Verbotene Urlaubs-Mitbringsel: Das Geschäft mit den Jagdtrophäen

Simba, das süße Löwenbaby, spielt die Hauptrolle in Disneys neu aufgelegten Film, der am 17. Juli 2019 in den deutschen Kinos anlief. Doch die Faszination, die wilde Tiere auf die Menschen ausüben, beschränkt sich leider nicht nur aufs Bewundern niedlicher Tierbabys. Urlauber brüsten sich mit selbst erlegten Wildtieren in sozialen Netzwerken – und bringen erschossene Tiere auch als Trophäen mit nach Hause. Das Geschäft boomt.

Tiere in der Wildnis – so sollte es im Idealfall sein (Symbolbild: Getty Images)
Tiere in der Wildnis – so sollte es im Idealfall sein (Symbolbild: Getty Images)

Wild lebende Tiere haben eine besondere Anziehungskraft. Viele Menschen legen den kompletten Urlaub darauf aus, um ihnen auf Safaris so nah wie möglich zu kommen. Auch die Sehnsucht nach Schwimmen mit Delphinen oder das Reiten auf Elefanten kennen viele Tierliebhaber. Daneben hat die Jagd auf exotische Tiere viele Anhänger – und ist ein riesiges Geschäft.

Jüngstes Beispiel: Das Bild eines sich küssenden Pärchens vor einem von ihnen erlegten Löwen stieß vor Kurzem nicht nur Tierschützern bitter auf. Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken war groß. Sogar die Tochter des Jägers meldete sich auf YouTube zu Wort und sagte: “Es ist mir peinlich, dass ich ihn einst Papa nannte.“

Jäger posiert mit totem Löwen: Tochter rechnet mit ihm ab

Wie der “Daily Mirror“ berichtet, zeigt das Foto ein Paar aus Kanada, das sich selbst als "leidenschaftliche Naturschützer" bezeichnet. Dass der Urlaub aber auf Kosten der Natur geht, ist spätestens beim Anblick des toten Löwen klar. Den Jägern scheint das allerdings egal zu sein. Einige Reiseveranstalter locken Touristen mit ganz besonderen Jagd-Angeboten. So auch “Legelela Safaris“ in Südafrika, die das Foto des kanadischen Pärchens in der Kalahari-Wüste auf Facebook zuerst in Umlauf brachte. Das Reiseunternehmen kommentierte das Foto mit den Worten: "Harte Arbeit in der heißen Kalahari-Sonne ... gut gemacht."

Paar posiert mit erlegtem Löwen: Und erntet Shitstorm

Nachdem der “Daily Mirror“ eine Kampagne gegen die Trophäenjagd gestartet hatte, die forderte, den Import von “zum Spaß erschossenen Tieren" zu verbieten, löschte das Reiseunternehmen immerhin seine Facebook-Seite.

Kranke Trophäen: Petition will den Import von getöteten Tieren stoppen

Nicht nur Körperteile von getöteten Löwen, auch Trophäen von Elefanten, Nashörnern, Zebras, Affen und vielen weiteren Wildtieren werden von Urlaubern von ihren Jagd-Safaris mit nach Hause gebracht. Allein in Deutschland gab es laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Zeitraum 2013 bis 2014 insgesamt 1.989 Beschlagnahmen an 131 beteiligten Zollämtern. Bei mehr als 85 Prozent aller beschlagnahmten Exemplare handelte es sich um Urlaubs-Souvenirs aus tierischen oder pflanzlichen Materialien.

Auch im vergangenen Jahr hat der Zoll in 1.300 Fällen deutschlandweit 71.000 Pflanzen, Tiere oder daraus hergestellte Produkte beschlagnahmt, darunter Steinkorallen, ein Elefantenfuß, der als Hocker verarbeitet wurde, Häute und Felle exotischer Tiere – und sogar den Kopf einer Schildkröte. Aber auch lebende Exemplare mussten eingezogen werden. Für den Zeitraum 2013 bis 2104 werden insgesamt 71 Schildkröten, 61 Schlangen und 16 Warane vom BfN als Beispiel genannt. Beschlagnahmt wurden außerdem rund 200 Kilogramm Elefantenelfenbein, über 1.600 kleine Lederprodukte von Reptilien sowie über 16.000 getrocknete Seepferdchen.

