Verpatzte Nachricht: Boris Johnson wollte Trump gratulieren

Boris Johnson reihte sich ein in die vielen internationalen Politiker, die Joe Biden zur Wahl gratulierten. Doch anscheinend hatte sich der britische Premier einen anderen Wahlsieger erhofft.

Galten als enge Verbündete: Der britische Premierminister Boris Johnson und der abgewählte US-Präsident Donald Trump. (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)
Galten als enge Verbündete: Der britische Premierminister Boris Johnson und der abgewählte US-Präsident Donald Trump. (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)

Zunächst liest sich die Grußbotschaft des Premierministers schnörkellos und höflich. Wie die meisten Staatschefs hat auch Boris Johnson das Wahlergebnis aus den USA nach der Verkündung am Samstag anerkannt und dem internationalen Gebrauch entsprechend seine Gratulation an Joe Biden und Kamala Harris ausrichten lassen. Auf dem offiziellen Twitter-Account Johnsons postete er die Gratulations-Grafik, in der er die historische Leistung von Harris’ Wahl hervorhebt und das enge Verhältnis zwischen den beiden Staaten betont. So weit, so gewöhnlich.

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Doch wenn man sich die Nachricht etwas genauer anschaut, dann entdeckt man, dass darunter eine Alternative steckt. Offensichtlich hatte Boris Johnson auch mit einer Wiederwahl Trumps gerechnet oder vielleicht sogar darauf gehofft. Die beiden Populisten galten als enge Verbündete, politisch gab es zahlreiche Überschneidungen. Das erklärt vielleicht, warum man hinter dem Wort Joe Biden noch das ursprüngliche “Trump” lesen kann.

Wenn man den Hintergrund der Grafik einfärbt, lässt sich die ursprüngliche Fassung deutlich erkennen. (Quelle: Screenshot BBC)
Wenn man den Hintergrund der Grafik einfärbt, lässt sich die ursprüngliche Fassung deutlich erkennen. (Quelle: Screenshot BBC)

Laut BBC erklärte die Johnson-Regierung den Fauxpas mit einem technischen Fehler. Ein Sprecher sagte: “Wie man erwarten kann wurden bei einer so engen Wahl im Voraus zwei Statements vorbereitet.” Dabei seien versehentlich Teile der alternativen Grußbotschaft in den Hintergrund der Grafik eingebettet geblieben. Entlarvt hatte diesen Fehler die Website Guido Fawkes, auf der zudem die Wörter “die Zukunft” und “zweite Amtszeit” im Hintergrund der Nachricht entdeckt wurden.

Die Opposition nutzte die Gelegenheit, um die mangelnde internationale Kompetenz der Johnson-Regierung zu betonen. Der BBC sprach Labour-Außenpolitiker Chris Bryant von einem Eigentor: “Jeder auf der Welt spricht darüber, dass die britische Regierung nicht mal herausbekommen konnte, wem sie gratulieren sollen.”

Erstes Telefonat mit Biden

Dass die Beziehung mit Joe Biden eine andere wird, als die zu Donald Trump, konnte Johnson direkt am Montag spüren. In einem etwa zwanzigminütigen Telefonat hielt der “President-Elect” Johnson dazu an, in jedem Fall den Friedensvertrag in Nordirland einzuhalten. Im laufenden Brexit-Verfahren lässt die Schließung einer sogenannten harten Grenze zwischen Nordirland und Irland viele ein Wiederaufflammen des Bürgerkrieges befürchten. Biden gilt im Gegensatz zu Trump als offener Kritiker des Brexits. Johnson war der erste europäische Politiker, mit dem er designierte 46. Präsident der USA Kontakt aufnahm. Auch mit Merkel und Emmanuel Macron hat Biden inzwischen gesprochen, um die wichtigsten transatlantischen Beziehung zu unterstreichen.

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