Was das Auge über die Lebenserwartung eines Menschen verrät

Es ist eine Frage, die viele Menschen umtreibt: Wann werde ich sterben? Wissenschaftler glauben nun, eine Methode zur Beantwortung dieser Frage gefunden zu haben.

Verrät ein Scan der Netzhaut, wie lange wir noch zu leben haben?
Verrät ein Scan der Netzhaut, wie lange wir noch zu leben haben? (Symbolbild: Getty)

Früher wurde der Lebenslauf aus der Hand gelesen, andere vertrauten auf Tarot-Karten oder den Kaffeesatz. Doch auch die moderne Wissenschaft will die ultimative Frage beantworten: Wie lange hat ein Mensch zu leben? Dafür haben Wissenschaftler nun eine neue Methode entwickelt.

Mithilfe eines Algorithmus könne so die Lebensdauer ermittelt werden. Dafür bedarf es lediglich eines Netzhaut-Scans. Denn die Augen, so glauben die Wissenschaftler, verraten viel über den Gesundheitszustand eines Menschen. Die Augen von insgesamt 47.000 Probanden wurden für die Studie gescannt. Über den Algorithmus wurde das Alter der Teilnehmer ermittelt, die Genauigkeit lag bei dreieinhalb Jahren.

Netzhaut als Biomarker

Zehn Jahre nach dem Beginn der Untersuchung sind 1.871 der teilnehmenden Patienten verstorben. Und aus den Ergebnissen der Netzhaut-Scans lassen sich Schlüsse ziehen. Denn bei den meisten der Verstorbenen hatte der Algorithmus das Alter höher eingeschätzt, als es zu dem Zeitpunkt des Scans tatsächlich war. Im British Journal of Ophthalmology veröffentlichten das Team um Zhuoting Zhu vom Centre for Eye Research Australia nun ihre Ergebnisse. Die Wissenschaftler vermuten, dass "der Altersunterschied in der Netzhaut ein potenzieller Biomarker für das Altern sein könnte, der eng mit dem Sterberisiko zusammenhängt." Dies würde bedeuten, dass Netzhaut-Scans künftig als Screening-Instrument eingesetzt werden könnten, um gesundheitliche Vorsorge-Maßnahmen zu treffen.

Scans könnten bei der Früherkennung helfen

Die Netzhaut sei "das Fenster für neurologische Erkrankungen", heißt es in dem Fachartikel. Es geb dazu immer mehr Belege für die enge Verbindung zwischen Gehirn und Augen. Auch Herz- oder Gefäßerkrankungen ließen sich so womöglich rechtzeitiger erkennen und behandeln. Mit der Studie werde die Hypothese gestützt, dass die Netzhaut eine wichtige Rolle im Alterungsprozess spiele. Sie reagiere empfindlich auf die "kumulativen Schäden des Alterns die das Sterberisiko erhöhen", so Zhuoting Zhu. So könnte das Auge künftig nicht nur die Hellseherei ersetzen, sondern vor allem dabei helfen, Krankheiten maßgeschneidert zu behandeln und so die Lebensdauer vieler Patienten verlängern.

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