"Verrat!" - Mia Farrow "tief verstört" über Woody Allens Memoiren

Der brillante Regisseur und umstrittene Privatmann Woody Allen veröffentlicht im April seine Memoiren. Seine ehemalige Film- und Lebenspartnerin Mia Farrow, die lange einen erbitterten Sorgerechtsstreit mit Allen führte, reagierte auf die Ankündigung mit "tiefer Bestürzung".

Im Zeitalter der Missbrauchsskandale um US-Schauspieler Bill Cosby oder den amerikanischen Filmmogul Harvey Weinstein hätte mit dieser Meldung niemand gerechnet: Woody Allen (74) wird am 7. April seine Memoiren "Apropos of Nothing" veröffentlichen. Ganz Hollywood ist erstaunt, eine aber ist "tief bestürzt": Mia Farrow (75), Allens langjährige Film- und Lebenspartnerin, spricht von "Verrat" und bezeichnet die Buchveröffentlichung als "ein weiteres Beispiel für das tief greifende Privileg, das Macht, Geld und Bekanntheit gewähren".

Der Verlag Grand Central Publishing kündigt Allens Memoiren als "umfassenden Bericht über sein persönliches und berufliches Leben" an, der "seine Arbeit in Film, Theater, Fernsehen, Nachtclubs und Print" beschreibe. Plus: "Allen schreibt auch über seine Beziehungen zu Familie, Freunden und die Liebe seines Lebens."

Der Nachsatz ist's, der Allens Ex Mia Farrow auf die Palme bringt. Farrow war fast zwölf Jahre die Frau an Allens privater Seite. Gemeinsam adoptierten sie zwei Kinder und haben mit Ronan Farrow einen gemeinsam leiblichen Sohn (der allerdings auch von Mias Ex-Mann Frank Sinatra gezeugt worden sein könnte, wie sie selbst einst einräumte).

Veröffentlichung im Zeichen der MeToo-Debatte

1992 ging das Verhältnis in die Brüche, als Farrow entdeckte, dass Allen eine Affäre mit Soon-Yi hatte, die Farrow bereits vor der Beziehung zu Allen adoptiert hatte. Im selben Jahr erhob Farrow den Vorwurf, Allen habe ihre damals siebenjährige Adoptivtochter Dylan unsittlich berührt. Allen stritt die Vorwürfe stets ab und wurde vor Gericht freigesprochen. Eine medizinische Untersuchung an Dylan ergab keine Hinweise auf einen Missbrauch.

In der MeeToo-Ära nahm das Thema wieder Fahrt auf, weil Dylan selbst in einem Interview den Missbrauchsvorwurf wiederholte. Auch deshalb kommen für viele die Memoiren des dreifachen Oscar-Gewinners überraschend: Mehrfach waren Veröffentlichungsplanungen in der Vergangenheit gescheitert, auch, weil kein Verlag das Projekt wagen wollte. Wie der "Hollywood Reporter" meldet, kam der Deal mit Grand Central Publishing im März 2019 erst zustande, nachdem Verleger Ben Sevier ein komplettes Script gelesen und für veröffentlichungswürdig gehalten hatte. Ob das Buch auch in deutscher Sprache erscheinen wird, ist noch nicht bekannt.