US-Sheriff will Bibliothek nicht mehr schützen, weil diese #BLM unterstützt

Die Bibliothek in Douglas County hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie sich gegen Rassismus und für die Bewegung “Black Lives Matter” ausspricht. Daraufhin schreibt der örtliche Sheriff, dass er in Zukunft nicht mehr auf Notrufe der Bibliothek reagieren werde.

Eine Black-Lives-Matter-Demonstration im New York. Die Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze sammelt auf der ganzen Welt Unterstützer*innen hinter sich. Foto: AP Photo / John Minchillo
Eine Black-Lives-Matter-Demonstration im New York. Die Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze sammelt auf der ganzen Welt Unterstützer*innen hinter sich. Foto: AP Photo / John Minchillo

Der Sheriff des Bezirks Douglas County, im US-Bundesstaat Nevada gelegen, hat Anfang der Woche in einer Erklärung veröffentlicht, nicht mehr auf Notrufe der örtlichen Bibliothek reagieren zu wollen. Damit hat er auf einen Facebook-Beitrag der Bibliothek (Douglas County Public Library) reagiert, in dem diese ihre Unterstützung für die Bewegung “Black Lives Matter” (BLM) ausspricht.

Dan Coverley, der Sheriff, hat schriftlich auf der Internetseite seiner Behörde die folgenden Sätze an die Bibliothek gerichtet:

“Aufgrund Ihrer Unterstützung der Black-Lives-Matter-Bewegung und weil sie dadurch zeigen, dass sie nicht die Arbeit der hiesigen Polizei unterstützen oder in diese vertrauen, brauchen Sie in Zukunft auch nicht mehr den Notruf zu wählen und um Hilfe zu bitten. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei möglichen Zwischenfällen oder unsittlichem Verhalten.”

Weiter erklärt Coverley, dass eine Unterstützung der BLM-Bewegung gleichzusetzen sei mit der Unterstützung von Gewalt und dem Wunsch, dass diese auch über Douglas County hereinbreche.

Erklärung wurde zwischenzeitlich gelöscht

Die BLM-Bewegung stellt sich öffentlich gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze. Seit dem gewaltsamen Tod des Schwarzen George Floyds im Mai durch einen weißen Polizisten sammeln sich in den USA vielerorts Menschen hinter der Bewegung und demonstrieren gemeinsam. Mancherorts kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die meisten Demonstrationen verliefen friedlich.

Stein des Anstoßes, die Erklärung der Bibliothek, war dabei nur ein Entwurf, der kurzzeitig auf Facebook zu lesen war. Mittlerweile ist sie wohl wieder gelöscht worden, hier ist sie aber noch einzusehen. Die Erklärung war ein Debattenbeitrag für ein bevorstehendes Treffen des Bibliothek-Kuratoriums und formulierte damit die Frage, ob sich die Institution gegen Rassismus stellen sollte. Das Treffen wurde zwischenzeitlich abgesagt, die Erklärung kein zweites Mal veröffentlicht.

In dem Entwurf hieß es:

“Wir heißen alle Menschen in der Douglas County Public Library willkommen. Wir bieten freien Zugang zu Informationen, Diensten und Programmen, unabhängig von Ethnie, Alter, Religionszugehörigkeit, sexueller Orientierung und Identität, politischer Überzeugung, körperlicher Versehrtheit, gesellschaftlichem Status, Geburtsort oder Einkommen.

Die Douglas County Public Library verurteilt alle Formen von Gewalt, Rassismus und Nichtachtung der unveräußerlichen Menschenrechte. Wir unterstützen #Black Lives Matter. Wir glauben unumstößlich daran, dass alle Formen von Rassismus, Hass, Ungleichheit und Ungerechtigkeit keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.”

Nur ein großes Missverständnis?

Dazu hat die Direktorin der Bibliothek, Amy Dodson, in einem Interview mit dem Reno Gazette Journal (RJZ) gesagt: “Die Erklärung sollte eigentlich nur zeigen, dass die Bibliothek für Inklusivität steht, dass wir alle Menschen gleichermaßen willkommen heißen. Und ich möchte, dass unsere Polizei weiß, dass wir ihre Arbeit schätzen und unterstützen. Ich denke, das alles war ein großes Missverständnis.”

Dieses “Missverständnis” haben Dodson und Coverley nach der zwischenzeitlichen Eskalation in einem persönlichen Gespräch bereinigt. In einem gemeinsamen Statement, das auf der Facebook-Seite der Polizei veröffentlicht wurde, wird Dodson wie folgt zitiert: “Der Sheriff und ich hatten einen sehr ehrlichen Austausch. Die Bibliothek respektiert und unterstützt die Arbeit des Polizeireviers.”

Anti-Rassismus-Erklärung ein Angriff auf die Polizei?

Coverley sagte demnach: “Das ist eine schwierige Zeit, um in der Strafverfolgung zu arbeiten und es kann entmutigend sein, wenn wir das Gefühl haben, angegriffen zu werden.” Mit diesem “Angriff” auf die Polizei meinte Coverley wohl die Unterstützung der Bibliothek für die BLM-Bewegung – konkreter wurde seine Aussage aber nicht. Eine Sprecherin seiner Behörde fügte noch hinzu, dass die Polizei in Zukunft auch weiterhin auf Notrufe der Bibliothek reagieren werde.

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