US-Militärexpertin klärt auf - Das steckt hinter den Gummireifen auf russischen Militärflugzeugen

Dieses Satellitenbild von Maxar Technologies zeigt, wie Reifen am 28. August 2023 auf einem Tu-95-Bomber auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels nahe Saratow in Russland platziert wurden.<span class="copyright">picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited</span>
Dieses Satellitenbild von Maxar Technologies zeigt, wie Reifen am 28. August 2023 auf einem Tu-95-Bomber auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels nahe Saratow in Russland platziert wurden.picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited

Vor einem Jahr sorgten Satellitenbilder von russischen Militärflugzeugen, die mit Gummireifen bedeckt waren, für zahlreiche Spekulationen unter Experten. Jetzt scheint des Rätsels Lösung gefunden zu sein.

Nach Informationen von „ntv“ begann das russische Militär im Spätsommer 2023 damit, die Tragflächen einiger ihrer Militärflugzeuge, darunter Langstreckenbomber vom Typ Tu-95, mit Gummireifen zu bedecken.

Bilder von diesem ungewöhnlichen Anblick bei zwei dieser Langstreckenbomber auf dem südrussischen Militärflugplatz Engels wurden damals im September vom US-Unternehmen Maxar Technologies veröffentlicht und lösten viele Diskussionen aus.

Moore enthüllt Ziel der Reifen-Manöver

Schuyler Moore, Technische Direktorin des US-Zentralkommandos (CENTCOM), äußerte sich in einer Gesprächsrunde der US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) nun zu diesem Thema.

Sie erklärte, die Maßnahme ziele offenbar darauf ab, die Zielerfassung moderner präzisionsgelenkter Munition zu verwirren. „Wenn man Reifen auf die Flügel legt, haben viele Computer-Vision-Modelle Schwierigkeiten zu erkennen, dass es sich um ein Flugzeug handelt“, sagte Moore laut „ntv“.

Gummireifen und Tarnanstriche verwirren Zielsuche

Moderne präzisionsgelenkte Munition nutzt laut „ntv“ oftmals Zielsucher, die ein Bild des anvisierten Ziels mit einer vorher angelegten Datenbank vergleichen. Optische Veränderungen, wie sie durch die Gummireifen erzielt werden, können dieses System demzufolge aber in die Irre führen.

Deshalb bemalte Russland teilweise auch die Flugzeuge und bedeckte sie anschließend mit Reifen, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur „RBC Ukraine“.

Auch thermatisches Bild entscheidend

Moore betonte „ntv“ zufolge die Notwendigkeit, die Zielsucher kontinuierlich mit künstlicher Intelligenz zu trainieren. Nur so können sie flexibel auf optische Veränderungen reagieren und die Zielerfassung zuverlässig gewährleisten.

Laut „RBC Ukraine“ hieß es aber auch, dass nicht nur das visuelle Bild, sondern vor allem auch die thermische- bzw. Wärme-Signatur durch die Reifen beeinflusst werden kann.

Beispielsweise nutzen Storm Shadow-Marschflugkörper der ukrainischen Nachrichtenagentur zufolge einen Wärmesuchkopf, der das Bild des Ziels mit einem Referenzmodell abgleicht. Demnach könnte die Maßnahme auch darauf abzielen, die thermische Erkennung der Flugzeuge zu erschweren.

Ukrainische Drohnen treffen mit Reifen bedeckte Tu-22M3-Bomber

Defense Express“, ein ukrainisches Fachmedium, wiederum erläuterte, dass eine neuronale Netzwerksoftware in einer intelligenten Rakete russische Muster schnell erkennen könne, wenn sie gezielt darauf trainiert werde. Das könnte dann auch dabei helfen, strategische russische Flugzeuge am Boden auszuschalten, so der Bericht.

Das sei ukrainischen Langstreckendrohnen auch bereits gelungen. Dabei hätten diese mit sogenannter „maschineller Sicht“, die ebenfalls Elemente künstlicher Intelligenz nutzt, erfolgreich Tu-22M3-Bomber auf dem Luftwaffenstützpunkt Olenya getroffen und abgeschossen, berichtet „Defense Express“. Alle Tu-22M3-Bomber in Olenya waren zu diesem Zeitpunkt mit Reifen bedeckt, so das Medium.