Verfrühter Erdoğan-Sieg: Türkischer TV-Sender zeigt schon jetzt Wahlergebnis!

Präsident Recep Tayyip Erdoğan wurde vom türkischen Fernsehsender TVNET schon als Sieger gezeigt. Scheinbar versehentlich. (Bild: AP Photo)
Präsident Recep Tayyip Erdoğan wurde vom türkischen Fernsehsender TVNET schon als Sieger gezeigt. Scheinbar versehentlich. (Bild: AP Photo)

Wirbel um vermeintliches Wahlergebnis: Der regierungsnahe TV-Sender TVNET veröffentlichte bereits am Donnerstag ein Ergebnis der türkischen Präsidentschaftswahl vom nächsten Sonntag und zeigt Erdoğan als Sieger.

Während der Ausstrahlung einer politischen Talkshow am Donnerstagnachmittag blendete der Sender, der der türkischen Regierungspartei AKP nahesteht, plötzlich das vermeintliche Wahlergebnis der bevorstehenden Präsidentschaftswahl ein.

Der Einblendung zufolge würde der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan nach 100 Prozent ausgewählter Stimmen den ersten Wahlgang mit 53 Prozent gewinnen. Muharrem İnce von der sozialdemokratischen CHP käme demnach auf 26 Prozent, İyi-Partei-Gründerin Meral Akşener auf 12 Prozent und HDP-Chef Selahattin Demirtaş auf 7 Prozent.

Die Einblendung sorgte für reichlich Verwirrung und auch Empörung. So schrieb Erdoğan-Gegnerin Meral Akşener auf Twitter:

„Hast du deinem Sohn gesagt, er soll Anadolu anrufen und ihnen befehlen, am 24. Juni um 21:30 Uhr 52 Prozent zu verkünden, oder nicht? Ist das nicht eine Verletzung des Wählerwillens?”

Der Sender teilte umgehend mit, dass es sich bei der Ausstrahlung lediglich um eine „Testsendung“ gehandelt habe.

Tatsächlich werden solche Tests durchgeführt. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu, die die offiziellen Ergebnisse der Wahl liefern wird, lässt auf ihrer Homepage Tests mit der Anzeige möglicher Wahlausgänge durchlaufen, um zu prüfen, ob die Internet-Server den vielen erwarteten Klicks standhalten. Den Medien werden diese Testergebnisse bereitgestellt. Allerdings darf kein Sender diese Tests im Vorfeld ausstrahlen, wie TVNET es nun getan hat.

Derzeit kann nur darüber spekuliert werden, ob es sich bei der Einblendung einfach nur um einen Fehler handelt, das Ganze eine Strategie der regierungsnahen Medien ist, um die Wähler zu manipulieren, oder tatschlich ein Wahlbetrug droht.