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"Völlig unangemessen": CDU-Politiker gerät bei Lanz mit Aktivistin Luisa Neubauer aneinander

Bei "Markus Lanz" wurde hitzig über den Umgang mit der "Letzten Generation" debattiert. Dabei gerieten vor allem CDU-Politiker Thorsten Frei und Fridays For Future-Aktivistin Luisa Neubauer aneinander.

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Bei "Markus Lanz" lieferte sich Luisa Neubauer ein hitziges Wortgefecht mit CDU-Politiker Thorsten Frei. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Am geplanten Gebäudeenergiegesetz sowie den immer drastischeren Aktionen der "Letzten Generation" scheiden sich die Geister im Land. Am Donnerstagabend gerieten Klimaaktivistin Luisa Neubauer und Thorsten Frei, der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, bei "Markus Lanz" (ZDF) aneinander, als es um den Umgang mit Klimaprotestlern sowie die anstachelnde Rhetorik der Union ging.

Während der Politiker hinter den Mitgliedern der "Letzten Generation" eine kriminelle Vereinigung und "Straftäter" vermutete, vertrat Luisa Neubauer im Gespräch mit Markus Lanz und seinen Gästen die Meinung, dass es sich bei den Klebeaktionen um einen "gewaltfreien Protest" handle, der aus einem "legitimen Grund" passiere. Der ZDF-Moderator reagierte verwundert und hakte bei der Fridays For Future-Aktivistin nach, wie sie zur "Letzten Generation" stehe. Neubauer relativierte, dass sie sich selbst nicht auf die Straße kleben und "auch nicht mit Tomatensuppe in ein Museum gehen" würde. Die Klimaaktivistin sah jedoch "Riesenprobleme" bei der Politik und der gezielten Stimmungsmache, während Thorsten Frei immer wieder auf "eine ganze Reihe von Straftaten" aufmerksam machte, zu denen laut dem Politiker Sachbeschädigung, Nötigung, Sabotage und gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr zählen.

Thorsten Frei und Luisa Neubauer debattierten am Donnerstagabend über die Aktionen der
Thorsten Frei und Luisa Neubauer debattierten am Donnerstagabend über die Aktionen der "Letzten Generation". (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Hajo Schumacher: "Es geht einfach nur um: Wir wollen nerven"

Auch Journalistin Liv von Boetticher sah die Aktionen der "Letzten Generation" kritisch und erzählte von ihrer Undercover-Recherche bei einem sogenannten "Klebe-Seminar". "Da wird gezielt die blutige Hand am Ende in Kauf genommen, weil das (...) die Spendengelder generiert", so die Investigativ-Reporterin, die ergänzte, dass sich der Kleber im Übrigen mit Cola wieder lösen lasse. "Das wurde so als Tipp für danach mitgegeben."

Publizist Hajo Schumacher verurteilte die Klimakleber derweil mit den Worten: "Es geht nicht mehr ums Klima. Es geht einfach nur um: Wir wollen nerven." Lanz wollte dazu von CDU-Politiker Frei wissen, wie er dazu stehe, dass seine Unions-Kollegen Begriffe wie "Klima-RAF" oder "Extremisten" in Bezug auf die "Letzte Generation" nutzen. Davon wollte sich Frei jedoch nicht wirklich distanzieren und stellte klar: "Ich habe grundsätzlich nichts gegen zugespitzte Äußerungen." Lanz hakte nach: "Wenn Sie so ein Ding rauswerfen, das verfängt dann ja auch." Als Thorsten Frei mit den Worten "Ja, aber wo ist das Problem?" konterte, sagte Lanz genervt: "Verharmlosung ist das Problem!"

Journalistin Liv von Boetticher berichtete heimlich für RTL von einem Klebe-Seminar der
Journalistin Liv von Boetticher berichtete heimlich für RTL von einem Klebe-Seminar der "Letzten Generation". (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Der ZDF-Moderator wurde deshalb direkter und vermutete, dass hinter der Polarisierung der Plan stecke, Wähler von der AfD abzuwerben. Statt sich dagegen zu wehren, gab der CDU-Politiker offen zu, dass man "in der Demokratie immer auch einen Seitenblick auf andere haben" sollte. Es beschwere ihn demnach, "dass die AfD Umfragewerte" habe, "die höher sind als von Linke, von FDP, höher als von Grünen und nahe bei der SPD."

Klimaaktivistin Luisa Neubauer zeigte sich anhand der nüchternen Haltung von Thorsten Frei erschüttert und stellte mit Blick sowohl auf die "komplett überhitzte" Sprache als auch auf die groß angelegte Razzia bei der Klimaschutzgruppe am 24. Mai klar, dass die "brachiale" und "pauschale" Vorgehensweise gegen die "Letzte Generation" jedoch "brandgefährlich" sei: "Das sorgt dafür, dass die Stimmung aufgeheizt wird, dass ich mit Personenschutz Vorträge halten muss." Weiter wetterte sie: Der Ärger über die Letzte Generation sei "kein Freifahrtschein, mit Taliban-, RAF- und sonst was für Vergleichen als gewählte Politiker durch die Lande zu ziehen, eine Gesellschaft aufzuheizen und dann ganz unschuldig in der Presse zu sagen: 'Die Menschen sind bei einem Heizungsgesetz verunsichert und die Klimaaktivisten sind irgendwie der Untergang des Abendlandes.'" Das sei "völlig unangemessen".

Neubauer wandte sich gegen die Rhetorik der Union: Es bedeute,
Neubauer wandte sich gegen die Rhetorik der Union: Es bedeute, "dass wir eine Gesellschaft, die wir ganz dringend zusammenbringen müssen, gegeneinander aufbringen. Einfach nur mit einer Sprache, mit Worten, die komplett überhitzt sind." (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Thorsten Frei: "Wir regen uns nicht über Habeck auf, sondern wir regen uns über seine Politik auf"

Ähnlich hitzig ging es bei "Markus Lanz" weiter, als der ZDF-Moderator mit Thorsten Frei über das geplante Gebäudeenergiegesetz sprach. Zunächst sagte der Politiker trocken: "Wir regen uns nicht über Habeck auf, sondern wir regen uns über seine Politik auf." Er erklärte weiter: "Die Bundesregierung macht Vorschläge darüber, wie man die Ziele des Klimaschutzgesetzes erreichen kann und wir sind der Auffassung, dass sie keine guten Vorschläge macht."

Laut Frei biete das Gebäudeenergiegesetz demnach einige Punkte, auf die man sich stürzen könne. Daraufhin lockte Lanz seinen Gast aus der Reserve, als er von ihm genaue Preise fürs Heizen mit fossilen Stoffen wie Öl und Gas wissen wollte. Zunächst stockte Frei, gab dann jedoch widerwillig zu, dass in Zukunft alles teurer wird. Hajo Schumacher stellte daraufhin fest: "Wir können an diesem Heizungsthema sehr gut die Polarisierung sehen. (...) Es ist eine gezielte Angstkampagne geführt worden." Auch Luisa Neubauer ging die CDU direkt an: "Die Antwort von Ihrer Partei war eine unerträgliche monatelange Kampagne, die dieses ganze Thema behandelt hat, als würde Robert Habeck in unsere Keller einbrechen, die Heizung rausmontieren und nebenbei die Würde der Menschen missachten." Die Öffentlichkeit sei deshalb verwirrt, zudem sei "Zeit verspielt worden, die man überhaupt nicht hat".

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