Heimlich Ecstasy verabreicht: Französische Abgeordnete verklagt Senator
Ein französischer Senator des Regierungslagers steht im Verdacht, einer Abgeordneten heimlich Ecstasy in ein Getränk gegeben zu haben, um sie sexuell gefügig zu machen. Der 66 Jahre alte Mitte-rechts-Senator Joël Guerriau wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Polizeigewahrsam genommen. Am Freitag kam es zu einer mehrstündigen Gegenüberstellung des mutmaßlichen Täters und der Klägerin, einer Abgeordneten der Nationalversammlung.
"Sandrine Josso steht noch immer unter Schock", sagte ihre Anwältin Julia Minkowski. "Sie musste eine große physische und mentale Kraft aufwenden, um der Falle im letzten Moment zu entkommen", sagte sie. Zudem fühle sie sich verraten, da Guerriau seit Jahrzehnten ein Freund gewesen sei, dem sie vertraut habe. Josso gehört der Partei Modem an, die ebenfalls zum Regierungslager zählt.
Der Senator wies über seinen Anwalt die Vorwürfe zurück. Er habe bei der Gegenüberstellung seine Version dargestellt. Daraus gehe hervor, dass es "keinen Rechtsverstoß" gegeben habe, sagte Anwalt Rémi-Pierre Drai.
Nach Schilderung der Klägerin hatte sie in der Nacht zum Mittwoch in der Wohnung des Senators Champagner getrunken. Sie habe beobachtet, wie dieser einen kleinen Plastikbeutel mit einer weißen Substanz aus einer Küchenschublade geholt habe. Anschließend sei ihr schlecht geworden.
Bei einer ärztlichen Untersuchung wurden Spuren von Ecstasy in ihrem Körper gefunden. Später wurde auch die Wohnung des Senators durchsucht, wo nach Angaben der Staatsanwaltschaft ebenfalls Ecstasy gefunden wurde. Der französische Sender BFM berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, dass der Senator positiv auf mehrere Drogen getestet worden sei.
Josso klagte wegen Verabreichung einer bewusstseinsverändernden Substanz mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs. Guerriau kam in Polizeigewahrsam. Dies ist trotz seiner Abgeordneten-Immunität möglich, da die mutmaßliche Tat erst kurz zurück liegt.
Guerriau gehört der Partei Horizons des ehemaligen Premierminister Edouard Philippe an. "Wenn auch nur das Geringste davon wahr ist, dann wird er Konsequenzen ziehen müssen", sagte Christophe Béchu, Generalsekretär der Partei und zugleich Umweltminister. Seine Partei wolle am Samstag über mögliche Folgen beraten.
Guerriau hatte mehrere hochrangige Posten bei verschiedenen Banken, war lange Bürgermeister einer Kleinstadt an der Loire und gehört seit 2011 dem Senat an, der zweiten Kammer des französischen Parlaments.
kol/jes