2027 droht Mega-Sprung - Benzinpreis kann über Nacht um 38 Cent steigen – was uns bald erwartet
Fossile Kraftstoffe werden vor allem in der EU immer teurer. 2027 droht ein Mega-Sprung, der viele Autofahrer überfordern wird. Die Mineralölbranche könnte auf alternative Kraftstoffe wie HVO oder E-Fuels umschwenken – doch was würden die kosten?
Die Klima-Szene empfängt gerade Schockwellen aus den USA: Präsident Donald Trump hat sein Land aus dem Pariser Klima-Abkommen zurückgezogen. Sein Argument: Es sei nicht einzusehen, warum die USA sich an verpflichtende Emissionsbegrenzungen halten sollten, während China seine Emissionen sogar noch einige Jahre lang erhöhen darf. Auch ein Verbrenner-Verbot oder weitere Steuergelder für Elektroautos wird es in den USA nicht geben . In der EU sieht das anders aus. Brüssel bleibt weiter beim „Green Deal“, um im Jahr 2050 die sogenannte Klimaneutralität zu erreichen (das Netto-Null aller nicht-natürlich verursachten CO2-Emissionen).
Kraftstoffe werden jedes Jahr teurer - 2027 droht Mega-Schock
Die konkreten Folgen der europäischen Klimapolitik für die Bürger sind vor allem finanzieller Natur. Durch stetig steigende Kosten für Gas, Heizöl und Kraftstoffe wird Wohnen und Autofahren immer teurer . Neben der zuletzt zum Jahreswechsel erhöhten CO2-Steuer kommt der eigentliche Schock für Millionen Autofahrer aber erst in zwei Jahren. 2027 wird der Verkehrssektor in den EU-Emissionshandel überführt. Eine Studie der „Agora Verkehrswende“ geht davon aus, dass der Benzinpreis dann quasi über Nacht um 38 Cent steigen könnte, und zwar pro Liter . Autofahren würde für viele Menschen unbezahlbar. Studie enthüllt - Wie stark Autokosten wirklich gestiegen sind
Was wird der Liter an der Tankstelle in Zukunft kosten?
Wenn die EU nicht dem Beispiel der USA folgt und ihre Klimapolitik revidiert, bleiben als Alternativen für die Zukunft nur der verstärkte Einsatz von Elektroautos und - gerade auf Märkten, in der die Emobilität nur langsam wächst - zusätzlich alternative Kraftstoffe, die die Klima-Bilanz des Verbrenners verbessern. Schon jetzt tanken kann man HVO-Diesel, einen synthetisch hergestellten Diesel, der bis zu 90 Prozent klimafreundlicher ist als normaler Diesel - aber auch teurer . Die „Königsklasse“ alternativer Kraftstoffe sind E-fuels, also mit erneuerbaren Energien produzierte rein synthetische Kraftstoffe. Für die erwägt die EU eine Ausnahme vom Verbrenner-Verbot. Konkretisiert ist das allerdings noch nicht, da die EU-Kommission eigentlich nur noch Elektroautos haben möchte und sogar Umwelt-NGOs bezahlt, um Abgeordnete dahingehend zu beeinflussen .
Szenarien für den Spritpreis 2030 bis 2050
Der Bundesverband EnergieMittelstand (UNITI), der als Verband die Kraftstoff-Branche vertritt, hat jetzt verschiedene Szenarien ausgerechnet, wie es beim Einsatz alternativer Kraftstoffe in der Breite künftig mit den Spritpreisen weitergeht. Basis für die Berechnungen ist eine Studie des Beratungsunternehmens Frontier Economics. Der Verband hat zwei Kostenszenarien aufgestellt, die unter anderem die Unsicherheiten der künftigen Besteuerung von Klima-Sprit berücksichtigen. Auch die Skaleneffekte - also wie schnell es gelingt, durch Massenproduktion die Kosten erheblich zu drücken - werden einberechnet. Die Bandbreite ist entsprechend hoch:
Im günstigsten Szenario betragen die Herstellungskosten inklusive Transport für den Liter E-Benzin 0,99 Euro und den Liter E-Diesel 1,09 Euro. Die Transportkosten sind dabei kein besonders relevanter Faktor, da sich flüssige Kraftstoffe sehr einfach transportieren lassen - ganz im Gegensatz zum Beispiel zu Wasserstoff.
Für Autofahrerinnen und Autofahrer würde das an der Zapfsäule einen Endpreis zwischen 1,37 Euro (E-Benzin) und 1,59 Euro (E-Diesel) bedeuten. Das gilt aber erst 2040; vorher wäre der Sprit auch im günstigen Szenario deutlich teurer (zwischen 1,89 und 1,90 Euro pro Liter).
Im ungünstigsten Szenario wären ab 2030 Preise um zwei Euro pro Liter und in der Spitze für den Liter Diesel laut UNITI bis zu 3 Euro zu erwarten.
Wichtige Voraussetzungen nicht erfüllt
Das UNITI-Szenario setzt zwei Faktoren voraus, die derzeit keineswegs gesichert sind. Das eine ist der baldige Start einer Massenproduktion von E-Fuels - und das nicht etwa in Europa, sondern in Ländern, die mit drastisch niedrigeren Kosten für Wind- und Solarenergie punkten können. „Voraussetzung ist, dass die industrielle Produktion der E-Fuels an geeigneten globalen Standorten erfolgt und durch Skaleneffekte positiv verlaufende Produktionshochläufe und damit Kostendegressionen greifen können. Diese führen bereits mittelfristig zu erheblichen Kostensenkungen“, schränkt der Verband seine Prognosen selbst ein. Der andere Aspekt ist eine Energiesteuer-Reform, die dem Klima-Sprit einen signifikanten Vorteil gegenüber fossilen Kraftstoffen verschaffen würde. Selbst im „ungünstigen“ Szenario sind die von der Branche geschätzten Kosten für den Endverbraucher allerdings erheblich niedriger als die Summen, die zum Teil im Netz kolportiert werden.
Die eingangs erwähnten Entwicklungen in den USA sind für die E-Fuel-Ambitionen derweil ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist die klare Abkehr von Verbrenner-Verboten und den Privilegien der Elektromobilität ein Signal, dass der bedeutende US-Markt auch künftig sehr viele neue Benziner und Hybridautos nachfragen wird. Andererseits ist durch den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen der Druck in den USA nicht sehr groß, Benzin und Diesel schnell durch Klima-Kraftstoffe zu ersetzen. Das könnte Bemühungen etwa in Kalifornien, massiv HVO-Diesel einzusetzen, wieder einbremsen und sich auch auf einen künftigen Einsatz von E-Fuels negativ auswirken.