US-Militär macht sich mit Tweet zu Atomwaffenarsenal lächerlich
Ausgerechnet jene Einheit des US-Verteidigungsministeriums, die für die Atomstreitkräfte zuständig ist, hat auf Twitter zu einem Artikel mit fehlerhaften Informationen über das Atomwaffenarsenal des Landes verlinkt. Der Spott im Netz ist nun dementsprechend groß.
Atomwaffen sind seit Donald Trumps Präsidentschaft wieder häufiger Gesprächsthema in den USA – etwa im schwelenden Konflikt mit Nordkorea. Im September warnte der US-Präsident in einer Rede vor den Vereinten Nationen etwa, das Regime in Pjöngjang „vollständig zu zerstören“. Damit, so waren sich Experten und Beobachter einig, konnte nur der Einsatz von Nuklearwaffen gemeint sein.
Doch abgesehen von etwaigen Drohungen: Über wie viele Atomwaffen verfügen die USA überhaupt? Und wo sind diese stationiert? Offenbar weiß man das ausgerechnet im Pentagon so genau. Denn das dem Ministerium zugehörige US Strategic Command, das für die Kontrolle der Atomwaffen des US-Militärs zuständig ist, verlinkte neulich auf Twitter zu einem Artikel, der fehlerhafte Informationen über das Atomwaffenarsenal des Landes enthält.
Der Tweet zitierte folgende Passage aus einem Bericht des Senders KPNX: „Das Herz der nuklearen US-Triade ist die U-Boot-Flotte, die für 70 Prozent der Feuerkraft verantwortlich ist.“ Jenes Zitat enthält zwar noch keine Falschinformation, doch der Text, aus dem die Passage stammt, enthält gleich zwei Irrtümer bezüglich des amerikanischen Atomwaffenprogramms.
"The teeth of the U.S. nuclear triad is the submarine fleet, accounting for 70 percent of the firepower" – Cmdr. James Hurt, commander of Ohio-class ballistic missile submarine USS Kentucky (SSBN 737).https://t.co/k83yqRRqF9 pic.twitter.com/27DvW9cphy
— US Strategic Command (@US_Stratcom) November 15, 2017
Der Artikel, zu dem der Twitter-Account des US Strategic Command verlinkt, behauptet nämlich, dass die USA ihre Atomwaffensprengköpfe in „geheimen Silos“ lagerten. Zudem heißt es, dass B1-Bomber die Sprengköpfe jederzeit abwerfen könnten. Beide Aussagen sind allerdings falsch, wie einige Experten sehr schnell anmerkten: Die Silos sind längst nicht mehr geheim, und die B1-Bomberflotte wurde nach Ende des Kalten Krieges komplett auf konventionelle Bewaffnung umgerüstet.
Einer der Ersten, der die Behörde darauf aufmerksam machte, war der Politikwissenschaftler Vipin Narang, der am renommierten Massachusetts Institute of Technology unterrichtet.
Er schrieb: „Was zur Hölle, Jungs? Kommt schon. Geheime Silos und B1? Verbreitet nicht falsche Informationen über offizielle Kanäle.“
What the hell guys. C’mon. Secret silos and B-1s? Don’t spread false information through the official handle. https://t.co/w96hVSbcr6
— Vipin Narang (@NarangVipin) November 15, 2017
Ein anderer Twitter-User schrieb sarkastisch: „Silos, die so geheim sind, dass Wikipedia die Standorte auf deren geheimer Seite auflistet.“
Silos so secret that @Wikipedia has the silo locations listed on their secret webpage https://t.co/V3drx1WHQZ
— Richard Michael Heim (@RichardMHeim) November 15, 2017
Der Verteidigungs- und Strategieexperte Van Jackson machte in seiner Twitter-Reaktion auf eine fatale Konsequenz aufmerksam: „Dieser Tweet erklärt die B1-Bomber offiziell für nukleartauglich, was Nordkorea betrifft. Nordkorea war ohnehin schon empfänglich, das zu glauben – nun ist es für immer in Stein gemeißelt.“
This tweet officially makes the B-1 nuclear capable for NK; NK was already predisposed to believe that–now it's forever etched in stone pic.twitter.com/xc24kuWnPD
— Van Jackson (@WonkVJ) November 15, 2017
B1-Bomber haben laut „CBS News“ erst vor wenigen Wochen an einer Militärübung nahe der koreanischen Halbinsel teilgenommen. Das Portal „Vox“ macht auf eine zukünftige Gefahr aufmerksam: Würden die Nordkoreaner den Bericht von KPNX für bare Münze nehmen, könnten sie eine US-Übung von B1-Bombern nahe ihrer Grenze als nukleare Bedrohung einstufen. Die Konsequenzen könnten fatal sein.
Das Militär teilte mit, dass mit KPNX Kontakt aufgenommen worden sei, um die Fehler zu korrigieren.