Kiew: Moskau will durch Drohnen-Absturz Ausweitung des Krieges erreichen
Nach dem Absturz einer US-Aufklärungsdrohne über dem Schwarzen Meer hat die Ukraine Russland vorgeworfen, weitere Parteien in den Ukraine-Krieg hineinziehen zu wollen. Aus Kiew hieß es am Mittwoch, Russland wolle "den Einsatz immer weiter erhöhen". Washington machte Moskau für den Absturz verantwortlich, Russland wies dies zurück.
Der Zwischenfall über dem Schwarzen Meer sei von Russland provoziert worden, erklärte der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, im Kurzbotschaftendienst Twitter. So signalisiere Präsident Wladimir Putin, dass er bereit sei, den Ukraine-Krieg auf andere Parteien auszuweiten.
Nach Angaben der US-Streitkräfte war die Drohne vom Typ MQ-9 Reaper am Dienstagmorgen auf einem Routine-Aufklärungsflug über dem Schwarzen Meer. Zwei russische Kampfflugzeuge vom Typ Su-27 hätten die Drohne auf "gefährliche und unprofessionelle" Weise im internationalen Luftraum abgefangen.
Einer der russischen Jets habe den Propeller der Drohne beschädigt, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryde. Das unbemannte Fluggerät sei danach "nicht flugfähig" und "unkontrollierbar" gewesen und sei daraufhin von den US-Streitkräften zum Absturz gebracht worden. Das US-Außenministerium bestellte nach dem Vorfall den russischen Botschafter in Washington ein.
Das russische Verteidigungsministerium bestritt, dass seine Kampfjets für den Absturz der Drohne verantwortlich gewesen seien. Zwar hätten die Kampfflieger die US-Drohne abgefangen. Es habe aber keinerlei "Kontakt" gegeben, auch hätten die Kampfjets ihre Waffen nicht eingesetzt.
Vielmehr sei die US-Drohne nach einem "abrupten Manöver" in einen "unkontrollierten Flug mit einem Höhenverlust" übergegangen und dann auf die Wasseroberfläche aufgeschlagen, erklärte das Ministerium. Die Drohne sei "in der Zone der Krim-Halbinsel" geortet worden, die von Russland annektiert ist. Das unbemannte Fluggerät sei "in Richtung" der russischen Grenze geflogen.
Die Angaben Russlands wurde vom Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, umgehend zurückgewiesen. "Wie weisen das Dementi Russlands zurück", sagte er dem Fernsehsender CNN. Zugleich gab er bekannt, dass die USA "Maßnahmen ergriffen" hätten, um das Fluggerät zu bergen. "Wir wollen natürlich nicht, dass es jemand anderes in die Hände bekommt als wir."
Der russische Botschafter in Washington forderte die USA am Mittwoch auf, "feindliche" Flüge nahe der russischen Grenze einzustellen. "Wir gehen davon aus, dass die Vereinigten Staaten von weiteren Spekulationen in den Medien Abstand nehmen und Flüge in der Nähe der russischen Grenze stoppen", schrieb Anatoli Antonow im Onlinedienst Telegram. "Wir betrachten jede Aktion mit dem Einsatz von US-Waffen als offen feindlich."
Am Schwarzen Meer liegen unter anderem die Ukraine, gegen die Russland Krieg führt, und die Halbinsel Krim. Die USA fliegen schon seit langer Zeit Aufklärungsflüge über dem Schwarzen Meer und beobachten dabei russische Marineeinheiten.
Nach Angaben des Pentagon kommt es immer wieder vor, dass russische Kampfjets US-Flüge abfangen. Das bedeutet aber normalerweise lediglich, dass Kampfjets Flüge eine zeitlang begleiten und möglicherweise zum Abdrehen auffordern.
mhe/ju