US-Stadt ändert Logo, weil es eine Schlinge zeigt

Die kalifornische Stadt Placerville hat eine bewegte Vergangenheit: Während des Goldrauschs wurden dort Menschen erhängt. Deshalb hieß sie damals „Hangtown“, das heutige Stadtlogo zeigt noch einen Strick mit Schlinge. Doch schon lange stoßen sich Bürger*innen an dem Symbol.

Ein Screenshot der Facebook-Seite von Placerville zeigt das offizielle Logo. Samt Goldschürfer und Schlinge im Hintergrund. Foto:  City of Placerville / Facebook via AP
Ein Screenshot der Facebook-Seite von Placerville zeigt das offizielle Logo. Samt Goldschürfer und Schlinge im Hintergrund. Foto: City of Placerville / Facebook via AP

Die Stadt Placerville im US-Bundesstaat Kalifornien hat einen ganz besonderen Spitznamen: „Hangtown“ – Stadt der Gehängten. Den hat sie aufgrund der eigenen Geschichte erhalten.

Mit dem Goldrausch kam das Verbrechen

Eine kurze historische Abhandlung auf der Webseite Placervilles erzählt die Herkunft wie folgt: Am 24. Januar 1848 habe ein Mann namens James Marshall in der Nähe Gold entdeckt und damit den Goldrausch ausgelöst. In der Folge seien hunderte Männer und Frauen in die Region, die zu dem Zeitpunkt nicht mehr als eine dünne Siedlung war, gekommen. Sie wollten ihr Glück im Edelmetall finden. Mit dem Goldrausch aber kam auch das Verbrechen, Morde und Raubüberfälle häuften sich, zahlreiche Menschen „verloren ihren neu entdeckten Goldschatz durch das Messer“.

Um wieder Ordnung herzustellen, nahmen einige Menschen das Recht in die eigene Hand: Sie verurteilten nach einem Raub drei Männer durch eine „selbst gebildete Jury“ zum Tode durch den Strick. Laut Überlieferung wurde dafür, es war das Jahr 1849, eine riesige weiße Eiche im Zentrum der Siedlung gewählt.

So entstand der Name Hangtown, der sich auch im heutigen Stadtlogo widerspiegelt. Dort ist ein Goldschürfer abgebildet, im Hintergrund baumelt eine Schlinge von einer weißen Eiche herab.

Lynchen: Außergerichtliche Rechtsprechung

Seit einiger Zeit aber gibt es Vorbehalte gegen dieses Logo – vor allem gegen die Schlinge darauf. Bereits vergangenes Jahr wurde dem Stadtrat Placervilles ein Antrag auf Umgestaltung vorgelegt. Doch eine Entscheidung wurde vertagt – und zwar auf diese Woche.

Wie unter anderem CNN berichtet, fiel nun eine Entscheidung. Und zwar nach einer dreistündigen, äußerst emotionalen, öffentlichen Anhörung. In der konnten alle Einwohner*innen Placervilles auf digitalem Wege für oder gegen eine Umgestaltung argumentieren.

Viele verurteilten die Schlinge auf dem Logo als eindeutig „rassistisch“ und deshalb untragbar. Vor allem in den Südstaaten, so schreibt CNN, waren Lynchmorde durch den Strick ein Versuch der weißen Bevölkerung, Schwarze einzuschüchtern und zu kontrollieren. Schwarze wurden für geringfügige Verbrechen an Bäumen aufgehängt, zu Tode geprügelt oder anderweitig gelyncht. Dafür wurde kein Gericht benötigt, es reichte, wenn eine Mehrheit der Gemeinschaft von den angeblichen Taten überzeugt war. Doch auch von den bekannten regulären Hinrichtungen durch den Strick, die in den USA bis in die 1960er Jahre vollzogen wurden, trafen fast 73 Prozent Schwarze.

Vielfältige Stadt, vielfältige Meinungen

Andere Bürger*innen sagten in der Anhörung, die Schlinge sei generell ein „Symbol des Todes und des Lynchmordes“ und dass man als Stadt doch andere Werte als diese vertreten solle.

Die Gegenposition hingegen befürchtete, dass mit dem Logo auch die Geschichte der Stadt getilgt würde. Derzeit würden zentimeterweise kleine Stücke aus der Geschichte gerissen und weggeworfen. Wenn man das Logo entfernte, folgte als nächstes der Name Hangtown selbst. In zehn bis 15 Jahren wüssten dann bereits die Kinder der Stadt nichts mehr darüber.

Einstimmige Entscheidung

Am Ende stand die Entscheidung des Stadtrats an – und sie fiel einstimmig aus: Das Logo wird umgestaltet. Dazu sagte der Bürgermeister der Stadt, Dennis Thomas, im Gespräch mit CNN: „Die Anhörung hat gezeigt, in was für einer vielfältigen und einzigartigen Stadt wir leben.“

Umgestaltung und Austausch vorhandener Logos wird die Stadt, so steht es in einem öffentlichen Dokument zur Anhörung, rund 3.500 US-Dollar (rund 2.900 Euro) kosten. Es werde damit „keine budgetären Auswirkungen“ auf die Finanzen der Stadt haben.

Logo nicht historisch

Im dem Dokument ist auch das Ergebnis einer „geschichtlichen Recherche“ zum umstrittenen Logo vermerkt. Ihr Ergebnis: Vermutlich ist es nicht historisch, sondern nur rund 40 Jahre alt. Davor gab es zahlreiche andere Logos, die etwa von der Stadt oder der Polizei benutzt wurden und von denen keines eine Schlinge zeigte.

Ähnliches gilt laut Webseite der Stadt für den Namen Hangtown: Der hielt offiziell nur fünf Jahre, denn bereits 1854 wurde die Stadt – sie war zu dem Zeitpunkt nach San Francisco und Sacramento die drittgrößte Kaliforniens – in Placerville umbenannt.