US-Notenbank senkt Leitzins um 0,5 Prozentpunkte
Wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl hat die Notenbank (Fed) am Mittwoch erstmals seit Jahren den Leitzins gesenkt - und dabei gleich eine Reduzierung um 0,5 Prozentpunkte vorgenommen. Der Zinssatz liegt nun zwischen 4,75 und 5,0 Prozent, wie die Fed in Washington mitteilte. Die Entscheidung zur Senkung der Kreditkosten und Stimulation der Nachfrage wurde von US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris begrüßt.
Die erste Leitzinssenkung der Fed nach mehr als vier Jahren fiel stärker aus als bei anderen Zentralbanken. Zugleich stellte die US-Notenbank eine weitere Senkung um 0,5 Prozentpunkte noch in diesem Jahr in Aussicht.
"Unsere Wirtschaft ist insgesamt stark und hat in den vergangenen zwei Jahren erhebliche Fortschritte bei der Erreichung unserer Ziele gemacht", sagte Fed-Chef Jerome Powell. Es sei nun an der Zeit, "unsere Politik neu auszurichten und angesichts der Fortschritte bei Inflation und Beschäftigung angemessener zu gestalten".
Es war die letzte Sitzung des Zinsausschusses vor der Präsidentschaftswahl am 5. November. Harris erklärte, die Fed-Entscheidung sei "eine willkommene Nachricht für die Amerikaner, die die Hauptlast der hohen Preise zu tragen haben". Sie konzentriere sich in ihrer Arbeit darauf, "die Preise weiter zu senken".
Biden sprach von einem "Moment des Fortschritts". "Die Inflation und die Zinssätze sinken, während die Wirtschaft stark bleibt", erklärte der US-Präsident im Onlinedienst X. Kritiker hätten dies für unmöglich gehalten - "aber unsere Politik senkt die Kosten und schafft Arbeitsplätze".
Fed-Chef Powell wies den Vorwurf zurück, die Fed-Entscheidung sei politisch motiviert. "Unsere Aufgabe ist es, die Wirtschaft im Namen des amerikanischen Volkes zu unterstützen", sagte Powell. "Und wenn wir es richtig machen, wird dies dem amerikanischen Volk erheblich zugutekommen."
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hatte vor der erwarteten Zinssenkung erklärt, diese sei nur möglich, weil die US-Wirtschaft in keinem guten Zustand sei. Der Immobilienmilliardär will im Falle eines Wahlsieges die Unabhängigkeit der Fed beschneiden.
Es war die erste Leitzinssenkung der Fed seit März 2020, als die Notenbank angesichts der gravierenden Folgen der Corona-Pandemie zur Ankurbelung der Wirtschaft den Zinssatz auf fast null Prozent senkte. Nach der in der Folge einsetzenden Inflation erhöhte die Fed von 2022 an schrittweise wieder den Zinssatz, bis er im Juli 2023 zwischen 5,25 und 5,5 Prozent erreichte, den höchsten Wert seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Zuletzt war die Inflation in den USA weiter zurückgegangen und hatte im Juni mit 2,5 Prozent laut PCE-Index den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren erreicht. Die Arbeitslosenquote lag im August bei 4,2 Prozent, allerdings war die Zahl der neu geschaffenen Stellen in den zurückliegenden Monaten weniger hoch als erwartet.
Das Mandat der Fed in den USA sieht vor, mit der Geldpolitik die Inflation auf der einen und die Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite ins Gleichgewicht zu bringen. Durch eine Erhöhung des Leitzinses werden Kredite teurer und Ausgaben reduziert, die Wirtschaft kühlt ab und die Preise sinken. Bei einer Senkung des Leitzinses tritt der umgekehrte Effekt ein.
Die Geldpolitik muss die richtige Balance finden, so dass keiner der Effekte zu stark wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Leitzinsen am 12. September das zweite Mal in diesem Jahr gesenkt, nachdem auch sie als Reaktion auf die Inflation bis Oktober 2023 schrittweise die Leitzinsen erhöht hatte. Sie senkte den Einlagezins um 0,25 Prozentpunkte.
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