Werbung

USA: Reporterin wird vor der Kamera von Fremden belästigt

Kurz vor Drehbeginn wird eine Reporterin von zwei Männern angesprochen. Sie wollen nicht gefilmt werden, sagen sie. Dann fangen sie an, das Aussehen der Reporterin zu bewerten.

Kurz vor der Live-Schaltung wurde Reporterin Brianna Hamblin von zwei fremden Männern angesprochen und belästigt (Bild: Screenshot/Twitter)
Kurz vor der Live-Schaltung wurde Reporterin Brianna Hamblin von zwei fremden Männern angesprochen und belästigt (Bild: Screenshot/Twitter)

Eine Nachrichtenreporterin wurde vergangene Woche, kurz vor Beginn ihrer Live-Aufzeichnung, von zwei Männern belästigt. Weil die Kamera bereits lief, konnte der „ekelhafte“ Vorfall – wie ihn die Reporterin später selbst bezeichnete – aufgezeichnet werden. Sie hat ihn ungekürzt und mit einem Kommentar versehen auf Twitter veröffentlicht, wo er bis zum Montag über fünf Millionen Mal angeklickt wurde.

„Ich will nicht gefilmt werden“

Die Reporterin heißt Brianna Hamblin und berichtet für den Regionalsender „Spectrum News“ über Themen aus Rochester, einer Stadt im US-Bundesstaat New York.

Kurz vor einem Live-Bericht am Freitagmorgen, im Video steht bereit zur Aufzeichnung auf dem Gehweg in einer Art Vorstadtsiedlung, sprechen sie zwei Männer an. Beide sind nicht im Video zu sehen. Einer sagt aber, er wolle nicht gefilmt werden, während der andere Hamblins Aussehen bewertet.

Reporterin entschärft Situation

An den ersten gewandet, antwortet die Reporterin, dass der Beitrag noch nicht aufgezeichnet werde. Worauf dieser antwortet, dass sie „wirklich sehr gut aussehe“. Sie bedankt sich dafür. Der zweite Mann sagt daraufhin, dass sie verdammt heiß aussehen würde und will wissen, wieso sie vor der Kamera stünde. Worauf sie sagt: „Schalten Sie Spectrum News ein, dann können Sie es herausfinden. Suchen Sie sich am besten gleich einen Fernseher, dann sehen Sie es.“

Doch anstatt weiterzulaufen und die Reporterin ihre Arbeit machen zu lassen, sagt der zweite Mann: „Das ist der Grund, wieso ich nicht mit einer schwarzen Frau allein gelassen werden kann.“ Und dass er weiße Frauen nicht ausstehen könne. Darauf sagt Hamblin: „Alles klar. Wir sind hier fertig. Noch einen schönen Tag.“ Bevor der Mann die Szene verlässt, sagt er: „Wirklich, verdammt sexy.“

Ekelhaftes Niveau

Am Ende des Videos ist der Reporterin anzusehen, wie unangenehm ihr sie Situation ist. Auf Twitter ordnet sie diese später in mehreren Tweets ein.

Sie schreibt: „Als Frau belästigt zu werden, vor allem als Reporterin im Außeneinsatz, passiert so oft, dass man lernt, damit umzugehen. Oder es zu ignorieren.“ Weil dieses Mal eine Kamera lief, wolle sie aber schreiben, was alles falsch an dem Gezeigten sei.

Zuerst: Wer nicht vor der Kamera stehen wolle, könne einfach aus dem Weg gehen oder freundlich darum bitten, nicht im Bild zu sein. „Bitte machen Sie keine Szene, es geht nicht um Sie.“

Dann erklärt sie, dass das Kompliment des ersten Mannes für sie in Ordnung ginge, der zweite aber habe die Situation sofort auf ein abstoßendes Niveau gebracht. „Die Unverschämtheit, mit der Männer über mich sprechen, erstaunt nicht immer wieder. Wie kommen sie darauf, dass Frauen so angesprochen werden wollen? Das ist nicht sympathisch. Das ist unangenehm. Das ist widerlich.“

Dazu komme, eine Gruppe von Frauen zu erniedrigen, um eine andere Gruppe hervorzuheben, sei „niemals in Ordnung“. Das zeige nur eins: „Dass Sie einen ekelhaften Fetisch haben, der auf Vorurteilen gründet – was schlicht Rassismus ist.“ Am Ende schreibt Hamblin, dass sie den restlichen Tag eine Pause von den Sozialen Medien nehmen werde.

Mitgefühl und Beistand auf Twitter

Für ihre Haltung und ihren Umgang mit der Situation hat Hamblin zahlreiche positive und unterstützende Kommentare erhalten. Etwa: „Du hast das bewundernswert gemeistert. Und es tut mit Leid, dass dein tag auf diese Weise starten musste.“ Oder: „Vielen Dank, dass du auf dieses Thema aufmerksam machst.“

Zahlreiche weitere Frauen berichten im Kommentarbereich zudem von eigenen Erfahrungen. Viele lesen sich so: „Mit solchen Situationen haben wir Frauen seit unserer Kindheit zu tun. Wenn wir nicht ‚Hallo‘ sagen, provozieren wir Ärger, Wut, Verfluchungen, Drohungen, weil wir uns angeblich für was Besseres halten würden. Es ist furchtbar, dass wir Frauen nicht einfach unser Leben leben können, ohne belästigt zu werden.“

Video: Keira Knightley - "Jede Frau, die ich kenne, wurde belästigt"