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Warum viele US-Bundesstaaten Baggy Pants immer noch verbieten wollen

Baggy Pants zu tragen ist weniger ein Fashion-Statement als eine politische Stellungnahme – und nun versucht ein weiterer US_Bundesstaat, sie zu verbieten.

Laut South Carolinas „Bill 4957“ begeht jeder, der mit einer Hose erwischt wird, die mehr als 7,5 cm unter dem Hüftknochen sitzt und dadurch Haut zeigt, eine Ordnungswidrigkeit. Das Gesetz richtet sich übrigens gegen Männer, nicht gegen Frauen.

Wer erstmals erwischt wird muss umgerechnet 20 Euro Strafe zahlen, beim zweiten Mal werden 40 Euro oder bis zu drei Stunden gemeinnützige Arbeit fällig. Wer drei Mal oder noch öfter erwischt wird, muss 60 Euro zahlen und bis zu sechs Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

Der Abgeordnete Wendell Gilliard erklärt Yahoo Lifestyle, er habe das Gesetz ursprünglich mit initiiert, habe seinen Namen aber am Mittwoch streichen lassen, da nach dem Schul-Amoklauf in Florida am 14. Februar wichtigere Angelegenheiten anstanden. Das Gesetz werde jedoch noch immer diskutiert und Gilliard würde es gerne sehen, wenn das Thema auf lokaler Ebene weiterverfolgt würde.

Ein Zeichen “des Anstands und Respekts”

„Hosen sollten als Zeichen des Anstands und des Respekts über der Hüfte getragen werden“, sagt Gilliard Yahoo Lifestyle. „Die ist eine Modeerscheinung aus der Musikbranche, und Kids aller Hautfarben machen mit.“

Baggy Pants sind in anderen Städten in South Carolina bereits verboten, ebenso in Teilen Georgias, Louisianas, Floridas und New Jerseys. Zahlreiche Clubs und Restaurants haben den Style mit Verweis auf die Etikette verbannt – trotz Kritik, dass die Vorschrift rassistisch anmute. 2013 stellte ein McDonald’s-Franchise-Nehmer in mehreren seiner Restaurants in Dallas Schilder auf, auf denen stand: “In diesem Restaurant sind Hängehosen verboten“. (Kinder unter drei Jahren waren Berichten zufolge ausgenommen.)

Bild: Getty Images
Bild: Getty Images

Witzigerweise argumentierten Gesetzgeber in Pikesville, Tennessee, Baggy Pants würden die Gehfähigkeit beeinträchtigen. Laut der Verordnung „gibt es Beweise, die nahelegen, dass das Tragen von Baggy Pants der Gesundheit des Trägers schadet und eine falsche Gangart verursacht“. Laut National Public Radio soll sich der Bürgermeister sogar auf eine Studie – die sich als Internet-Fake herausstellte – bezogen und behauptet haben, Baggy Pants würden bei Männern vorzeitiger Ejakulation führen.

Selbst Obama schaltete sich in die Debatte ein

Selbst der ehemalige Präsident Barack Obama äußerte 2008, als er seine Meinung zu dem Trend und sagte MTV: „Hier ist meine Einstellung: Ich glaube es ist Zeitverschwendung, ein Gesetz gegen Leute mit Baggy Pants zu verabschieden. Wir sollten uns darauf konzentrieren, Jobs zu schaffen, unsere Schulen zu verbessern, eine Krankenversicherung zu schaffen, uns mit dem Krieg im Irak befassen. Jeder Amtsträger, der sich über Baggy Pants Gedanken macht, sollte wahrscheinlich mal Zeit damit verbringen, sich auf die wahren Probleme da draußen zu konzentrieren.“

Obama fügte hinzu: „Trotzdem sollten die Leute ihre Hosen hochziehen. Ihr seid mit eurer Mutter, euer Großmutter unterwegs und eure Unterhose ist sichtbar… Was falsch daran ist? Kommt schon. Es gibt ein paar Probleme, die wir haben, wegen denen man kein Gesetz verabschieden muss, aber das bedeutet nicht, dass die Leute nicht ihren Verstand benutzen und etwas Respekt für andere haben können. Und, naja, manche Leute wollen vielleicht nicht eure Unterwäsche sehen – mich eingeschlossen.“

Warum werden Baggy Pants verboten?

Der Grund für die Schlabberhosen-Verbote lieferte reichlich Stoff für Diskussionen, und viele behaupten, sie sei rassistische oder klassenbedingt.

Laut dem Lokalsender SCNow lehnte zum Beispiel Stadträtin Cheryl Qualls 2016 ein Gesetz gegen Baggy Pants in Timmonsvill, S.C. ab und sagte: „Es wird die Diskriminierung mancher unserer Kinder hier in Timmonsville und im ganzen Land verstärken. Wenn ein Kind sich die 40 Euro für eine Hose leisten kann, die so designt ist, dass die Unterhose sichtbar ist und ein anderes Kind nicht und sie sind zusammen und das Kind, dass sich die Designer-Hose um 40 Euro nicht leisten kann, ist genauso angezogen wie sein Freund, dann bestrafen Sie die Mutter des Kindes, die sie sich nicht leisten kann.“

Laut Anita Jones Thomas, Dekanin des College of Applied Behavoir Sciences an der University of Indianapolis und Expertin für multikulturelle Psychologie, liefern die Ursprünge der Baggy Pants die Erklärung der Kontroverse.

„Gegen Ende der 1980er verboten Gefängnisse Gürtel weil sie Bedenken hatten, dass die Insassen diese einsetzen könnten, um Selbstmord zu begehen“, erklärt Thomas Yahoo Lifestyle. „Es war eine Reaktion auf eine Häufung psychischer Probleme, die besonders Afroamerikaner betreffen, die überproportional häufig in den Gefängnissen inhaftiert sind.“

Gleichzeitig übernahmen Rapper den lässigen Style und machten ihn zum Modetrend. „Heute veranstalten viele afroamerikanische Kirchen Etikette-Programme, mit denen sie Jungs die Herkunft des Baggy-Styles erklären“, so Thomas weiter.

Aber die Antwort auf die Frage, ob Gesetze gegen Schlabberhosen verfassungswidrig sind, ist nicht ganz eindeutig. „Wenn man es genau nimmt, dann nicht, aber das hängt davon ab, wie die Gesetze umgesetzt werden“, erklärt Shaundra Young Scott, Executive Director der Zweigstelle des American Civil Liberties Union in South Carolina, Yahoo Lifestyle. „Wenn sie eingesetzt werden, um eine bestimmte Gruppe von Menschen zu diskriminieren oder um von der Hautfarbe motivierte Polizeikontrollen durchzuführen, dann ist die Antwort ja.“

Sie fügt hinzu: „Wir müssen uns fragen, wem es gestattet ist, Anstand zu definieren. Jemand könnte argumentieren, der Hidschab, Gothic-Kleidung oder bestimmte Frisuren seien anstößig. Es gibt so viele Wege, ‚Mode-Verbote‘ zu interpretieren.“

Hier liegt laut Scott das Kernproblem: „Die Mehrheit der Leute, die Baggy Pants tragen, sind Minderheiten oder arme Menschen und Baggy Pants zu verbieten, könnte Diskriminierung oder Belästigungen verstärken, die sie ohnehin schon tagtäglich erleben.“

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Elise Solé