Verbrauchsgrenze für E-Autos: Wird der Energiehunger bald gesetzlich limitiert?

Die Verbraucherzentrale Bundesverband plädiert für die Einführung verbindlicher Effizienzvorgaben für Elektroautos. Diese Maßnahme soll die Hersteller dazu anregen, neue Technologien zu entwickeln und den Energieverbrauch ihrer Fahrzeuge zu senken.

Seit 2021 müssen alle neu in der EU zugelassenen Autos bestimmte CO₂-Emissionsgrenzen einhalten. Hersteller zahlen 95 Euro für jedes Gramm CO₂ über 95 Gramm pro Kilometer und Fahrzeug. Elektroautos sind von diesen Vorgaben ausgenommen und werden pauschal mit 0 Gramm CO₂ bewertet.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) fordert nun in einem Positionspapier die Einführung eines verbindlichen Verbrauchsgrenzwertes für Elektroautos auf EU-Ebene: "Damit Elektroautos umweltfreundlich, wirtschaftlich und alltagstauglich sind, müssen sie den geladenen Strom effizient einsetzen. Bisher fehlt vielen Automobilherstellern der Anreiz, kleine, leichte und damit effizientere Elektrofahrzeuge herzustellen. EU-weite Effizienzvorgaben, für deren Überschreiten die Hersteller bestraft werden, wären ein solcher Anreiz", erklärt Daniel Weber, Referent im Team Mobilität und Reisen des VZBV. "Effizientere E-Fahrzeuge kämen Verbraucher:innen und der Umwelt zugute: durch eine höhere Reichweite und geringeren Kosten."

Strengere Grenzwerte für E-Autos verbessern Verbrauchervorteile

Der VZBV fordert, dass der europäische Gesetzgeber ab 2030 verbindliche Effizienzvorgaben für batterieelektrische Fahrzeuge einführt, unabhängig vom Fahrzeuggewicht. Hersteller, die einen durchschnittlichen Verbrauch von mehr als 16 kWh pro Kilometer haben, sollen bestraft werden. Zudem verlangt der VZBV mittelfristig eine verpflichtende Lebenszyklusanalyse für alle Fahrzeuge, die alle Phasen von der Rohstoffgewinnung über die Produktion, Nutzung, Wartung bis zur Entsorgung oder Wiederverwertung umfasst. Ab dem 1. Juni 2026 sollen Automobilhersteller verpflichtet werden, die CO₂-Emissionsdaten neuer Modelle für ihren gesamten Lebenszyklus an die Europäische Kommission zu übermitteln.

Die Verbraucherschützer kritisieren, dass bei der EU-Entscheidung, ab dem 1. Januar 2035 keine neuen Fahrzeuge mit fossil betriebenen Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen, keine geeignete Bewertungsmethode für emissionsfreie Fahrzeuge eingeführt wurde. Daher können Effizienzunterschiede zwischen Fahrzeugen nicht richtig abgebildet werden, da große Elektro-SUVs und kleine Elektrofahrzeuge gleich behandelt werden, obwohl ihre Energieeffizienz stark variiert.

Der Großteil der Elektroautos liegt über der 16-kWh-Verbrauchsschwelle

Die pauschale Einstufung der Emissionen von Elektroautos mit 0 Gramm CO₂ wird zunehmend kritisch gesehen. Während Elektroautos vor Ort keine Emissionen ausstoßen, wird CO₂ bei der Stromproduktion freigesetzt, wobei die Höhe je nach Strommix variiert. Der deutsche Strommix ist in den letzten Jahren jedoch grüner geworden, da der Anteil erneuerbarer Energien gestiegen ist.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) beleuchtet in ihrer Stellungnahme nicht, wie der Verbrauch von Elektrofahrzeugen und der Strommix genau gemessen und bewertet werden sollen. Ihre Vorschläge würden auch dann Kosten für Hersteller nach sich ziehen, wenn ein Auto ausschließlich mit CO₂-neutralem Wind- oder Solarstrom betrieben wird. Zudem würde eine Lebenszyklusanalyse alle Emissionen, einschließlich jener bei der Batteriefertigung, berücksichtigen. Die genaue Methode zur Erfassung dieser Emissionen bleibt jedoch unklar.

Der geforderte Verbrauchsgrenzwert von 16 kWh pro Kilometer erscheint momentan relativ niedrig: In EFAHRER-Tests erreichen Elektroautos diesen Wert meist nur bei Stadtfahrten. Auf Landstraßen liegt der Verbrauch häufig bei etwa 18 bis 20 kWh, während auf der Autobahn bei 130 km/h über 24 kWh verbraucht werden können. Auch hier ist jedoch unklar, welche Messgrundlage für den Verbrauch verwendet werden soll. Falls der WLTP-Messzyklus oder ein Mischwert herangezogen wird, könnten einige Elektroautos diesen Grenzwert bereits heute unterschreiten. Zu diesen Fahrzeugen zählen unter anderem das Tesla Model 3 , der Ioniq 6 , der Dacia Spring 6 Electric , der Opel Corsa Electric und der Citroën e-C4.

Branche zeigt sich kritisch gegenüber neuen Verbrauchsgrenzwerten für E-Autos

Branchenexperten betrachten die Vorschläge mit Skepsis: Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, erklärte auf Anfrage der !6027920/:Tageszeitung (taz), Verbrauchswerte beim E-Auto seien grundsätzlich "relevant und die Effizienz ein wichtiges Kriterium". Dennoch sei "eine weitere Regulation der Elektromobilität nicht prioritär", da es beim Klimaschutz wichtigere Themen gebe.

Drastischere Worte findet Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research in Bochum, auf Anfrage der taz: Das Konzept sei eine "überflüssige Bevormundung", umweltpolitisch werde "damit absolut nichts erreicht", denn bei Nutzung grünen Stroms sei es "gleichgültig, ob ein Auto 16 oder 20 Kilowattstunden verbraucht".

Der VZBV ist der Ansicht, dass Strom aus erneuerbaren Quellen noch lange Zeit knapp bleiben wird.

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