Was Zollbeamte manchmal in den Koffern von Reisenden finden, macht fassungslos (Symbolbild: Getty Images)
Was Zollbeamte manchmal in den Koffern von Reisenden finden, macht fassungslos (Symbolbild: Getty Images)

In Großbritannien startete nun eine Petition, die das Tierleid durch ein Importverbot der Trophäen eindämmen soll. Wie die Initiatoren berichten, hat die britische Regierung sogar erlaubt, Trophäen von vom Aussterben bedrohten Tierarten einzuführen. Die Jagd auf Trophäen sei grausam, unmoralisch und in einer zivilisierten Gesellschaft vollkommen unangebracht, heißt es auf der Petitionsseite weiter. Die Jagd auf Löwen in Südafrika sei ein boomendes Geschäft – und eine Schande für die Menschheit. Rund 12.000 Menschen haben die Kampagne bisher unterzeichnet.

Gezüchtet zum Streicheln und Jagen: Löwenfarmen in Südafrika

In Südafrika werden Löwen sogar eigens für die Jagd und damit nur zur Unterhaltung des Menschen gezüchtet. Das berichtet die Tierschutzorganisation Pro Wildlife e.V. Unter dem Deckmantel des Artenschutzes wachsen die Wildtiere auf speziellen Farmen auf. Sie werden schon früh von ihren Müttern getrennt und von Menschen aufgezogen. Die zutraulichen Tiere bleiben nur zum Teil auf der Farm: Die meisten werden an Streichelfarmen weiterverkauft und kommen in Jagdfarmen. Dort sind sie leichte Beute für Jagdtouristen und ein lukratives Geschäft für die Betreiber.

Tierquälerei statt Tierschutz: Südafrikas Geschäft mit den Löwenfarmen

Die Jagd auf Löwen ist in Südafrika legal – und damit steht Tierquälerei statt Tierschutz auf der Tagesordnung. Besonders perfide ist, dass sich viele der Farmer als Tier- und Naturfreunde präsentieren, die Großkatzen zur Auswilderung züchten. Und dabei Unterstützung von Helfern aus Europa bekommen, die bei der Aufzucht aus Tierliebe mitarbeiten und dafür auch noch bezahlen.

Artenschutz: So verhält sich der deutsche Zoll beim Import von Jagdtrophäen

Was viele Touristen für originelle oder landestypische Souvenirs halten, sind massive Verstöße gegen Artenschutzgesetze und Einfuhrbestimmungen. Für die Einfuhr von geschützten Tieren und Pflanzen ist das Bundesamt für Naturschutz zuständig. Der Zoll unterstützt die Behörde durch Kontrollen an Grenzen und Flughafen. Ausgestopfte Tiere wie auch Gegenstände, die aus Tierteilen produziert wurden, könnten unter den Artenschutz fallen – auch, wenn sie nicht mehr leben.

Als Folgen von Verstößen kann nicht nur die Beschlagnahmung, sondern auch eine Geldstrafe angeordnet werden. Rund 100 Euro werden laut Bundesamt für Naturschutz beispielsweise für eine in Alkohol eingelegte Kobra fällig, 200 bis 400 Euro für Reptil-Ledertaschen – und rund 1.000 Euro für eine tote Schildkröte.

Grundsätzlich gilt, dass für den Import und Export von artengeschützten Exemplaren eine artenschutzrechtliche Genehmigung erforderlich ist. Beispielsweise für Elfenbein oder Elefantenleder, wie auch für Jagdtrophäen geschützter Tierarten. Doch unter bestimmten Umständen dürfen auch diese importiert werden. Hat man die notwendigen Papiere – ausgestellt vom BfN – ist die Einfuhr von Trophäen streng geschützter Tiere wie Löwen, Leoparden oder Geparden auch in Deutschland legal. Laut “Statista.com“ erteilte das Bundesamt für Naturschutz 2017 615 Einfuhrgenehmigungen für Jagdtrophäen geschützter Tiere, darunter 24 Einfuhrgenehmigungen von Löwen.

Das muss ein Ende nehmen, fordert die Tierschutzsorganisation PETA Deutschland e.V. Mit einer Petition möchte auch sie den Import von Jagdtrophäen stoppen. Eine schriftliche Anfrage an die Bundesregierung ergab nämlich, dass das Bundesamt für Naturschutz auch im Jahr 2018 die Einfuhr von Jagdtrophäen genehmigt hat, die von geschützten Tieren stammen.197 waren es insgesamt, um genau zu sein. Rund 48.000 Unterschriften hat die Petition inzwischen gesammelt.

Solange sich aber auch weiterhin Jäger mit erlegten Tieren im Internet brüsten und auch kleine Kinder auf Familienfotos mit Jagdtrophäen in Siegerpose zu sehen sind, wird es leider vermutlich immer wieder Tiere geben, die tot vor der Linse einer Kamera landen – oder im Koffer auf dem Weg nach Deutschland.

VIDEO: US-Fluggesellschaften: kein Transport von Jagdtrophäen