Verläuft in Phasen - Nur erschöpft oder schon im Burnout? Neurologe erklärt 3 entscheidende Anzeichen
Ständige Müdigkeit und Erschöpfung – sind das schon Anzeichen für ein Burnout? Neurologe und Psychiater Mimoun Azizi erklärt, welche Symptome auf das Syndrom hindeuten und wie es sich von psychischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen, unterscheidet.
Was ist Burnout und wie unterscheidet es sich von anderen psychischen Erkrankungen?
Das Burnout-Syndrom ist eine Ansammlung verschiedener Symptome, die hauptsächlich durch Erschöpfung gekennzeichnet sind. Es steht in engem Zusammenhang mit anhaltenden emotionalen und interpersonellen Belastungen am Arbeitsplatz und entsteht oft, wenn eine Dysbalance zwischen den beruflichen Anforderungen und der eigenen Fähigkeit besteht, diese zu bewältigen.
Die Betroffenen fühlen sich „ausgebrannt“ und „erschöpft“, was zu einer Abnahme ihrer Leistungsfähigkeit führt. Das Burnout-Syndrom mündet oft in andere psychische Erkrankungen, wie Depressionen und psychosomatischen Störungen. Darüber hinaus kann es auch zu einer Zunahme an Sucht- und Suizidgefährdung kommen.
In vielen Fällen kann es zu Arbeitsverlust und Einschränkungen in der Teilhabe am Leben führen. Burnout wird nicht als eigenständige Erkrankung angesehen, sondern eher als ein Risikozustand, der unter anderem zu schweren Depressionen führen kann.
Die Auswirkungen des Burnout-Syndroms betreffen nicht nur die Gesundheit der Betroffenen, sondern können auch ihre gesamte Existenz gefährden, einschließlich ihrer wirtschaftlichen Situation. Darüber hinaus hat der Ausfall der Betroffenen Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Insbesondere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen sind sehr häufig betroffen.
Häufige Symptome, die auf ein Burnout hinweisen
Das Burnout-Syndrom ist eine komplexe Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von Symptomen manifestieren kann. Drei Hauptmerkmale kennzeichnen dieses Syndrom. Das Kernsymptom ist die emotionale Erschöpfung, die sich in Niedergeschlagenheit, Kraftlosigkeit und Lustlosigkeit äußert. Betroffene berichten oft von einer tiefen inneren Müdigkeit.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist die Depersonalisation, die sich in Gefühlslosigkeit und Gleichgültigkeit äußert. Der Kommunikationsstil der Betroffenen wird zynisch und sarkastisch, und das Engagement für Mitmenschen nimmt ab.
Das dritte typische Symptom ist eine abnehmende Leistungsfähigkeit. Aktive und engagierte Menschen erkennen sich selbst nicht wieder, da sie ein Gefühl der Wirkungslosigkeit und reduzierten Leistungsfähigkeit verspüren.
Zusätzlich zu diesen drei Hauptmerkmalen können zahlreiche andere Symptome auftreten, darunter somatische Störungen wie ein Engegefühl in der Brust, Herzrasen, Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen sowie Verdauungsprobleme. Psychische Auffälligkeiten können ebenfalls auftreten und umfassen Müdigkeit, Schlafstörungen, Lustlosigkeit, Nervosität, Ungeduld, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen.
Das Burnout-Syndrom verläuft in Phasen. Die erste Phase ist durch zunehmende Ärger-, Aggressions- und Frustrationsgefühle gekennzeichnet. In der zweiten Phase ziehen sich die Betroffenen zurück - sowohl innerlich als auch von ihrer Umgebung. In der letzten Phase gewinnt die Passivität endgültig die Oberhand und die Betroffenen sind vollständig isoliert.
Ursachen und Risikofaktoren
Personalmangel, Zeitdruck und sich verschlechternde Arbeitsbedingungen sind signifikante Faktoren, die das Burnout-Syndrom begünstigen können. Sie stellen externe Anforderungen dar, die oft die Kompensationsfähigkeit und Resilienz der Betroffenen übersteigen. Es entsteht ein subjektives Ungleichgewicht zwischen diesen Anforderungen und den individuellen Fähigkeiten, sie zu bewältigen.
Die Ursachen für das Burnout-Syndrom sind jedoch nicht nur externer Natur, sondern auch in der Persönlichkeitsstruktur der Betroffenen verankert. Hohe Selbstansprüche, ausgeprägter Ehrgeiz und Perfektionismus können dazu beitragen. Viele Betroffene berichten davon, dass sie es anderen recht machen wollten und dabei ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche unterdrückt haben.
Einige hielten sich für unersetzbar und suchten durch übermäßiges Engagement nach Anerkennung. Andere wiederum hatten Schwierigkeiten zu delegieren oder überschätzten ihre eigenen Fähigkeiten. Für einige war der Beruf die einzige sinnstiftende Aufgabe im Leben.
Diagnose eines Burnouts
Die Diagnose eines Burnout-Syndroms kann eine Herausforderung darstellen, da die Symptome vielfältig und nicht spezifisch sind. Es ist wichtig zu beachten, dass Erschöpfung auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten kann. Im fortgeschrittenen Stadium ist das Burnout-Syndrom von einer Depression kaum zu unterscheiden. Dennoch müssen beide Diagnosen voneinander abgegrenzt werden, um adäquat therapieren zu können.
Der Arzt oder die Ärztin betrachtet bei der Diagnosestellung die Krankheitsgeschichte der Patient:innen, führt Gespräche und untersucht die Betroffenen körperlich, um andere Erkrankungen ausschließen zu können. Auch spezielle Fragebogen können die Diagnose vereinfachen.
Tatsächlich wird das Burnout-Syndrom nicht als eigenständige Erkrankung betrachtet, sondern als ein Risikozustand, der zu schweren Depressionen führen kann. Es ist von entscheidender Bedeutung, einen Burnout frühzeitig zu erkennen und geeignete Therapiemaßnahmen einzuleiten.
Therapieoptionen für Menschen, die an einem Burnout leiden
Die Behandlung von Burnout erfordert eine umfassende Herangehensweise, die sowohl auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen als auch auf individuelle Strategien zur Stressbewältigung abzielt. Eine Optimierung der Arbeitsbedingungen kann zum Beispiel durch ein Gesundheitsförderprogramm für Mitarbeiter erreicht werden. Auf individueller Ebene muss der Mitarbeiter lernen, sich selbst zu schützen. Das kann durch Arbeitsschutzmaßnahmen, sportliche Aktivitäten, den Besuch von Seminaren zur Stressbewältigung, die Sicherheit am Arbeitsplatz und die Pflege einer Work-Life-Balance erreicht werden.
Diese Maßnahmen sind Teil der sogenannten Verhaltensprävention und helfen dem Mitarbeiter dabei, Strategien wie Achtsamkeit zu entwickeln. In einigen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva in Betracht gezogen werden. Ergänzend dazu wird häufig eine Psychotherapie oder eine psychosomatische Rehabilitation empfohlen.