US-Vizepräsident Mike Pence – gefährlicher als Trump?

Mike Pence gilt als Hardliner – wie Trump. (Getty Images)
Mike Pence gilt als Hardliner – wie Trump. (Getty Images)

Mike Pence gilt als Hardliner – wie Trump. (Getty Images)

Während sich die USA und die Welt nach der überraschenden Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten nur schwer aus der Schockstarre lösen können, werden die Trump-Gegner schon von der nächsten unheilvollen Zukunftsvision heimgesucht. Was wäre, wenn Donald Trump einen großen Teil seiner Macht auf seinen Vizepräsidenten Mike Pence übertragen würde – wie einst George W. Bush auf den bis dato „mächtigsten Vizepräsidenten der Geschichte“ Dick Cheney?

Das könnte schon bald zur Wirklichkeit werden. Doch wer ist dieser Mike Pence eigentlich und welche politische Richtung verfolgt er?

Schaut man sich die politische Vergangenheit des 57-jährigen studierten Juristen aus Indiana genauer an, wird schnell deutlich, dass Mike Pence vielseitig ist. Er ist – so eine vielzitierte Selbstbeschreibung „Christ, Konservativer, Republikaner – in der Reihenfolge“. Er ist aber auch Abtreibungsgegner, Homosexuellengegner, Evolutionsleugner und hält die Erderwärmung für einen Mythos.

Mike Pence: Was erwartet uns mit dem neuen US-Vize? (Getty Images)
Mike Pence: Was erwartet uns mit dem neuen US-Vize? (Getty Images)

Besondere Aufmerksamkeit zog Pence auf sich, als er in seinem Heimatstaat Indiana im Frühjahr 2015 das „Gesetz zur Wiederherstellung der Religionsfreiheit“ unterschrieb. Das Gesetz verbot in Indiana alle staatlichen Aktivitäten, die das religiöse Befinden der Bürger belasten könnte. So durfte plötzlich ein Restaurantbesitzer den Auftrag, die Hochzeitsparty eines homosexuellen Paares zu beliefern, mit Verweis auf seine Religion ablehnen. Ein Aufschrei ging durch das US-amerikanische Volk, und Pence musste das Gesetz einschränken. Das Verweigerungsrecht gilt inzwischen nur noch für Kirchen und daran angeschlossene Sozialeinrichtungen. Doch auch mit seinem Entwurf zur Reformierung des Abtreibungsgesetzes manifestierte Pence seinen Standpunkt als christlich-konservativer Hardliner. Er wollte Spätabtreibungen von kranken und fehlgebildeten Föten verbieten und die Forschung an embryonalen Stammzellen verhindern lassen. Das Gesetz wurde allerdings gekippt.

Nach dem Wahlsieg Trumps zieht der einstige Gouverneur von Indiana nun als Vizepräsident ins Weiße Haus und schon jetzt werden Stimmen laut, die befürchten, dieser Mann könnte schon bald die Fäden hinter Donald Trump ziehen und dessen Geschäfte aus dem Hintergrund leiten.

Denn obwohl Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hat – eines ist er nicht: ein erfahrener Politiker. Trump, der Geschäftsmann aus New York, ist es gewohnt zu delegieren und Arbeiten abzugeben. Dass das Amt des „mächtigsten Mannes der Welt“ nicht unbegrenzte Macht, sondern das Einhalten von Regeln, Gesetzen und Verträgen mit sich bringt und Trump seine Entscheidungen mit dem Obersten Gerichtshof, dem Senat und dem Repräsentantenhaus abstimmen muss, könnte dem Immobilienmilliardär ab dem 20. Januar 2017 schlagartig bewusst werden.

An diesem Punkt kommt Mike Pence als Vizepräsident ins Spiel, der nur einen Herzschlag vom Amt des US-Präsidenten entfernt ist. Sollte der bei Amtsantritt 70-jährige New Yorker Trump aus welchen Gründen auch immer am 20. Januar 2017 sein Amt nicht antreten können oder vorzeitig aus dem Amt scheiden, rutscht Pence nach.

Und auch wenn Trump den bürokratischen Seiten, die das Präsidentenamt mit sich bringt, müde werden sollte, könnte Pence derjenige sein, der die Zügel in die Hand nimmt. Schon jetzt ist klar: Pence könnte als Vizepräsident weitaus mächtiger werden, als es Dick Cheney mit George W. Bush war. Dieser hat 2003 darauf gedrängt, ausgewählte Ziele in Bagdad zu bombardieren und damit den zweiten Irakkrieg ausgelöst.