Trump oder Harris? - Deutsche Autobauer zittern vor US-Wahl - ein Sieger steht aber schon fest
Die Wahl zum US-Präsidenten hat Auswirkungen für die deutsche Industrie, speziell die Autobranche schaut in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch aufmerksam nach Amerika. Doch egal, wer die Wahl gewinnt – leichter wird es für VW, BMW und Co. kaum werden.
Das Rennen um die US-Präsidentschaft wird nach den letzten Prognosen ein spannendes Fotofinish. Für beide Lager waren die letzten Wochen ein Wechselbad der Gefühle. Die Ablösung des gesundheitlich sichtlich angeschlagenen Joe Biden durch Kamala Harris hat den Demokraten zwar einen großen Vorteil verschafft. In den so wichtigen „Swing States“ ist das Rennen aber nach wie vor sehr eng.
Trump oder Harris – das Rennen wird extrem knapp
Donald Trump gelang es, sich nach dem gescheiterten Attentat auf ihn mit vielen Aktionen und voll besetzten Veranstaltungen als volksnah zu inszenieren. Mit dem Tech-Giganten Elon Musk, der bereits während Trumps erster Präsidentschaft kurzfristig sein Berater war, hat er zudem auf einem ganz anderen Level einen extrem prominenten Fürsprecher. Kamala Harris wiederum kann sich der Unterstützung vieler Stars aus Kultur, Medien und Showbusiness, aus der Wissenschafts-Elite und auch von diversen Lobbygruppen sicher sein, die während ihrer Amtszeit als Vizepräsidentin von ihrer Politik profitierten.
Donald Trump will Steuern senken - und Zölle erheben
Die meisten Amerikaner trauen Donald Trump allerdings eine deutlich größere Wirtschaftskompetenz zu und unterstützen den klaren Fokus auf den Slogan „America First“. Nach eigenen Aussagen ist „Taxes“ (Steuern) eines der Lieblingsworte von Donald Trump. Er hat in den vergangenen Wochen immer wieder darauf hingewiesen, dass er die eigene Wirtschaft und speziell die eigene Autoindustrie bei einer erfolgreichen Wiederwahl spürbar gegen die internationale Konkurrenz mit ihren Importen absichern will.
Das bezieht sich nicht allein auf die amerikanischen Großkonzerne wie General Motors oder Ford, sondern auch auf die Zulieferindustrie. Heißt: Produkte, die aus Europa in die USA eingeführt werden, könnten um 10 bis 25 Prozent teurer werden . Das hätte nennenswerte Auswirkungen auf die europäischen und speziell die deutschen Autohersteller.
Zoll-Hammer würde deutsche Autobauer und Zulieferer hart treffen
Das größte BMW-Werk befindet sich keinesfalls in Deutschland, sondern in Spartanburg / North Carolina. Bei Mercedes sieht es kaum anders aus, denn die SUV-Fertigung in Tuscaloosa / Alabama ist neben den Produktionen in Stuttgart und Peking die wichtigste im Konzernverbund der Schwaben. Trump hat nach eigenen Aussagen nichts gegen die deutschen Premiummodelle; doch will er die Importregionen Europa und China gegenüber den USA schwächen. Fahrzeuge, die in den USA gefertigt werden, dürften Strafsteuern also kaum zu spüren bekommen. Zumindest dann nicht, wenn in ihnen auch ein nennenswerter Teil lokal gefertigter Komponenten („local content“) verbaut ist. Robert Halver zur US-Wahl - Börsenexperte Halver: „Hausaufgaben machen – sonst werden wir von den USA aufgefressen“
Viele Modelle müssen in die USA importiert werden
Aber Fahrzeuge wie ein 5er BMW, eine Mercedes E-Klasse oder kleinere SUVs verschiedener Marken dürften mit Strafzöllen belegt werden. Das gilt auch für einen Hersteller wie Audi, der selbst keine Produktion in den USA unterhält, sondern wie BMW oder VW in Mexiko fertigt. Volkswagen baut seine Elektromodelle zwar in Chattanooga, aber viele Fahrzeuge werden aus Deutschland oder Südamerika in die USA importiert, und der Anteil lokaler Komponenten gilt als ausbaufähig.
Scout, die neue Geländewagen- und Pick-Up-Marke im Volkswagen Konzernverbund , trifft das nicht. Nach aktuellem Stand soll die Fertigung der beiden Modelle im dann neu erschaffenen Werk in Blythewood / South Carolina im Jahr 2027 beginnen.
Kamala Harris: Bei ihr würde das E-Auto gewinnen
Kamala Harris war durch zahlreiche Interviews der vergangenen Woche in Bezug auf die Wirtschaftspolitik mehrfach unter Druck geraten, weil sie sich nicht explizit zu vielen wirtschaftlichen Herausforderungen geäußert hat. Auch Harris aber will die eigene Wirtschaft stärken und bekennt sich unverändert zum Inflation Reduction Act, der nicht nur ein milliardenschweres Sozialpaket, sondern auch umfassende Maßnahmen in der Klima-Politik beinhaltet.
