VaMEx in Planung - Deutsche Mars-Mission: Kamera soll anomale Phänomene am Mars-Himmel suchen

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) plant derzeit eine zukünftige Forschungsmission in den gewaltigen Mars-Canyon Valles Marineris.<span class="copyright">grewi.de</span>
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) plant derzeit eine zukünftige Forschungsmission in den gewaltigen Mars-Canyon Valles Marineris.grewi.de

Die angedachte deutsche Mars-Mission „VaMEx“ will mit vernetzten Drohnen und Robotern einen gewaltigen Mars-Canyon erkunden. Forscher der Universität Würzburg entwickeln hierfür das Kommunikationsnetzwerk, einen Drohnenschwarm und eine Kamera, die am Mars-Himmel nach anomalen Phänomenen fahnden soll.

Unter dem Arbeitstitel „Valles Marineris Exploration" (VaMEx) plant das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) derzeit eine zukünftige Forschungsmission in den gewaltigen Mars-Canyon Valles Marineris. Miteinander vernetzte Drohnen und Roboter sollen den Grabenbruch teils autonom erkunden und hier auch nach Spuren von Leben suchen.

Teil des Teams sind auch Forscher der Universität Würzburg. Sie liefern das Kommunikationsnetzwerk, einen neuartigen Drohnenschwarm und eine Kamera, die mit Hilfe von KI den Mars-Himmel sowohl nach astronomischen Erscheinungen wie auch nach unidentifizierten anomalen Flugobjekten und Phänomenen (früher UFOs, heute kurz als UAP bezeichnet) absuchen soll.

Für die weitere Entwicklung seiner Beiträge hat das Team um Prof. Hakan Kayal von der Professur für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und Doktorand Clemens Riegler nun für den VaMEx-Beitrag „MarsSymphony“ rund 1,5 Millionen Euro (Förderkennzeichen 50RK2451A) über das DLR Mittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz in Höhe von 1,5 Millionen Euro erhalten.

Ziel der VaMEx-Mission

Valles Marineris, das mit 3.000 Kilometern Länge, 600 Metern Breite und bis zu acht Kilometern Tiefe eines der markantesten geografischen Merkmale auf dem Mars darstellt, bietet ideale Bedingungen für die Erforschung von Höhlen und der Marsoberfläche. Diese Höhlen könnten nicht nur künftigen Mars-Basen als Schutz dienen, sondern bieten auch potenziell günstige Bedingungen für die Entstehung von Leben.

Professor Kayal beschreibt das Konzept wie folgt: „Es geht darum, die einzelnen Elemente des Roboterschwarms wie ein Orchester harmonisch zusammenspielen zu lassen. Daher auch der Projektname.“ Derart orchestriert werden, sollen sowohl mobile Drohnen und Roboter zu Land als auch stationäre Systeme, zur Erde entscheidend sind. Teil der Erkundung des ausgedehnten Canyons sollen auch sogenannte Autorotationskörper sein – abgeworfene Drohnen, die jedoch wie Ahornsamen sanft zur Mars-Oberfläche trudeln. Diese speziell designten Flugkörper können zielgerichtet über größere Flächen verteilt und schlussendlich – am Boden angelangt ­– als Sensoren- oder Repeater-Netzwerke genutzt werden.

Da die Kommunikation zwischen den auf dem Mars agierenden Robotern und der Erde durch die geographischen Gegebenheiten eingeschränkt ist, sind sogenannte Repeater-Stationen notwendig. Diese bilden eine Transportkette, die die Daten etwa aus dem Inneren der Mars-Höhlen bis zum Gateway an der Oberfläche weiterleitet. Das Gateway fungiert als Kommandozentrale für den gesamten Schwarm und koordiniert den Datenaustausch mit einem Mars-Orbiter, der schließlich die Informationen zur Erde übermittelt.

Die UAP-Kamera: Ein revolutionärer Ansatz

Ein herausragendes Merkmal dieser Mission ist die Integration einer sogenannten UAP-Kamera, die erstmals überhaupt auf einem anderen Himmelskörper im Sonnensystem unidentifizierte anomale Himmelsphänomene (unidentified anomalous/aerial phenomena; kurz: UAP, früher als UFO bezeichnet) detektieren soll. Diese Kamera, die auf dem stationären Gateway installiert wird, überwacht den Himmel über dem Mars und sucht nach Meteoreinschlägen, Blitzen, Wolkenformationen und potenziellen UAPs – also Phänomenen, die bisher nicht eindeutig erklärt werden konnten.

