Verkalkte Arterien - Herzinfarkt-Gefahr schon mit Mitte 20 – so schützen sich Jüngere

Schon bei Jüngeren besteht ein Risiko für Herzkrankheiten<span class="copyright">Getty Images</span>
Schon bei Jüngeren besteht ein Risiko für HerzkrankheitenGetty Images

Bei verkalkten Arterien denken die meisten an eine Oma-und-Opa-Krankheit. Doch auch Jüngere können bereits früh im Leben daran erkranken. Forscher haben nun herausgefunden, welche Lebensstilfaktoren Einfluss nehmen.

Verkalkte Arterien betreffen keinesfalls nur ältere Menschen. Auch junge Erwachsene können deutliche Kalkablagerungen in den Blutgefäßen haben. Im Laufe der Jahre können diese sich weiterentwickeln und schließlich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Einer neuen Studie zufolge schrumpft diese Gefahr jedoch, wenn sie eine Reihe von bestimmten Lebensgewohnheiten und Faktoren beherzigen.

In der im Fachmagazin „Journal of the American Heart Association“ veröffentlichten Studie erforschten die Wissenschaftler der University of Southern California, wie Indikatoren für die Herz-Kreislauf-Gesundheit mit frühen Anzeichen von Kalkablagerungen in den Halsschlagadern in Zusammenhang stehen. Dafür analysierten die Forscher um Hauptautorin Fangqi Guo die Daten von rund 240 jungen Erwachsenen, die im Schnitt 24 Jahre alt waren und sich zwischen 2018 und 2022 im Zuge der „Southern California Children’s Health Study“ einem Ultraschall der Halsschlagader unterzogen hatten.

Verkalkte Arterien betreffen auch junge Erwachsene

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten wie etwa einen Infarkt wieerrechneten die Wissenschaftler mit Hilfe einer Metrik, der neuen Herz-Kreislauf-Gesundheitsrichtlinie der American Heart Association: Life’s Essential 8 (LE8). LE8 umfasste vier Gesundheitsfaktoren:

  • Body-Mass-Index

  • LDL-Cholesterin

  • Nüchternblutzucker

  • Blutdruck

sowie vier Arten des Gesundheitsverhaltens:

  • Nahrungsmittelaufnahme

  • Körperliche Aktivität

  • Nikotinbelastung

  • Schlaf

Um die Gesundheitsfaktoren zu bestimmen, analysierten die Wissenschaftler Blutproben und Ergebnisse von körperlichen Untersuchungen der Studienteilnehmer. Für das Gesundheitsverhalten schauten sie sich Fragebögen an, die die Probanden ausgefüllt hatten. Je höher die LE8-Werte, desto besser die Anpassung an die Herz-Kreislauf-Gesundheitsrichtlinien und die Gesundheit.

Blutdruck bei jungen Erwachsenen großer Risikofaktor, wenig Bewegung hingegen nicht entscheidend

Schließlich kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis: Studienteilnehmern mit höheren LE8-Werten hatten

  • weniger dicke Arterienwände der Halsschlagader

  • weniger arterielle Gefäßsteifigkeit

  • und gesündere Halsschlagadern.

Die Forscher fanden einen starken Zusammenhang zwischen Gesundheitsfaktoren wie hohem Blutdruck und der Gesundheit der Halsschlagader. Das Gesundheitsverhalten, also zum Beispiel mangelnde körperliche Bewegung, beeinträchtigte die Halsschlagerader-Gesundheit derweil nicht in gleichem Maße.

Das könne daran liegen, dass die Studienteilnehmer zu jung waren, als dass sich ein schlechtes Gesundheitsverhalten in Gesundheitsproblemen manifestiert hätte, mutmaßte Hauptautorin Guo. „Die Auswirkungen von Gesundheitsverhalten mögen noch nicht ohne weiteres erkennbar sein“, sagte sie. Allerdings wiesen die Forscher darauf hin, dass das Gesundheitsverhalten auf den Angaben der Studienteilnehmer basiert und diese Daten daher möglicherweise nicht so akkurat sind wie die objektiv gemessenen Gesundheitsfaktoren.

