US-Regierung: "Fortschritte" in Gaza-Gesprächen trotz jüngsten militärischen Schlagabtauschs
Ungeachtet des jüngsten militärischen Schlagabtauschs zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon spricht die US-Regierung von "Fortschritten" bei den Gesprächen über eine Feuerpause im Krieg im Gazastreifen. "Es gibt weiterhin Fortschritte, und unser Team vor Ort beschreibt die Gespräche weiterhin als konstruktiv", sagte am Montag der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby. Das Pentagon hält derweil einen neuen Angriff des Iran und seiner Verbündeten auf Israel für möglich.
Die Raketen- und Drohnenangriffe der Hisbollah am Wochenende hätten die Arbeit der in Kairo tagenden Unterhändler "nicht beeinträchtigt". Der US-Nahostgesandte Brett McGurk habe seinen Aufenthalt in der ägyptischen Hauptstadt um einen Tag verlängert, werde nun aber wahrscheinlich bald abreisen, sagte Kirby.
Danach sollen nach seinen Angaben die Gespräche aber im Rahmen einer Arbeitsgruppe fortgesetzt werden. Der Sprecher äußerte die Erwartung, dass die Beratungen mindestens noch einige Tage fortgesetzt werden.
Die Gespräche in Kairo drehen sich um eine Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen. Israel und die Hamas verhandeln dabei nicht direkt miteinander. Die USA, Katar und Ägypten treten in den indirekten Gesprächen als Vermittler auf.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas sowie weiterer militanter Palästinensergruppen am Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1199 Menschen getötet sowie 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 40.400 Menschen getötet.
Parallel zu den Gesprächen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln hatte die mit der Hamas verbündete Hisbollah nach eigenen Angaben am Sonntag Israel mit rund 340 Raketen und einer "großen Zahl von Drohnen" angegriffen. Israelische Kampfjets zerstörten ihrerseits nach Armeeangaben "tausende" Raketenwerfer der pro-iranischen Miliz.
Seit dem Beginn des Krieges zwischen der Hamas und Israel nach dem 7. Oktober hatten auch die Spannungen im israelisch-libanesischen Grenzgebiet stark zugenommen. Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten gegenseitigen Beschuss zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee.
Nach den jüngsten Drohungen des Iran und seiner Verbündeten gegen Israel hatte sich der Konflikt zuletzt jedoch erheblich zugespitzt. Teheran und die Hisbollah drohten Israel mit Vergeltung, nachdem Ende Juli der Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und der Militärchef der Hisbollah-Miliz im Libanon, Fuad Schukr, getötet worden waren. Die USA, Israels engster Verbündeter, verstärkten deshalb ihre Militärpräsenz in der Region.
Nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums ist die Gefahr eines neuen Angriffs auf Israel durch den Iran und seine Verbündeten nicht gebannt. "Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Gefahr eines Angriffs besteht", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Montag vor Journalisten. Die USA seien zudem "weiterhin in der Lage, Israels Verteidigung zu unterstützen und unsere Streitkräfte zu schützen, falls sie angegriffen werden".
Bei dem jüngsten militärischen Schlagabtausch zwischen Israel und der Hisbollah seien die USA seien weder an den israelischen Präventivangriffen noch an der Raketenabwehr beteiligt gewesen. Die US-Streitkräfte hätten aber "eine gewisse Unterstützung in den Bereichen Aufklärung, Überwachung und Auskundschaftung" von Hisbollah-Angriffen geleistet.
Auch habe Verteidigungsminister Lloyd Austin zur Unterstützung Israels "die Anwesenheit von zwei Flugzeugträgern in der Region angeordnet", sagte Ryder weiter. Demnach bleiben sowohl der mit F-35-Kampfjets ausgerüstete US-Flugzeugträger "USS Abraham Lincoln" als auch die eigentlich von ihm abzulösende "USS Theodore Roosevelt" vor Ort.
Überdies hält sich derzeit US-Generalstabschef Charles Q. Brown zu einem Besuch in der Region auf. Nach Treffen in Jordanien und Ägypten kam er am Montag in Israel mit hochrangigen israelischen Sicherheitsvertretern zusammen, darunter Verteidigungsminister Yoav Gallant.
kas/mhe