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Geschmacklos? US-Waffenvereinigung veröffentlicht Schießstand-App ab vier Jahren

Einen Monat nach dem blutigen Amoklauf von Newtown mit 28 Toten hat die US-Waffenvereinigung National Rifle Association (NRA) eine umstrittene App veröffentlicht. In dem Programm "NRA: Practice Range" lernen Apple-Nutzer in virtuellen Schießübungen das Töten. Mit dem Angebot will die Organisation offenbar schon junge Kinder an sich binden: die umstrittene Anwendung ist ab vier Jahren freigegeben.

Mit Pistole und Gewehr in der Hand steht der Spieler in bekannter Ego-Shooter-Perspektive am Schießstand. Er zielt und ballert unter Zeitdruck auf runde Zielscheiben und solche, die von der Form Menschen ähneln. In einer Minute muss er so viele Ziele treffen wie möglich. Mit neun verschiedenen Waffen lernt der Spieler das Zielen und Töten. Als ob das nicht genügt: Freigegeben ist das Programm für Kinder ab vier Jahren.

Die kostenlose App soll das "neue mobile Nervenzentrum" der NRA sein, heißt es in der Produktbeschreibung in Apples iTunes-Store. Mit der Anwendung sollen die Menschen mobil mit Informationen gefüttert werden. Die NRA wirbt mit Neuigkeiten, Sicherheitstipps, Gesetzen, Lernmaterialien und weiterführenden Links. Natürlich werde der User auch über alles informiert, was mit dem  "Second Amendment" zu tun hat. Auf diesen zweiten Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten berufen sich die Waffenbefürworter stets. Dieses Gesetz garantiert nämlich das Besitzen und Tragen von Schusswaffen.

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Bei den Nutzern kommt die App bislang nicht gut an. Die Kommentare in iTunes sind eindeutig. "Absoluter Mist", schreibt Karime. "Manche mögen es zynisch nennen, ich aber finde es ekelhaft", findet Leonard und fordert: "NRA, hört auf, auf den Gräbern der Kinder herumzutrampeln." Ein Statement des iTunes-Betreibers Apple steht noch aus.

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Erst im Dezember starben 28 Menschen, darunter 20 Kinder, bei einem Amoklauf in Newtown, 100 Kilometer nordöstlich von New York. Sie wurden von einem 20-jährigen Mann in der Sandy Hook Elementary School erschossen. Mit der Zunahme von brutalen Massakern werden in den USA die Forderungen nach strengeren Waffengesetzen lauter. Die NRA aber verteidigt stets das Recht der Bürger, eine Waffe zu tragen und schiebt die Schuld auf Computer- und Videospiele. Dass ausgerechnet die größte Waffenlobby der USA nun ein eigenes Videospiel herausbringt, klingt nicht nur den Opfern und Angehörigen von Gewalttaten wie Hohn in den Ohren.

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