Wie junge Erwachsene ihr Herz stärken können

Auf Grundlage der Forschungsergebnisse ergaben sich für junge Erwachsene folgende Hinweise:

  • Auf Body-Mass-Index/Körperfettanteil achten

Früher galt der Body-Mass-Index (BMI) als die allgegenwärtige Messgröße für Unter-, Normal- und Übergewicht. Die Formel lautet: Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Metern) im Quadrat. Zum Beispiel: 60 : 1,70² = 21. Normalgewicht liegt bei Werten von 18,5 bis 25 vor. Darunter gilt als Untergewicht, darüber bis 30 als Übergewicht. Bei BMI-Werten über 30 spricht man von Adipositas.

Heute gilt der BMI eher als Richtwert. Bauchfett gilt als das eigentliche Gesundheitsproblem, da es schädliche Botenstoffe produziert. Das Risiko für Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall steigt.

Am besten können Sie Bauchfett durch körperliche Betätigung, Aufbau von Muskelmasse, eine gesunde und ballaststoffreiche Ernährung, Stressvermeidung und ausreichend Schlaf reduzieren.

  • Zu hohes LDL-Cholesterin senken

Ein zu hoher LDL-Cholesterinspiegel kann das Risiko für Gefäßverkalkungen und somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. Um ihn zu senken, können Sie beispielsweise Ihre Ernährung anpassen. Folgende Lebensmittel enthalten wenig Cholesterin oder sind praktisch cholesterinfrei:

  • Nüsse

  • Schokolade

  • Obst

  • Gemüse

  • Vollkorn- und Getreideprodukte

  • Pflanzenöl, z. B. Sonnenblumen-, Raps- oder Olivenöl

  • Fettarme Milchprodukte, z. B. Buttermilch, Magerquark

  • Mageres Fleisch (weißes Fleisch), z. B. Pute oder Hähnchen

  • Fischsorten wie Forelle oder Seelachs

Außerdem helfen eine Reduktion von Übergewicht, mehr körperliche Bewegung, wenig Stress und ein Rauchverzicht dabei, den LDL-Cholesterinspiegel zu senken.

  • Blutzuckerspiegel stabil halten

Verschiedene Lebensmittel können dabei helfen, den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten. Dazu gehören Knoblauch, Zimt, Linsen, grünes Gemüse und Olivenöl Extra Nativ.

  • Bluthochdruck vermeiden

Der optimale Blutdruck liegt bei 120/80 mmHg oder darunter sowie Werte knapp darüber. Ist ihr Blutdruck leicht (140/90 mmHg), mittel (160/100 mmHg) bzw. stark erhöht (180/110 mmHg), sollte er je nach individueller Situation gesenkt werden.

Dabei können eine Gewichtsreduktion, eine salzarme Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, weniger Alkohol, ein Rauchverzicht und eine gesunde, pflanzenbetonte Kost helfen.

Warum sich junge Erwachsene selten um ihre Herzgesundheit sorgen

Gleichzeitig sollten junge Erwachsene auf die Risiken aufmerksam gemacht werden, die bei der Vernachlässigung von förderlichem Gesundheitsverhalten drohen. „Selbst wenn sie gesund erscheinen, haben sich einige dieser Risikofaktoren vielleicht schon zu entwickeln begonnen. Das zu verstehen und die Anpassung an LE8 zu verbessern, könnte ihnen auf lange Sicht dabei helfen, ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit zu optimieren“, sagt Guo.

Doch tatsächlich sinkt einer Studie der American Heart Association (AHA) das Bewusstsein unter jungen Erwachsenen für die Risiken durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie Sparkle Springfield, Assistenzprofessorin für öffentliche Gesundheitswissenschaft an der Loyola University in Chicago (USA), erläutert im Gespräch mit „AHA“ die Hintergründe. So müssten junge Erwachsene – insbesondere dunkelhäutige Frauen – mit vielen Stressfaktoren umgehen. Dazu gehören viele Übergänge, zum Beispiel der Abschluss von Schule, Studium oder Lehre, der Berufseinstieg, die Suche nach bezahlbarem Wohnraum und die Gründung einer Familie.

Hinzu komme, dass viele junge Erwachsene sich ungesünder ernähren und psychologisch weniger widerstandsfähig als ältere Erwachsene sind. All diese Stressfaktoren könnten es erschweren, eine gute Gesundheit zu erhalten.

„Wenn man nicht schon in der Kindheit gesundes Verhalten an den Tag legt, kann es noch herausfordernder sein, das als junger Erwachsener diesen positiven Wandel vorzunehmen“, sagt Springfield. „Und wenn man nicht den LE8-Richtlinien folgt, gibt es Hinweise darauf, dass man eine chronische Krankheit entwickelt.“