Verbot beim ZDF? - „Despektierlich“: Olympia-Kommentatorin entfacht Debatte um das Wort „Eskimorolle“

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Susanne Simon entfacht Debatte um den Kanusport-Begriff "Eskimorolle"ZDF/Ulrike Lenz/IMAGO / BSR Agency(Fotomontage)

Im Kanusport gibt es seit einiger Zeit eine Debatte über die Verwendung des Begriffs „Eskimorolle“. Nun heizte die ZDF-Olympia-Kommentatorin Susanne Simon die Diskussion erneut an.

ZDF-Kommentatorin Susanne Simon hat am vergangenen Olympia-Samstag während eines Kanu-Wettkampfs eine kleine Bemerkung gemacht, aus der sich inzwischen eine öffentliche Debatte gesponnen hat. Es geht um den Begriff „Eskimorolle“, mit dem im Kanusport eine 360-Grad-Drehung gemeint ist, der inzwischen aber als veraltet gilt.

Simon erklärte, während sie das Rennen der deutschen Kanutin Elena Lilik kommentierte, diese habe als erste „die Rolle“ eingeleitet, die nicht mehr „Eskimorolle“ genannt werden solle. „Das ist etwas despektierlich. Man nennt sie jetzt Grönlandrolle oder Kenterrolle, weil der Begriff Eskimo nicht mehr adäquat ist heutzutage“, so die ZDF-Reporterin weiter.

Verwirrung um Bedeutung des Wortes „Eskimo“

Zu der Bedeutung des Wortes „Eskimo“, wie man die indigenen Völker im nördlichen Polargebiet oft umgangssprachlich nennt, gibt es unterschiedliche Aussagen. Früher wurde der Begriff mit „Rohfleischesser“ übersetzt und als Schimpfwort gewertet. Heute heißt es, die korrekte Übersetzung soll „Schneeschuhflechter“ sein.

Laut „bild.de“ soll die Sprecherin des deutschen Kanu-Verbandes Journalisten darum gebeten haben, statt „Eskimorolle“ nun Kenterrolle zu sagen. Eine konkrete Vorschrift gibt es beim TV-Sender nicht, wie ZDF-Sportchef Yorck Polus gegenüber „bild.de“ hat klarstellte: „Bei uns im ZDF ist dieser Begriff weder verboten worden, noch ist unseren Reporterinnen und Reportern angeraten worden diesen nicht zu verwenden oder eine andere Bezeichnung dafür zu suchen.“

Internationaler Kanu-Verband schaffte „Eskimorolle“ ab

Stattdessen orientiert sich das ZDF an den Begrifflichkeiten, die vom internationalen Verband schon vor Jahren vorgegeben worden sind. Im Jahr 2022 wechselte man auf Wunsch von USA und Kanada von Eskimorolle zu Grönlandrolle oder Kenterrolle.

Thomas Konietzko, Präsident der Internationalen Kanu-Föderation (ICF), sieht die Vorgaben laut etwas lockerer: „Aus Sicht der ICF überlassen wir jedem selbst, ob er Eskimorolle sagen möchte oder nicht.“ Es gebe keine offiziellen Sprachanweisungen. „Es ist und bleibt eine traditionelle Bewegung, die aus dem Bereich der Eskimos kommt“, Konietzko.

Was die Sportler selbst sagen

Auch in der Kanu-Szene selbst sind die Meinungen geteilt. Olympiateilnehmer Stefan Hengst erklärte nach seinem Achtelfinal-Aus im Kajak-Cross gegenüber „bild.de“: „Eskimo-Rolle ist für uns nichts Besonderes. Wir haben es so als Kind schon gelernt.“ Noah Hegge hingegen verzichtet auf den Begriff „Eskimorolle“: „Wir sagen Kajak-Rolle. Ich glaube, das ist neutral und definitiv auch angepasst in dieser Zeit.“

Kanada-Kanutin Lois Betteridge betonte: „Ich denke, es ist sehr wichtig, sich der Sprache bewusst zu sein und dass wir einen so abwertenden Begriff verwenden. Kajak-Rolle ist das bessere Wort. Wir brauchen andere Wörter nicht.“ Unterstützt wird diese Ansicht von ihrem Team-Kollegen Alex Baldoni, der sagte: „Die Eskimos waren die Ersten, die Kajaks und Kanus erfunden haben. Und ja, der Begriff bezieht sich auf sie. Aber die bessere Bezeichnung ist Kajak-Rolle. Und ich sehe kein Problem, das Wort auch zu verwenden.“

Elena Lilik, die Silbermedaillengewinnerin und Auslöserin von Susanne Simons Kommentar, äußerte sich ebenfalls zu der Debatte. Sie spricht von einer Kenterrolle: „Das ist neutral und passt zu unserem Sport. Es ist der Vorgang des Kenterns. Ich würde es einfach so bezeichnen und dann ist es gut.“