"Die verbreiten ja eigentlich nur Lügen": Aufregung um Dieter Bohlens Journalistenschelte

2015 wude "Lügenpresse" zum Unwort des Jahres ernannt. Jetzt haute kein Geringerer als "Pop-Titan" Dieter Bohlen mal wieder auf die gebeutelte Zunft drauf: In "Deutschland sucht den Superstar" (RTL) meinte er: Journalisten "verbreiten ja eigentlich nur Lügen".

Eigentlich war Paulina Wagner nur gekommen, um zu singen. Dann aber geriet die 22-Jährige Casting-Kandidatin bei "Deutschland sucht den Superstar" in ein kleines Ungewitter - weil sie Journalismus studiert. Dieter Bohlen, bald 66 und durch einige Medienstürme gegangen, fand die Berufspläne der jungen Sängerin zum Kopfschütteln. "Willst du so eine freche Journalistin werden?", fragte der DSDS-Chefjuror scheinbar ungläubig. "Die verbreiten ja eigentlich nur Lügen. Nonstop."

"Über mich zum Beispiel werden jeden Tag neue Lügen verbreitet", legte der mächtige Plattenproduzent nach. Er könne es gar nicht fassen, "dass denen das so Spaß macht, irgendwas was zu erfinden". Die arme angehende Journalistin Paulina zog sich achtbar aus dem Zunft-Bashing: "Deshalb studiere ich das, damit ich gute Nachrichten schreiben kann." Und auch gesanglich gab es anderes als am Studium nichts auszusetzen. Mit ihrer Version des Yvonne-Catterfeld-Hits "Für dich" durfte sie einstimmig eine Runde vorrücken.

"Qualitätsjournalismus kennt er gar nicht!"

Im Netz kochte das Journalistenthema einige Tage nach der Ausstrahlung am Samstagabend bei RTL indes erst richtig hoch. Unter anderem, nachdem der reichweitenstarke Medienjournalist Stefan Niggemeier den Clip mit besagter Szene auf seinem Twitter-Profil teilte.

Leistete Dieter Bohlen mit seiner Äußerung "Lügenpresse"-Ressentiments Vorschub? In den sozialen Netzwerken wird über die Frage lebhaft diskutiert. "Er meint die Yellow Press! Qualitätsjournalismus kennt er gar nicht!", schrieb ein User bei Twitter. Ein anderer hielt indes zum gern so apostrophierten "Pop-Titan": "Will ernsthaft jemand behaupten, das der Boulevardjournalismus, von dem hier die Rede ist, irgendwas mit Wahrheit zu tun hat?" Für Erheiterung sorgt auch diese Beobachtung: Die Sequenz mit Kandidatin Paulina und Bohlens Journalistenschelte wurde mit einer Musik unterlegt, die dem Sound der RTL-Nachrichtensendungen erstaunlich ähnelt. Ein Schelm, der Arges dabei denkt.

Keine Ermüdungserscheinungen zum Jubiläum

Von solchen Debatten unbeeindruckt steuert Dieter Bohlen derweil auf ein rundes Jubiläum zu. Am Samstag, 1. Februar, feiert Bohlen seine 500. Folge als RTL-Juror. Angesichts des langanhaltenden Erfolgs von "Deutschland sucht den Superstar" zeigt sich der 66-Jährige zuletzt im Gespräch mit RTL selbst erstaunt: "Ganz am Anfang wäre das unvorstellbar gewesen, über 30 Staffeln zu reden", gibt er im Interview zu. Dennoch habe er immer an die Formate geglaubt. Grund dafür sei der stetige Wandel der Sendungen gewesen: "Wir ändern ständig Sachen, und wir gucken uns genau an, was beim Publikum ankommt und was nicht."

Auch Bohlen selbst habe sich für die Arbeit in der Casting-Show verändern müssen: Er sei vom einsamen Wolf zu einer Team-Rolle aufgestiegen. Das sei vor allem anfangs nicht leicht gewesen. Heute genießt er nach eigener Auskunft seinen Job und denkt noch lange nicht an die Rente: "Bei mir gibt's keine Ermüdungserscheinungen - sonst würde ich es nicht machen!"