US-Wahl 2024 - Wie Trump das Phänomen der „roten Fata Morgana“ ausnutzen kann
Bei den US-Wahlen 2024 könnte es wieder zu einer dramatischen Verschiebung kommen, wenn die Auszählung der Briefwahlstimmen beginnt. Warum die „rote Fata Morgana“ und die „blaue Verschiebung“ für Aufregung sorgen könnten.
Bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA könnte es erneut zu den Phänomenen der sogenannten „roten Fata Morgana“ (Englisch: „red mirage“) und der „blauen Verschiebung“ („blue shift“) kommen. Wie „ CNN “ berichtet, beschreiben diese Begriffe eine Situation, in der der Republikaner Donald Trump (die Farbe der Republikaner ist rot) am Wahlabend scheinbar in Führung liegt. Dieser Vorsprung könnte aber durch später ausgezählte Briefwahlstimmen zugunsten der Demokratin Kamala Harris (die Farbe der Demokraten ist blau) ausgeglichen werden und die Demokraten dann sogar vorne liegen.
Grund dafür seien vor allem die in den vergangenen Jahren steigende Zahl an Briefwählern sowie die unterschiedlichen Regelungen zur Auszählung dieser Stimmen in den einzelnen Bundesstaaten.
Trump stellt „rote Fata Morgana“ als Wahlbetrug dar
Im Detail könnte das bei der US-Wahl 2024 so aussehen: Da in mehreren Bundesstaaten, darunter auch im hart umkämpften Pennsylvania, die vor dem Wahltag eingegangenen Wahlzettel erst am Wahltag selbst geöffnet werden dürfen und die persönlich abgegebenen Stimmen vorrangig ausgezählt werden, ist zu erwarten, dass Trump zunächst - möglicherweise sogar deutlich - in Führung liegen wird.
In den folgenden Tagen könnte es jedoch zu einem „Blue Shift“ kommen, bei dem sich das Ergebnis zugunsten der Demokraten und Kamala Harris verschiebt. Mit jeder weiteren ausgezählten Briefwahlstimme würde Trumps Vorsprung allmählich schmelzen, bis Harris möglicherweise die Führung übernimmt. Wann genau dies geschieht und ob es tatsächlich dazu kommt, lässt sich nicht verlässlich vorhersagen.
Zuletzt trat das Phänomen der „roten Fata Morgana“ bei den US-Wahlen 2020 auf, als die Auszählung der Briefwahlstimmen mehrere Tage dauerte und den scheinbaren Vorsprung des damaligen Präsidenten Donald Trump in einigen Bundesstaaten zugunsten seines Herausforderers Joe Biden verschob.
Laut „CNN“ habe Trump das Phänomen der „roten Fata Morgana“ damals fälschlicherweise als Indiz für Wahlbetrug dargestellt. Schon Monate vor der Wahl machte Trump auf „X“, ehemals Twitter, deutlich: Wegen der vielen Briefwahlstimmen werde es „die am meisten manipulierte Wahl in der Geschichte unseres Landes“, schrieb er im Juni.
Im September 2020 twitterte er, dass angesichts von 80 Millionen Wahlzetteln, die unaufgefordert verschickt wurden, „ein Riesenbetrug“ drohe. Auch in diesem Jahr könnte Trump diese Erzählung nutzen, um eine mögliche Wahlniederlage nicht anzuerkennen.
Die Verschiebung 2020 war aber eine logische Konsequenz aus der verspäteten Auszählung der Briefwahlstimmen. Bereits 2016 hatten rund 25 Prozent der Wähler per Briefwahl abgestimmt, ohne dass signifikante Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden.
„Blaue Verschiebung“ war 2016 erkennbar
Eine „blaue Verschiebung“ habe es auch vor acht Jahren gegeben, als Hillary Clinton nach der Wahl aufgrund der verspäteten Auszählung der Briefwahlstimmen die Mehrheit der Stimmen insgesamt erhielt. Aufgrund des US-Wahlsystems reichte dies aber nicht für einen Wahlsieg.
„CNN“ weist auch darauf hin, dass die Auszählung 2020 besonders lange gedauert hat, vor allem in Staaten wie Kalifornien, wo alle registrierten Wähler Briefwahlunterlagen erhalten. Eine Analyse des „Massachusetts Institute of Technology“ habe zudem gezeigt, dass Wahlbezirke, in denen Biden gewann, langsamer ausgezählt wurden als solche, in denen Trump gewann.
Für die Wahl 2024 wurden dem Bericht zufolge nun in einigen Bundesstaaten Maßnahmen ergriffen, um die Auszählung zu beschleunigen. In Georgia wurde beispielsweise die Briefwahl reduziert, um den Auszählungsprozess zu beschleunigen.
Pennsylvania wird wohl entscheidend
Dennoch dürfte die Situation in Staaten wie Pennsylvania und Wisconsin angespannt bleiben, da dort die Briefwahlstimmen erst nach Schließung der Wahllokale ausgezählt werden können.
Insbesondere Pennsylvania kommt als sogenannter „Swing State“ oder „Battleground State“ bei den US-Präsidentschaftswahlen eine besondere Bedeutung zu. Da der Staat eine sehr gemischte Wählerschaft aus städtisch und ländlich geprägten Menschen, aus Arbeitern und Akademikern hat, kann er sowohl von den Demokraten als auch von den Republikanern gewonnen werden, was ihn zu einem der entscheidenden Staaten im Electoral College macht.
In Michigan, wo eine frühere Auszählung möglich ist, sagte die Wahlleiterin Jocelyn Benson, dass das Endergebnis bereits am Tag nach der Wahl feststehen könnte.
Wie schnell ein Ergebnis bei der US-Wahl 2024 vorliegen wird, ist schwer abzuschätzen. Engere Wahlergebnisse und verspätete Auszählungen könnten auch diesmal dazu führen, dass der endgültige Wahlsieger erst Tage nach dem eigentlichen Wahltag feststeht, so „CNN“.