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"Es ist eine Unterstellung": Sandra Maischberger reagiert auf Kritik an rein weißer Talkshow-Besetzung

Nach dem Shitstorm um ihren ARD-Talk zum Thema Rassismus hat sich nun Gastgeberin Sandra Maischberger erstmals ausführlich in einem Interview gerechtfertigt. Die Kritik basiere im Wesentlichen auf einem Missverständnis und schlechter Kommunikation, versicherte sie.

Kann man mit fünf weißen Talkshow-Gästen über das Thema Rassismus sprechen? Kann man natürlich - aber eine gute Idee ist das wohl nicht. Am vergangenen Mittwoch musste die Redaktion des ARD-Polittalks "maischberger. die woche" lernen, dass die Social-Media-Gemeinde empfindlich reagieren kann, wenn - zumal in angespannten Tagen wie diesen - jene Minderheiten vom öffentlichen Diskurs ausgeschlossen werden, um die es gehen soll. Es brach ein Shitstorm über die Sendung herein, der auch die Moderatorin kalt erwischt hat, wie sie nun in einem Interview mit dem Medienmagazin "DWDL.de" gestand.

"Wir sind immer sehr darum bemüht, alle Gruppen zu berücksichtigen - ob das Menschen mit Migrationshintergrund sind, Frauen, oder Ostdeutsche", beteuerte die gerade mit einer Fernsehpreis-Nominierung bedachte Talk-Gastgeberin im Gespräch. Die Kritik an der Gästeauswahl habe sie auch deshalb überrascht, "weil sie auf falschen Fakten basierte". Grund für die Aufregung war aus Maischbergers Sicht "eine missverständliche Ankündigung". Es sei der Endruck entstanden, "dass wir mit fünf weißen Gästen über das Thema Rassismus sprechen wollen. Die fünf Menschen, die kommuniziert wurden, waren allerdings ursprünglich in erster Linie nicht zu diesem Thema eingeladen."

So sei Außenminister Heiko Maas zur Aufhebung der Reisewarnung eingeladen worden, die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff zum Stand der Corona-Forschung. "Und mit den drei Journalistinnen und Journalisten sollte es um das Konjunkturpaket der Bundesregierung gehen - das sollte unter Wirtschafts-Aspekten mit Anja Kohl, unter Umwelt-Gesichtspunkten mit Dirk Steffens und zu politischen Fragen mit Jan Fleischhauer diskutiert werden. Das war also ein Fehler in der Kommunikation, das muss man klar sagen." Jedoch sei die Gästeliste zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vollständig gewesen.

"Es war ganz sicher kein Last-Minute-Gedanke"

So habe man bereits am Sonntag angefangen, für die am Mittwoch stattfindende Sendung "einen Gesprächspartner in den USA zu recherchieren". "Daraufhin bekamen wir unter anderem einen Hinweis auf Priscilla Layne, die uns aufgrund ihres Forschungsschwerpunkts empfohlen wurde. Es ist also eine Unterstellung, dass wir mit ihrer Einladung auf die Kritik reagiert hätten. Das ist schlicht falsch."

Jene Priscilla Layne hatte selbst die Mutmaßung geäußert, sie sei eine Art Notbesetzung auf den Druck des Shitstorms hin. Gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" bestätigte sie, erst am Dienstagnachmittag kontaktiert worden zu sein, und kritisierte überdies: "Es ist problematisch, dass keine schwarze Deutsche in der Talkshow sitzt. Ich kann verstehen, dass sie eine schwarze Amerikanerin einladen wollten, die Deutsch kann. Aber es wäre sehr wichtig, jemanden aus der schwarzen deutschen Community dabei zu haben."

Im "DWDL.de"-Gespräch widersprach Sandra Maischberger dem entstandenen Eindruck nun entschieden: "Es war ganz sicher kein Last-Minute-Gedanke, einen schwarzen Gast dazu einzuladen. Wir wollten das Thema mit einer Person diskutieren, die nicht nur qua Hautfarbe eine Expertise mitbringt, sondern sich damit auch beruflich auseinandersetzt. Und auch noch fließend Deutsch spricht. Das war innerhalb von drei Tagen nicht ganz einfach zu lösen. Aber das ist unser normaler Redaktionsablauf."