Vergewaltigung und Tötung von Ärztin in Indien: Gericht spricht 33-Jährigen schuldig
Nach der brutalen Vergewaltigung und Tötung einer Ärztin in einem Krankenhaus in Kolkata im August ist am Samstag ein 33-Jähriger von einem indischen Gericht schuldig gesprochen worden. "Das Strafmaß wird am Montag verkündet", erklärte der vorsitzende Richter Anirban Das, nachdem er den Mann der Vergewaltigung und des Mordes für schuldig erklärt hatte. Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Krankenhauses hatte stets seine Unschuld beteuert.
"Ich bin hereingelegt worden", beteuerte er auch vor dem Gericht wieder. Bei seiner Ankunft vor dem Justizgebäude wurde der Mann von Demonstranten empfangen, welche die Todesstrafe für ihn forderten. "Erhängt ihn", skandierte die Menge, die von Polizeibeamten in Schach gehalten wurde.
Auch die Mutter des Opfers forderte die Todesstrafe. Einfache Menschen würden "das Vertrauen in die Justiz verlieren, wenn er nicht die Todesstrafe bekommt", erklärte die Frau, die bei der Urteilsverkündung anwesend war, der Nachrichtenagentur AFP. Der Vater des Opfers fügte hinzu: "Er hat das Leben unserer Tochter brutal ausgelöscht. Er hat das gleiche Schicksal verdient."
Die 31-jährige Ärztin war am 9. August in dem staatlichen Krankenhaus tot aufgefunden worden. Sie wurde im Seminarraum des Lehrkrankenhauses gefunden, wo sie sich offenbar während einer 36-Stunden-Schicht ausgeruht hatte. Eine Autopsie bestätigte, dass die Frau vergewaltigt wurde. Ihre Familie ging von einer Gruppenvergewaltigung aus.
Das Gewaltverbrechen löste landesweit massive Proteste aus. Ärzte und Krankenhausmitarbeiter traten in den Streik und forderten bessere Sicherheitsvorkehrungen in staatlichen Krankenhäusern.
Der nun Verurteilte wurde einen Tag nach der Entdeckung der Leiche festgenommen. Die Demonstranten warfen den Behörden jedoch vor, nicht gründlich genug zu ermitteln. Das Oberste Gericht der Stadt übertrug die Ermittlungen daher an das Central Bureau of Investigation, um "das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken". Es handelt sich dabei um eine Ermittlungsbehörde auf Bundesebene.
Die Verurteilung des 33-Jährigen erfolgte für indische Verhältnisse binnen kurzer Zeit. Verurteilungen wegen Vergewaltigungen sind in dem Land weiterhin selten, die Gerichtsverfahren ziehen sich oft jahrelang hin.
Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist in Indien weit verbreitet. 2022 wurden in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern im Schnitt fast 90 Vergewaltigungen pro Tag gezählt. Wegen der Stigmatisierung der Opfer und mangelnden Vertrauens in Polizei und Justiz werden viele Fälle gar nicht angezeigt.
2012 hatte die Gruppenvergewaltigung einer indischen Studentin in Neu Delhi weltweit für Entsetzen gesorgt. Die 23-jährige Jyoti Singh wurde in einem Bus von fünf Männern und einem Jugendlichen angegriffen, vergewaltigt und mit einer Eisenstange misshandelt. Danach warfen die Männer ihr Opfer schwer verletzt aus dem Bus. Die junge Frau erlag später in einem Krankenhaus ihren Verletzungen.
kbh/lan