US-Wahlen - Bombendrohungen, Angst, Mobbing - Trumps Migranten-Lüge sorgt für heftige Probleme
Donald Trump hatte im TV-Duell mit Kamala Harris das Gerücht in die Welt gesetzt, Migranten würden Haustiere stehlen und essen. Das führt nun zu großen Problemen. Migranten werden bedroht, Kinder trauen sich nicht mehr zur Schule.
Seit den falschen Behauptungen von Donald Trump und seinem Vizekandidaten JD Vance, in Ohio würden illegale Einwanderer aus Haiti Haustiere stehlen und essen, werden viele Migranten bedroht und schikaniert.
Lehrer berichten von einer vergifteten Atmosphäre im Klassenzimmer. Eltern sorgen sich, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Restaurants erhalten Anrufe, ob heute Hund oder Katze auf der Speisekarte stehen.
Trump und Vance weigern sich, Behauptungen zurückzunehmen
Republikanische Politiker von Ohio flehten Trump und Vance an, ihre Behauptungen zurückzunehmen. Vergeblich. Der ehemalige Präsident und sein Vize weigern sich, die Lügen klarzustellen.
Stattdessen setzen sie eins drauf und verkaufen nun „Pets Lives Matter”-Schilder und Poster, die Trump als „Retter von Haustieren“ feiern.
Bei TV-Duell gegen Harris setzt Trump das Gerücht in die Welt
Zum Hintergrund: Zuerst hatte Vance die Behauptung einer Frau aus Springfield (Ohio) gepostet, ihre Katze sei von Migranten aus Haiti gestohlen und gegessen worden. Dass die Katze drei Tage später wieder im Keller der Frau auftauchte, erwähnte er nicht.
Beim TV-Duell gegen seine Rivalin Kamala Harris wiederholte Trump dann die Lüge über Haitianer: „Sie essen die Hunde. Sie essen die Katzen.“
Auch Trumps Sohn Donald Jr. bekräftigte in einem Radiointerview: „Wenn man sich Haiti und die Bevölkerung dort und ihren durchschnittlichen IQ ansieht – wenn man die dritte Welt ins eigene Land importiert, dann wird man selbst zur dritten Welt. Das ist so. Das ist nicht rassistisch. Das sind Tatsachen.“
Bei Wahl-Rallyes werden „Pets Lives Matter“ Baseballkappen verkauft
Bei vielen „MakeAmericaGreatAgain”(MAGA)-Anhängern kommt diese Rhetorik gut an. Also werden neuerdings in MAGA-Fan-Shops und bei Wahl-Rallyes „Pets Lives Matter”-Baseballkappen verkauft.
Lebensgroße Trump-Figuren mit der Aufschrift „The Defender of Pets“ sind ebenfalls große Hits. Die vermeintlich witzigen Pappfiguren zeigen Trumps Kopf auf dem nackten Oberkörper eines Bodybuilders – umringt von niedlichen Welpen und Kätzchen. Auf dem Sixpack des Mannes steht „Verteidiger von Haustieren“.
Trump-Anhänger machen sich über „Black Lives Matter“ Slogan lustig
Schon seit Beginn der „BlackLivesMatter”-Bewegung vor vier Jahren fallen Trump-Anhängern immer neue Wortspiele ein, den Slogan zu verändern, um sich über die Protestbewegung gegen Polizeigewalt gegenüber Schwarzen lustig zu machen.
So etwa stoßen rechtsgerichtete Partygäste von Junggesellinnenabschieden aus Trinkbechern mit dem Aufdruck „Drunk Wives Matter“ an. Andere MAGA-Fans finden „Black Dogs Matter”-T-Shirts witzig und clever, oder auch Hundebekleidung für schwarze Labradoren, auf der „Black Labs Matter“ steht.
„Pets Lives Matter“ Produkte als neuer Trend
Und nun also sind „Pets Lives Matter”-Produkte die neuen Renner. „So werden Teile der Gesellschaft vergiftet“, meint Marjorie Salvodon, deren Adoptivtochter aus Haiti kommt, gegenüber FOCUS online. „Wenn Kinder solche Lügen oder vermeintliche Scherze zu Hause von den Eltern hören, führt das zu Mobbing in der Schule.“
Salvodon wurde in den USA geboren. Ihre Eltern stammen aus Port-au-Prince. „Deshalb habe ich enge Kontakte zur Haiti-Community. Und die ist momentan nervös. Viele haben Angst.“
Auch Republikaner sind über Trumps Rhetorik entsetzt
Salvodon ist Demokratin. Doch in Bezug auf die Lügen über Haitianer, die Haustiere essen, stimmen ihr auch Republikaner zu. Mike DeWine, Ohios beliebter republikanischer Gouverneur, schrieb in einem Leitartikel in der „New York Times“: Die Rhetorik von Trump und Vance mache ihn sehr „traurig“.
Auch wenn er sich selbst als Trump-Anhänger bezeichne, müsse er als gebürtiger Springfielder klarstellen: Die Stadt erlebe momentan gerade durch die vielen Migranten aus Haiti einen neuen Aufschwung. „Sie sind legal hier. Sie sind hier, um zu arbeiten.“
Er habe sogar viele ihrer Arbeitgeber persönlich befragt und vorwiegend Positives über die Arbeitsmoral der Migranten gehört. Aber Trumps Behauptungen hätten Konsequenzen: „Es schadet der Stadt und ihren Einwohnern.“
Gerücht führt zu angespanntem Klima in Schulen
Sein Parteifreund, Springfields republikanischer Bürgermeister Rob Rue, klagte ebenfalls: Obwohl er Trump und Vance mehrfach beteuert habe, an den Gerüchten sei nichts Wahres, hätten sie die Lügen weiter verbreitet.
Die Folgen: Aufgrund von Bombendrohungen mussten das Rathaus sowie verschiedene Schulen geschlossen werden. Doch auch seit ihrer Wiedereröffnung klagen Schüler und Lehrer über ein angespanntes Schulklima.
Laut der US-Zeitung „The Haitian Times“ berichteten Eltern der Haiti-Gemeinde in Springfield, aus Angst vor anderen Mitschülern würden ihre Kinder nicht mehr in die Schule wollen.
Mobbing, rassistische Beschimpfungen, Drohanrufe sowie Angriffe in sozialen Medien hätten sich in den vergangenen Wochen vervielfacht. Viles Dorsainvil, Leiter des Gemeindezentrums für Haitianer in Springfield, meinte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir müssen jetzt aufpassen, wo wir hingehen.“
Sein Freund erwäge sogar, seinen Job in einer Lagerhalle zu kündigen: „Er sagt, das alles gerät außer Kontrolle. Wie die Leute uns behandeln, und was sie für böse Bemerkungen machen.”