US-Army entlässt „kommunistischen Kadetten“

„Rot Front!“ Mit Kommunistengruß und versteckter Botschaft machte sich Spenser Rapone nicht gerade viele Freunde in den USA. (Bild: AP Photo)
„Rot Front!“ Mit Kommunistengruß und versteckter Botschaft machte sich Spenser Rapone nicht gerade viele Freunde in den USA. (Bild: AP Photo)

Sie ist die wohl berühmteste Militäreinrichtung der ganzen USA: West Point im Bundesstaat New York. Weil ein Absolvent der Akademie den Kommunismus verherrlichte, hat sich die US-Army nun von dem jungen Offizier getrennt.

Spenser Rapone, der es in den USA als „Commie Cadet“ („kommunistischer Kadet“) zu zweifelhafter Berühmtheit brachte, wurde von der US-Armee unehrenhaft entlassen – ein Schicksal, das Absolventen der traditionsreichen Kaderschmiede West Point nur sehr selten ereilt.

Der 26-Jährige hatte im Mai 2016 bei der Abschlusszeremonie mehrere provokante Selfies von sich gemacht, die er im September 2017 aus Solidarität mit dem Football-Spieler Colin Kaepernick auf Twitter postete. Kaepernick war der erste US-Sportler, der während der Nationalhymne kniete und so gegen Rassendiskriminierung protestierte.

Nachdem Rapone seine Fotos auf Twitter veröffentlicht hatte, leitete das US-Militär eine Untersuchung ein, die nun zur unehrenhaften Entlassung Rapones, mittlerweile Leutnant, geführt hat. Rapone hatte unter anderem bei seiner Abschlussfeier ein Foto gemacht, auf dem er seine Militärmütze in den Händen hält. Auf der Innenseite der Kopfbedeckung steht geschrieben: „Communism will win“ („Der Kommunismus wird siegen“).

Auf einem weiteren Foto zeigte er, dass er unter seiner Uniform ein T-Shirt mit dem kubanischen Revolutionär Che Guevara trug. Über seine Beweggründe hat Rapone offen gesprochen. Sein Weg zum Kommunismus habe während eines Einsatzes als Army Ranger in Afghanistan begonnen. Das Geschichtsstudium an der Militärakademie West Point habe seine Ansichten dann bestätigt.

Mit Sozialisten-Shirt vor einem US-Militärmonument. (Bild: AP Photo)
Mit Sozialisten-Shirt vor einem US-Militärmonument. (Bild: AP Photo)

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) sagte Rapone: „Ich betrachte mich als revolutionären Sozialisten.“ Er rate allen Armeeangehörigen mit einem Gewissen, die Waffen niederzulegen und sich ihm und anderen anzuschließen, um „den Agenten des Imperialismus nicht weiter zu dienen und sich einer revolutionären Bewegung anzuschließen.“

In Afghanistan war Rapone im Jahr 2011 in der Provinz Chost stationiert. „Wir waren Tyrannen in einer der ärmsten Gegenden der Welt“, sagt Rapone heute über den Einsatz. Am Anfang seiner Ausbildung habe er noch gedacht, innerhalb des Militärs Veränderungen herbeiführen zu können. „Ich war noch immer ein Idealist.“

Unter der Kadettenuniform trägt Rapone ein Che-Guevara-Shirt. (Bild: AP Photo)
Unter der Kadettenuniform trägt Rapone ein Che-Guevara-Shirt. (Bild: AP Photo)

Bei West Point habe Rapone sich nur beworben, weil er nicht das Geld für ein College-Studium hatte. Die Militärakademie hält ein Kontingent an Studienplätzen für aktive Soldaten bereit. Von dem demokratischen Politiker Jason Altmire bekam er dafür eine Empfehlung. Laut Altmire habe Rapone im Jahr 2010 einen guten Eindruck hinterlassen: „Er war ein Schüler mit ausgezeichneten Leistungen, ein Athlet und ein vorbildlicher Bürger, der sich in der Gesellschaft ehrenamtlich engagierte“, so der Politiker.

Obwohl Rapone bereits vor den Twitter-Fotos unter anderem durch seinen Geschichtsprofessor für seine kommunistischen Ansichten kritisiert wurde, ließ ihn die Militärakademie zunächst gewähren. Zwar wurde Rapone damals verwarnt, durfte seine Ausbildung aber zu Ende bringen. Seine Entlassung kommentierte er nun auf Twitter (wo er unter dem Namen des 68er-Aktivisten Rudi Dutschke postet) mit einem Foto, auf dem er seinem letzten Stationierungsort den Stinkefinger zeigt.

Über seine jetzige Situation sagt Rapone: „Natürlich ist meine Karriere im Militär nun vorüber. Aber andererseits bekomme ich so viel Unterstützung. Es gibt viele Veteranen – im aktiven Dienst oder nicht – die wie ich empfinden.“ Im Juli wird Rapone bei einer sozialistischen Konferenz in Chicago als Gastredner auftreten.