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Verbrechen in Solingen: Schulen der Kinder bekommen Hilfe

Polizeiabsperrung am Tatort in Solingen (Bild: Reuters/Thilo Schmuelgen)
Polizeiabsperrung am Tatort in Solingen (Bild: Reuters/Thilo Schmuelgen)

Leere Stühle und Fassungslosigkeit, die auch Erwachsene verspüren. Der Tod von fünf Kindern betrifft in Solingen insbesondere auch zwei Schulen. Freunde, Mitschüler und Lehrer sind tief betroffen von der Tat. Schulpsychologen sollen helfen.

Nach dem Tod von fünf Kindern werden in Solingen nach Angaben der Stadt zwei Schulen unter anderem von Schulpsychologen unterstützt. “Die seelischen Auswirkungen sind nicht abzuschätzen”, sagte ein Sprecher der Stadt am Montag mit Blick auf die Freunde der Kinder, ihre Mitschüler, die Lehrer und alle weiteren Menschen im Umfeld, die tief betroffen seien. Den beiden Schulen sei umfangreiche Unterstützung zugesagt worden.

Der schulpsychologische Dienst und ein Seelsorger hätten unmittelbar mit einer Grundschule und einer weiterführenden Schule Kontakt aufgenommen, schilderte der Sprecher der Stadt. An den Schulen seien Krisenteams eingerichtet worden. Auch die Opferschutzbeauftragte der Polizei sei aktiv. In der Grundschule wurden zwei der fünf toten Kinder unterrichtet. An der weiterführenden Schule ist das einzig überlebende Kind der Familie, der elfjährige Marcel, Schüler.

Überlebender Sohn weiter bei Großmutter

Nach Auskunft der Stadt Mönchengladbach hält sich Marcel weiter bei seiner Großmutter auf. Das Jugendamt stehe in regelmäßigem Kontakt und habe alle mögliche Unterstützung angeboten. Die Polizei hatte am Donnerstag die Geschwister Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) tot in ihren Kinderbetten in der Wohnung in Solingen gefunden. Gegen die tatverdächtige Mutter wurde Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler hatte die Mutter ihren ältesten Sohn mit Verweis auf einen Todesfall in der Familie aus dem Unterricht geholt. Die 27-Jährige fuhr mit ihm im Zug nach Düsseldorf und verabschiedete ihn beim Umsteigen nach Mönchengladbach, wo er seine Oma besuchen sollte. In einem schulischen Gruppenchat hat der Junge laut Polizei geschrieben, alle seine Geschwister seien tot.

Die Mutter hatte sich anschließend im Düsseldorfer Hauptbahnhof vor eine S-Bahn geworfen und sich dabei schwere verletzt. Zum aktuellen Zustand der 27-Jährigen machte die zuständige Staatsanwaltschaft Wuppertal am Montag keine Angaben. Die Kinder erstickten laut den bisherigen Erkenntnissen. Ein toxikologisches Gutachten steht noch aus. Die Ermittler vermuten, dass die alleinerziehende Mutter nach der Trennung von ihrem Mann die Tat in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen hat.

Eine Frau zündet am Hauseingang eine Kerze für die toten Kinder an (Bild: Reuters/Thilo Schmuelgen)
Eine Frau zündet am Hauseingang eine Kerze für die toten Kinder an (Bild: Reuters/Thilo Schmuelgen)

Die Opferschutzbeauftragte des Landes NRW, Elisabeth Auchter-Mainz, sagte, sie habe den Eindruck, dass der Junge und die Großmutter in Mönchengladbach gut betreut würden. Für die Zukunft seien viele Fragen offen, aber zunächst benötigten der Junge und seine Großmutter Zeit. “In so einer Lage brauchen die Menschen Zeit - und diese Zeit muss dem Jungen und seiner Großmutter gegeben werden.”

Die Stadt Solingen hat ein Spendenkonto zur Unterstützung des Jungen eingerichtet. Die eingehenden Beträge sollen dem derzeit Elfjährigen auf seinem weiteren Lebensweg helfen, zum Beispiel bei der Finanzierung einer Ausbildung, teilte Oberbürgermeister Tim Kurzbach mit. Die Kosten für die Bestattung der verstorbenen Geschwister sichert demnach die Stadt ab.

Das Konto werde als Treuhandkonto bei der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung geführt. Die IBAN lautet DE 97 3425 0000 0001 6633 84. Bei der Überweisung wird um die Angabe des Stichwortes “Licht” gebeten. Das Stichwort erinnere an die vielen Lichter, “die die Nachbarinnen und Nachbarn der Verstorbenen am vergangenen Samstag in Solingen entzündet haben”, hieß es. Mit der Einrichtung des Kontos greife die Stadt sehr gerne eine Anregung auf, die viele Bürger über die sozialen Medien an den Oberbürgermeister gerichtet hätten.

Familie war Jugendamt bekannt - keine Hinweise auf Gefährdung

Dem Solinger Jugendamt war die Familie vor der Tat bereits bekannt. “Der Familie wurden von der Stadt Solingen erforderliche Unterstützungen gewährt. Das Jugendamt hat zusätzlich mögliche Hilfsangebote unterbreitet”, teilte die Stadt mit, ohne Details zu nennen. “Erkenntnisse zu Auffälligkeiten oder einer potenziellen Gefährdung der Kinder gab es zu keinem Zeitpunkt.”

Anmerkung der Redaktion: Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

Video: Ermittler - Mutter in Solingen soll fünf Kinder betäubt und erstickt haben