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USA: Mehr als 500.000 Infizierte - Trump vor "größter Entscheidung"

Die USA sind in der bisher kritischsten Phase der Pandemie - mit einer halben Million erfassten Infektionen. Und es gibt noch mehr traurige Rekorde. Donald Trump sieht sich vor einer schwierigen Entscheidung.

Menschen tragen einen Mundschutz, während sie eine Straße vor einem Wandbild im Arts District überqueren. In Kalifornien gelten wegen des Coronavirus weiterhin strenge Ausgangsbeschränkungen. Foto: Chris Pizzello / AP / dpa
Menschen tragen einen Mundschutz, während sie eine Straße vor einem Wandbild im Arts District überqueren. In Kalifornien gelten wegen des Coronavirus weiterhin strenge Ausgangsbeschränkungen. Foto: Chris Pizzello / AP / dpa

In den USA gibt es inzwischen mehr als eine halbe Million nachgewiesene Infektionen mit dem Coronavirus. Nach den am Samstagvormittag veröffentlichten Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore starben dort bisher außerdem mehr als 18.700 Infizierte. Erstmals wurden bis Freitagabend (Ortszeit) dabei binnen 24 Stunden in den USA mehr als 2000 Tote registriert. Dabei handelt es sich um den höchsten Anstieg an verzeichneten Toten binnen eines Tages in einem Land seit Beginn der globalen Pandemie. US-Präsident Donald Trump sagte zur Frage, wann und wie das Land wieder zur Normalität zurückkehren könnte: «Das ist mit Abstand die größte Entscheidung meines Lebens.»

Er werde sie in Abstimmung mit «den klügsten Menschen» finden, fügte der US-Präsident bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus am Freitag hinzu. «Ich hoffe bei Gott, dass es die richtige Entscheidung sein wird.» Er werde voraussichtlich am Dienstag ein Expertengremium vorstellen, das über die Öffnung des Landes beraten soll.

Deutlich mehr Infektionen in den USA als in allen anderen Ländern

In den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, gibt es deutlich mehr bekannte Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 als in jedem anderen Staat der Welt. Die Zahlen der einzelnen Länder lassen sich wegen der unterschiedlichen Testquote und einer hohen Dunkelziffer aber nur begrenzt vergleichen.

Unter den am stärksten von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffenen Ländern hat die Universität den höchsten Anteil an Corona-Toten relativ zur Bevölkerungszahl bislang in Spanien registriert. Dort starben demnach rund 34 Menschen pro 100.000 Einwohner nach einer Infektion. In Italien waren es rund 31, in den USA knapp 6 Todesfälle pro 100.000 Einwohner, in Deutschland 3.

Ein Mann geht an einem Graffiti «Stay Home Life is Beautiful» in der Innenstadt von Los Angeles vorbei. Foto: Xinhua / dpa
Ein Mann geht an einem Graffiti «Stay Home Life is Beautiful» in der Innenstadt von Los Angeles vorbei. Foto: Xinhua / dpa

Die Webseite der Forscher der Johns-Hopkins-Universitär wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand bestätigter Infektionen als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde CDC. Zwischen Donnerstag- und Freitagabend (Ortszeit) verzeichnete die Universität 2108 Tote in den USA.

Ausgangsbeschränkungen in 31 türkischen Städten

Auch viele andere Länder der Erde sind weit von einer Rückkehr zur Normalität entfernt. In der Türkei verhängte die Regierung wegen der Corona-Krise für dieses Wochenende kurzfristig Ausgangsbeschränkungen in 31 Städten. Betroffen war auch die größte Stadt des Landes, die Millionenmetropole Istanbul, wie Provinz-Gouverneur Ali Yerlikaya am späten Freitagabend in einem Tweet bestätigte. Weil die Maßnahme nur mit knapp zwei Stunden Vorlauf verkündet wurde, setzten in Istanbul sofort Panikkäufe ein.

Einem Tweet des Innenministeriums zufolge sind auch die Hauptstadt Ankara sowie die Großstädte Izmir und Antalya betroffen. Das Verbot sollte demnach von Mitternacht in der Nacht zu Samstag bis Mitternacht in der Nacht zu Montag gelten.

Der Bürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoglu, kritisierte die kurzfristig kommunizierte Maßnahme. Innenminister Süleyman Soylu rief der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge zur Ruhe auf. Es gebe keinen Grund für Panikkäufe, unter anderem würden am Samstag die Bäckereien geöffnet sein. Anadolu zufolge sollen auch Kliniken, Apotheken und Institutionen, die bestimmte öffentliche Dienstleistungen anbieten, offen bleiben.

Die Türkei hat bisher rund 47.000 Infektionsfälle gemeldet. Die Zahl der Todesopfer hatte am Freitag die Marke von 1000 überschritten. Für Menschen ab 65 Jahre, chronisch Kranke und Unter-20-Jährige galten bereits Ausgehverbote. Schulen und Universitäten, Cafés und Bars wurden schon geschlossen, gemeinsame Gebete in Moscheen wurde verboten.

Weiter Ausgangsbeschränkung in Italien

Italiens Regierung verlängert die strikten Ausgangsbeschränkungen für die 60 Millionen Bürger bis zum 3. Mai. Das sagte Regierungschef Giuseppe Conte am Freitagabend. Die Maßnahmen gelten seit dem 10. März. In Italien dürfen die Menschen derzeit nur ausnahmsweise das Haus verlassen, etwa wenn sie zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen müssen. Auch ein Großteil der Unternehmen ist seit Wochen geschlossen. Die Wirtschaft des hoch verschuldeten Landes fürchtet eine heftige Rezession.

Zugleich kündigte Conte an, dass nach Ostern - vom 14. April an - einige wenige Läden zusätzlich aufmachen dürften, etwa Buch- und Schreibwaren-Geschäfte sowie der Handel mit Babykleidung. Italien gehört weltweit zu den am heftigsten von der Corona-Pandemie getroffenen Staaten. Zwar hat sich die Ansteckungswelle zuletzt verlangsamt. Trotzdem meldete der Zivilschutz am Freitag 570 neue Todesfälle binnen 24 Stunden. Insgesamt starben dort mehr als 18.800 Infizierte seit Beginn der Coronavirus-Welle im Februar.

Papst begeht Karfreitags-Prozession ohne Pilger

Papst Franziskus hat den Karfreitag wegen der Corona-Krise diesmal komplett anders begangen als sonst. Bei der meist emotional bewegenden Kreuzweg-Prozession, die sonst von Tausenden Pilgern begleitet wird, waren nur das katholische Kirchenoberhaupt und wenige andere Menschen dabei. Die Zeremonie war vom antiken Kolosseum in den abgesperrten Vatikan verlegt worden. Auf dem Petersplatz vor dem riesigen Dom wirkten der Papst und die wenigen anderen Beteiligten der abendlichen Prozession fast verloren. Bei der Feier werden traditionell das Leiden Jesus', sein Weg in den Tod am Kreuz und ins Grab in 14 Stationen nachstellt.

Weltweit mehr als 100.000 nachgewiesene Todesfälle

Weltweit sind nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität bereits mehr als 100.000 Menschen an den Folgen der Corona-Pandemie gestorben. Die Zahl der weltweit nachgewiesenen Infektionsfälle lag demnach bei mehr als 1,7 Millionen. (dpa)