US-Senator Marco Rubio löst Shitstorm aus
Am Donnerstag kam es in Annapolis in einer Zeitungsredaktion zu einer Schießerei, mit Toten und Verletzten. Freitagmorgen meldete sich US-Senator Marco Rubio in einem Tweet zu Wort. Darin gedachte er aber nicht etwa den Opfern, sondern regte sich über die inflationäre Benutzung des Wortes “Fuck” auf.
Fünf Menschen kamen ums Leben, als am Donnerstag ein Mann die Redaktion der Tageszeitung “Capital Gazette” betrat und das Feuer eröffnete. Zwei weitere wurden verletzt. Kurz darauf erschienen auf Twitter zahlreiche Tweets, in denen der Opfer und der Angehörigen gedacht wurden. Ganz anders sah es aber auf der Timeline von US-Senator Marco Rubio aus.
Sign of our times… the F word is now routinely used in news stories, tweets etc It’s not even F*** anymore. Who made that decision???
— Marco Rubio (@marcorubio) June 29, 2018
“Ein Zeichen unserer Zeit … Das F-Wort wird regelmäßig in Nachrichtengeschichten, Tweets etc genutzt. […] Wer hat das entschieden?”
Angesichts des Attentats steht die Frage im Raum, warum sich Marco Rubio genau diesen Zeitpunkt für seinen Tweet ausgesucht hat? Das Nachrichtenportal “The Slot” glaubt: Weil er damit Bezug auf die Aussage einer Überlebenden des Annapolis-Shootings nehmen wollte. Die Redakteurin Selene San Felice hatte nämlich kurz zuvor gegenüber CNN ihren Gefühlen Ausdruck verliehen – indem sie das vom US-Senator angeprangerte F-Wort verwendete. Sie sagte, dass mehr nötig sei, als die Gebete anderer, um der Gewalt ein Ende zu setzen. Das unzensierte Gespräch teilte Reporter Anderson Cooper auf Twitter.
“I’ve heard that Pres. Trump sent his prayers. I’m not trying to make this political right? But we need more than prayers… I want your prayers but I want something else.”
Capital Gazette writer Selene San Felice says her life has been “shattered” after witnessing the attack pic.twitter.com/mUwVZBjpmo
— Anderson Cooper 360° (@AC360) 29. Juni 2018
In der Sprachaufzeichnung beklagt die Überlebende die gängigen Tweets von Trump und anderen Menschen nach solchen Attacken. Ein paar Trauerbekundungen und Nachrichten später sei für diese Menschen aber alles wieder vergessen – doch San Felice werde mehr Zeit brauchen. Um ihrer emotionalen Lage Ausdruck zu verleihen, sagte sie anschließend: “Danke für eure Gebete, aber sie könnten mir nicht gleichgültiger sein, wenn nichts weitere dahinter steckt.” [O-Ton: “So thanks for your prayers, but i couldn’t give a fuck about them if there’s nothing else.”]
Offensichtlich haben ihre Worte bei Marco Rubio gefruchtet. Normalerweise bekundete der Senator nach Schießereien oder Attacken stets sein Beileid, doch dieses Mal brach er mit seinen Gewohnheiten. Stattdessen richtete er, sofern “The Slot” mit seiner Vermutung recht behält, den Fokus auf die Wortwahl der Überlebenden.
Dafür kassiert Marco Rubio nun viel Kritik. So kommentieren einige User den Beitrag mit Sätzen, in denen möglichst häufig das F-Wort zu lesen ist. Andere wollen dem Senator zeigen, wer als schlechtes Vorbild für die inflationäre Nutzung des Schimpfwortes gesehen werden könnte und zitieren den einflussreichsten Mann des Landes: Donald Trump.
— Timothy Castantine🕴 (@Castantine) 29. Juni 2018
My point… pic.twitter.com/cFWegboaDr
— Lily Auror (@liloneami) 30. Juni 2018