Die Kamera basiert auf Technologien, die Kyalas  „interdisziplinäres Forschungszentrum für Extraterrestrik“ (IFEX)  bereits auf der Erde eingesetzt werden. In Norwegen beispielsweise betreibt die JMU seit Jahren ein KI-basiertes Kamerasystem, das unidentifizierte Phänomene in der Region Hessdalen untersucht. Diese Region ist bekannt für wiederkehrende Lichterscheinungen, deren Ursprung bislang ungeklärt ist.

Foto einer UAP-Kamera auf dem Dach des Uni-Campus in Würzburg<span class="copyright">JMU/IFEX</span>
Foto einer UAP-Kamera auf dem Dach des Uni-Campus in WürzburgJMU/IFEX

Ein weiterer Prototyp der UAP-Kamera beobachtet von einem Campus-Dach den Himmel über Würzburg, um auch hier identifizierte Flugobjekte von bislang unidentifizeirten Phänomenen am Himmel zu unterscheiden. Auf dem Mars ist eine Weiterentwicklung dieses Systems und könnte in Zukunft dazu beitragen, solche Phänomene auch auf dem Roten Planeten zu dokumentieren.

„Wir wissen immer noch nicht, um was es sich bei UFOs und UAP handelt“, erklärte Kayal in einem  Interview . „Mars und Erde sind sich in vielem sehr ähnlich, von der Geologie bis Meteorologie. Wenn es UAP auf der Erde gibt, so könnten sie auch am Mars-Himmel zu sehen sein. Ein weiterer Vorteil einer solchen Detektion wäre, dass wir auf dem Mars zumindest bekannte irdische Auslöser von vielen klassischen UFO/UAP-Sichtungen wie Vögel, Insekten, Ballons und Flugzeuge usw. als Erklärungen für eventuell detektierte UAP von vornherein ausschließen können.

Auch die Anzahl an irdischen Satelliten und Sonden ist auf bzw. um den Mars herum noch überschaubar und ihre Flug- und Umlaufbahnen bekannt, vorhersehbar und leicht zu überprüfen. Wir suchen auf dem Mars aber keine kleinen grünen Männchen, sondern Anomalien, die auf neue Ereignisse oder Eigenschaften hinweisen könnten. Die Chance dafür ist zwar klein, aber eine solche Detektion auf dem Mars wäre schon eine Sensation und würde uns Daten liefern, die mit irdischen Systemen einer Aufklärung dieser Phänomene oft im Wege stehen.“

Ein großer Schritt auch für die Erforschung von UAP in Deutschland

Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Forschungsprojekt mit einer ganz konkret und als solche ausgewiesene UAP-Komponente mit Bundesmitteln gefördert wird. „Wir sind sehr dankbar dafür. 2022 wurde die Erforschung von UAP ausdrücklich in den Forschungskanon von IFEX aufgenommen. Diese Förderung ist auch eine Anerkennung unserer Bemühungen, die Stigmatisierung und Tabuisierung dieses Forschungsfeldes auch auf akademischer Ebene abzubauen. Wir hoffen, dass dies die Tür zu weiteren, mit signifikanten Mitteln geförderten, UAP-Vorhaben öffnet und vielleicht auch zu Kooperationen mit relevanten staatlichen Einrichtungen führt.“

2025: Ein erster Test im irdischen Steinbruch

Bereits im kommenden Jahr soll eine Analogmission in einem irdischen Steinbruch zeigen, ob die Orchestrierung des Roboterschwarms und die UAP-Kamera wie geplant funktionieren. Dabei werden unter realistischen Bedingungen die verschiedenen Systeme getestet, insbesondere die Kommunikation zwischen den Robotern und dem Gateway. Auch bei dieser Simulation wird die UAP-Kamera eine wichtige Rolle spielen, indem sie die Drohnenflüge, bekannte und vielleicht ja auch schon unbekannte Erscheinungen am Himmel aufzeichnet, um mit großen Datenmengen das Kommunikationsnetzwerk auf Herz und Nieren zu prüfen.

Sollte diese Analogmission erfolgreich verlaufen, wäre der Weg für eine tatsächliche Mars-Mission geebnet. Die Komponenten müssen dann noch speziell an die extremen Bedingungen des Mars angepasst werden. Dort herrschen Temperaturen von durchschnittlich minus 63 Grad Celsius, und regelmäßig fegen heftige Staubstürme über die Oberfläche.