Unterlegene Bieter prüfen Klagen

Nach dem Vorentscheid der Gläubiger der insolventen Air Berlin zugunsten von Lufthansa und Easyjet droht Ärger. Erste Bieter prüfen Klagen. Die Unterlegenen schießen sich besonders auf die Bundesregierung ein.

Die Detailarbeit über die Aufteilung der insolventen Air Berlin hat noch gar nicht richtig begonnen, da gibt es schon erste Störfeuer. Erste Bieter in dem Poker um die Airline prüfen rechtliche Schritte gegen den Entschluss der Gläubiger, bevorzugt mit Lufthansa und Easyjet über eine Übernahme von Teilen der Fluggesellschaft zu verhandeln.

Der unterlegene Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl schließt rechtliche Schritte nicht aus. Er sei zwar kein Klagehansel, der gerne vor die Gerichte ziehe, sagte der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl dem Handelsblatt: „Ich werde mir aber sehr genau anschauen, wie denn die Absage an uns begründet ist und mir weitere Schritte vorbehalten.“

Auch der Manager Utz Claassen prüft eine Klage. „Wenn das gefingert war, wird es eine gewaschene Kartellklage geben“, sagte ein Sprecher des vorerst unterlegenen Bieters Claassen am Freitag. Beteiligte des Bieterverfahrens hatten bereits die forschen Formulierungen seines Angebotes als juristische Drohung verstanden. Claassen kritisierte auch die geplante Aufspaltung des Unternehmens, die zulasten der Beschäftigten, des Wettbewerbs und des Markenauftritts gehe. „Die Braut wurde nicht geschmückt, offensichtlich wurde sie sogar Stück für Stück hässlich gemacht.“ Air Berlin werde entstellt und verstümmelt, hieß es mit Blick auf gestrichene Langstrecken-Verbindungen. Wöhrl und Claassen hatten für die gesamte Air Berlin geboten.

Der vorläufige Gläubigerausschuss von Air Berlin hatte am späten Donnerstagabend entschieden, bevorzugt Gespräche mit Lufthansa und Easyjet zu führen. Sie sollen bis Mitte Oktober dauern. Wie zu hören ist, soll es dabei im Fall von Lufthansa um die Übernahme der österreichischen Niki, der Ferienflugtochter von Air Berlin, sowie einige weitere Flugzeuge und Mitarbeiter gehen.

Lufthansa hatte erklärt, neben den bereits von Air Berlin gemieteten 38 Flugzeugen weitere 20 bis 40 Maschinen haben zu wollen. Zudem will man bis zu 3000 Mitarbeiter übernehmen. Bei Easyjet geht es dem Vernehmen nach vor allem um Flugzeuge am Standort Berlin sowie einige Verbindungen an Flughäfen wie Hamburg, München oder Düsseldorf.

In einem nächsten Schritt könnten dann noch Gespräche mit Thomas Cook (Condor) über die Übernahme weiterer Teile geführt werden, berichten Insider. Wöhrl betonte, dass er keine Vorwürfe gegen Lufthansa erhebe: „Herr Spohr hat alles richtig gemacht. Man sollte Lufthansa-Aktien kaufen.“

Sein Zorn richte sich gegen die Bundesregierung, insbesondere gegen CSU-Verkehrsminister Alexander Dobrindt und die Sozialdemokratin Brigitte Zypries, die das Wirtschaftsministerium leitet. Beide hatten sich unmittelbar nach der Insolvenz der Airline für einen Verkauf an die Lufthansa ausgesprochen. „Was hier abläuft, ist ein Skandal. Mit der Entscheidung würde das Monopol der Lufthansa verfestigt“, so Wöhrl. Der Unternehmer hatte vor Jahren die Fluggesellschaften dba und LTU übernommen und nach einiger Zeit an Air Berlin verkauft.

Auch der österreichische ehemalige Rennfahrer Niki Lauda zeigte sich über das Vorgehen bei der Zerschlagung von Air Berlin empört. „Es ist unglaublich, in welcher Art und Weise die deutsche Politik die Übernahme der Air Berlin durch die Lufthansa unterstützt hat“, sagte er dem Handelsblatt.

Anders als Wöhrl schließt Lauda, der die heutige Air Berlin-Tochter Niki gegründet hat, rechtliche Schritte allerdings aus: „Meine Hoffnungen ruhen auf den Kartellbehörden in Österreich. Sie können ein Monopol noch verhindern.“ Lauda hatte zusammen mit Thomas Cook geboten.

„Wir hatten ein gutes Angebot vorgelegt, das vorsah, die 22 Flugzeuge der österreichischen Niki zu übernehmen und damit eine Charterfluggesellschaft aufzubauen. Damit wäre zumindest der Wettbewerb bei den Ferienfliegern aufrechterhalten worden. Die Chance ist nun vertan“, sagte Lauda.

Unterdessen hat in Korneuburg bei Wien das dortige Landesgericht den Insolvenzantrag der Air-Berlin-Tochter Niki als unbegründet zurückgewiesen. Ein österreichischer Reiseveranstalter hatte am vergangenen Mittwoch einen entsprechenden Antrag wegen ausstehender Zahlung eingereicht. Die Summe ist aber von Niki bereits beglichen worden. So hatte sich der Grund für den Insolvenzantrag in Österreich erledigt.

Mit Material von dpa.