Urlauberschwemme in Skandinavien - „Absolut widerlich“: Nun ächzt schwedische Insel unter Touristenansturm
Zu viele Touristen an einem Ort – neben Venedig, Barcelona und Mallorca hat nun auch Schwedens Sonneninsel Gotland ein Problem. Über eine Million Touristen überrennen die kleine Ostsee-Insel im Sommer. Bei den Einheimischen regt sich Ekel und Widerstand.
Venedig, Barcelona, Mallorca – diese beliebten Ferienziele sind nicht nur wunderschön, sondern auch überlaufen. So extrem, dass sich schon seit langem Ärger darüber unter den Einheimischen breit macht . So protestieren gerade auf Mallorca Bürger vehement gegen Massentourismus: „Wir wollen, wenn auch nur für ein paar Stunden, daran erinnern, dass der Strand allen Mallorquinern gehört“, sagte etwa der Aktivist Eloy der Zeitung „Diario de Mallorca“. Mit Spruchbändern wie „Besetzen wir unsere Strände“ oder schlicht „Es reicht“ machten sie am Wochenende auf am Strand am Ballermann auf ihren Ärger aufmerksam. „Die Aktion richtet sich nicht gegen sie, sondern gegen das Tourismusmodell“, erklärte Eloy.
Schon seit Monaten immer wieder Demos auf Mallorca
Solche Aktionen an Stränden gab es schon öfter auf der liebsten Urlaubsinsel vieler Deutscher: Mehrere Zehntausend Menschen hatten sich im Mai und Juni an zwei friedlichen Demonstrationen in Palma gegen die Auswüchse des Tourismus beteiligt. Auch in anderen Touristenzentren Spaniens kam es zu Protestaktionen. Die Kritiker beklagen vor allem die hohen Lebenshaltungskosten und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum infolge des Massenansturms von Urlaubern.
Über eine Million Urlauber überrennen die Insel Gotland im Sommer
Nun zählt wohl auch Schweden zu den Reisezielen, die immer mehr unter dem Touristenansturm ächzen. Denn gerade in Westschweden habe sich nach Daten von Eurostat der Tourismus in den vergangenen Jahren verdoppelt, berichtet der „ Tagesspiegel “. Widerstand rege sich vor allem auf der Insel Gotland unter den rund 61.000 Einheimischen.
Das Problem: In den Sommermonaten werde die knapp 3000 Quadratkilometer große Insel in der Ostsee von einer Million Urlaubern überrollt. „Der Juli ist absolut widerlich“, beschwerte sich eine Inselbewohnerin gegenüber der schwedischen Tageszeitung „Dagens Nyheter“. Ihre Forderung: Eine Begrenzung der Touristenzahl für die Insel. Denn gerade im Juli ziehe es Massen junger Urlauber aus Stockholm anlässlich einer Partywoche auf die Insel.
Wohnraum auf Gotland teilweise teurer als in Großstadt Malmö
Nicht nur der dadurch verursachte Lärm und Dreck mache den Bewohnern zu schaffen, sondern auch der Wohnungsmarkt. So werde auch hier Wohnraum zurückgehalten bzw. nur für die Monate außerhalb der Saison an Einheimische vermietet, nur damit man ihn im Sommer für teuer Geld kurzfristig an Touristen zu vermieten kann – ein lukratives Geschäft. Das sei für Gotland verheerend, klagte ein Einwohner aus Visby, der größten Stadt der Insel, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen SVT, berichtet der „Tagesspiegel “ weiter. So seien die Quadratmeterpreise teilweise höher als in der Stadt Malmö – immer eine der größten Städte Schwedens.
Umweltprobleme durch Tourismus – Wasserknappheit im Sommer
Ähnlich wie in Südeuropa kommt es sogar auf Gotland im Sommer wegen der Touristenschwemme zu Wasserknappheit. Aufgrund niedriger Grundwasserstände werden Besucher sogar dazu aufgefordert, in der Ostsee zu baden, statt zu duschen, berichtet der „Tagesspiegel“ weiter. Eine Forscherin, die zu nachhaltigem Tourismus forscht, spricht sich daher für die Einführung einer Umweltgebühr aus, „um eine kontinuierliche Finanzierung für die Erhaltung und den Schutz der Natur sicherzustellen“.