich nicht um eine Verwechselung handele – die Fotos seien der Presse absichtlich zugespielt worden. Eine ehemalige Bekannte habe sich an ihr rächen wollen, die leichte Ähnlichkeit zwischen ihr und Boulahcen bemerkt und die Bilder nach den Anschlägen von Paris an französische Journalisten verkauft habe.

Damit machte sie Nabila Bakkatha das Leben zur Hölle. "Mein Leben hat sich drastisch verändert, ich gehe nicht mehr arbeiten und ich kann nicht mehr auf die Straße gehen, weil ich in dauerhafter Angst lebe", so die 32-jährige Marokkanerin, die neun Jahre in Nordfrankreich lebte. "Ich bin mir sicher, dass mir eine Menge Probleme bevorstehen, sollte ich nach Frankreich reisen."

Mittlerweile haben die "Daily Mail" und die "New York Post" die Bilder zwar aus ihren Online-Ausgaben entfernt, bis Nabila Bakkatha wieder ungestört aus dem Haus gehen kann, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen. Die Party-Gerüchte über Aït Boulahcen über die es unter anderem hieß, sie "las nie den Koran, trank gerne und rauchte und hatte den Ruf, dass sie viele Liebhaber hatte" bleiben auf den Seiten von "Daily Mail" und Co. jedoch unverändert.