Auch von Trump könnten „grüne“ Unternehmen profitieren
So könnte es unter Harris-Regie verstärkte Subventionen für Elektroautos, Batterieproduktion und erneuerbare Energien geben, weil sie dadurch ihr Lieblingsklientel, die amerikanische Mittelschicht, stärken will. Allerdings wäre es zu kurz gegriffen, Trump als Fan der Ölindustrie und Harris als Fan „grüner“ Energie einzuordnen. Denn auch in den USA setzen sogar republikanische Staaten wie Texas teilweise stark auf erneuerbare Energien als Ergänzung zu klassischen Energieträgern.
So sagte bereits im Sommer der Analyst Elliot Hentov vom US-Vermögensverwalter State Street im Interview mit FOCUS online: „Wir gehen davon aus, dass die meisten Subventionen in diesem Bereich erhalten bleiben werden, weil es ein Wachstumsmarkt ist. Der einzige Bereich, der tatsächlich unter einer Trump-Präsidentschaft leiden könnte, ist unserer Ansicht nach die Elektromobilität. Subventionen oder ein von der Regierung vorangetriebener US-weiter Ausbau von Ladesäulen könnten darunter leiden. Für grüne Energien selbst aber – sei es nun Wind, Solar oder Kernkraft – wird Trump sozusagen dem Kapitalismus freien Lauf lassen und den stark wachsenden Markt nicht einbremsen", so Hentov.
Nicht alle Gewerkschaften unterstützen die Demokraten
Kamala Harris gilt derweil als deutlich gewerkschaftsnäher als Trump. Das dürfte nennenswerte Auswirkungen für die internationalen Autobauer haben, die es in den vergangenen 20 bis 30 Jahren vom gewerkschaftsfreundlichen Michigan in die amerikanischen Südstaaten zog. Der Gewerkschaften im Auto-Bundesstaat Michigan unterstützen offiziell Kamala Harris, doch immer mehr der Werker am Band sind mittlerweile ins Trump-Lager gewechselt.
Verbrenner-Verbot? Wollen beide nicht
Hersteller wie Ford, General Motors oder die US-Marken des Stellantis-Konzerns (Chrysler, Jeep und die Pickup-Sparte RAM) verdienen ihr Geld in erster Linie mit traditionell angetriebenen Fahrzeugen, was Donald Trump in die Hände spielt. Denn auch wenn ihn Elektro-Mogul Elon Musk unterstützt: Ein Verbrenner-Verbot, wie es neben der EU auch das grüne Kalifornien plant, lehnt Trump scharf ab. Viele seiner Wählerinnen und Wähler leben schließlich in Staaten, in denen große Pickups mit Benzinmotoren das Rückgrat der Mobilität bilden.
Kamala Harris will die US-Wirtschaft mit umweltfreundlichen Technologien füttern und so auch die eigene Autoindustrie mit elektrifizierten Modellen fit für die Zukunft machen. Ein Verbrenner-Verbot auf Bundesebene hat Harris jedoch nie ins Gespräch gebracht; es wäre wohl auch kaum durchsetzbar. Die „grünere“ Auto-Politik bedeutet letztlich dennoch höhere Kosten im eigenen Land und könnte damit indirekt positive Auswirkungen für die europäischen Wettbewerber haben. Donald Trump will die Produktion in erster Linie mit gelockerten Regularien, niedrigen Steuern und günstiger Energie beflügeln.
Tesla dürfte in jedem Fall gewinnen
Zudem umgibt sich der mittlerweile 78-jährige Trump gerne mit Machern und Gewinnern. Bestes Beispiel sind seine Auftritte zusammen mit Elektro-Pionier Elon Musk, der durch sein politisches Engagement von einigen sogar als Last für die Elektromarke Tesla gesehen wird.
Musk dürfte in jedem Fall Rückenwind für seine Autos erwarten:
Unter Präsident Trump, weil Tesla als Beispiel für ein amerikanisches Erfolgs-Unternehmen steht und mit „America First“ kompatibel ist; zumal Trump die chinesische Elektro-Konkurrenz mit Zöllen auf Abstand halten wird.
Und ebenso unter Präsidentin Harris, weil sie Bidens Pro-E-Auto-Politik fortführen und noch verstärken wird und davon auch Tesla profitiert. Zudem hat auch der scheidende Präsident Joe Biden mit Zöllen auf China-Autos einen protektionistischen Weg eingeschlagen, der gar nicht so weit von Trumps Politik entfernt ist.
Elon Musk als großer Deregulierer?
Noch spannender als das Thema E-Auto könnte im Falle eines Trump-Wahlsieges eine mögliche Rolle Elon Musks in dessen Kabinett werden. So schwebt Musk, der nach der Übernahme von Twitter/X gezeigt hat, wie man Kosten radikal senken kann und der Laden trotzdem weiterläuft, ein neues Ministerium vor, das sich um eine maximale Effizienz-Steigerung von Behörden und Staatsapparat kümmern soll - abgekürzt DOGE (Department of Government Efficiency). Einige politische Beobachter erinnerte das bereits an US-Präsident Ronald Reagan, der in den 1980er Jahren auf weniger Staat und mehr Unternehmertum setzte - und über die Politik der Demokraten spottete: “Die Sicht der Regierung von der Wirtschaft lässt sich kurz zusammenfassen: Wenn sie sich bewegt, belege sie mit Steuern. Wenn sie sich weiterhin bewegt, reguliere sie. Und wenn sie aufhört, sich zu bewegen, bezuschusse sie.“