Verrückte Diebstähle: der kriminelle Jahresrückblick

Holz, Fische, Uhren: 2022 wurde Überraschendes gestohlen. Ein Jahresrückblick durch schwedische Gardinen.

Fisch und Meeresfrüchte
Drei Betrüger haben in den USA Fisch und Meeresfrüchte gestohlen - mit Millionenwert. Foto: Symbolbild / gettyimages

Es ist eine Folge der Energiekrise, die im ersten Moment durchaus bizarr klingt: Menschen klauen Holz. Der Waldeigentümerverband AGDWbeziffert den Schaden großer Betriebe derzeit auf 0,5 bis zwei Prozent des Jahreseinschlags. Aber es sind nicht nur Privatpersonen, die illegal Brennholz für den Eigengebrauch aus dem Wald holen. Offenbar gibt es organisierte Banden, die es auf gefällte Bäume abgesehen haben.

Holz-Sicherung: früher Sprengstoff, heute GPS

In einem Interview des Spiegels mit Forstexperte Jürgen Gaulke sagte dieser im November, dass sich aufgrund der Energiekrise viele Leute aus Angst einen Kaminofen zugelegt hätten. „Und die brauchen jetzt Brennholz.“ Das sei aber vielerorts verkauft, zudem habe sich der Preis verdreifacht.

Deshalb sorgen offenbar Kriminelle für Nachschub. Laut Gaulke gebe es „professionellen Holzdiebstahl“. Bekannt ist ihm beispielsweise ein Fall aus Brandenburg, „wo mehr als 100 Kiefern mit professioneller Ausstattung gefällt worden sind“. Das Holz gehe dann wie bei der Geldwäsche über mehrere Stationen, passiere bis zum Endabnehmer, in der Regel ein Sägewerk, sogar Ländergrenzen.

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Holzdiebstahl gab es dabei schon früher: Damals habe man aber, so Forstexperte Gaulke, die Baumstämme mit Sprengstoff in den Stämmen gesichert. Wenn irgendwo ein Ofen explodiert sei, habe man gewusst, wer Holz geklaut habe. Aktuell wehren sich Waldeigentümer laut Agrarheute aber anders, mit moderner Technik: Sie setzen GPS-Sender und Transponder ans Holz.

Eine gefälschte E-Mail-Adresse reicht

Das wäre beim folgenden Diebstahl wohl etwas kompliziert: Mitte des Jahres gaben sich in Fort Lauderdale, einer Stadt im US-Bundesstaat Florida, drei Männer bei einem Delikatessen-Importeur als Einkäufer eines großen Supermarkts aus. Eine gefälschte E-Mail-Adresse reichte ihnen, um in großen Mengen Meeresfrüchte bei dem Importeur zu bestellen und diese wenig später mit einem Kühlwagen abzuholen. Das wiederholten sie mehrere Male – insgesamt klauten sie auf diese Weise Waren im Wert von 1,3 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 1,22 Millionen Euro). Rechnungen, die an den Supermarkt adressiert waren, wurden nie beglichen.

Das fiel auf. Anstatt aber die Konfrontation zu suchen, informierten Mitarbeiter*innen des Importeurs die Polizei. Die wartete bis zur nächsten Bestellung, die tatsächlich nur wenige Tage auf sich warten ließ. Die drei Fisch-Diebe konnten dann gemeinsam und auf frischer Tat verhaftet werden. Hehlerei und schwerer Ladendiebstahl in sieben Fällen: Das wird den drei Männern im Alter von 33, 36 und 40 nun vorgeworfen.

Nasen sind nicht vegan

Einer der bekanntesten Nahrungsmittelproduzenten veganer Fleischersatzprodukte, Beyond Meat, kriselt. Der Aktienkurs hat dieses Jahr einen Sturzflug hingelegt. Das ist aber nicht der Grund, weshalb das Unternehmen – oder besser: weshalb ein hochrangiger Mitarbeiter, kürzlich in die Schlagzeilen geriet. Denn der Mann saß vorrübergehend in einem US-Gefängnis, weil er zugebissen hatte – und zwar in die Nasenspitze eines Mannes.

Wie unter anderem CNN berichtet, geschah der Vorfall Mitte September nach einem College-Football-Spiel im Stadion der Universität von Arkansas. Streitereien, so heißt es weiter, seien bei solchen Veranstaltungen keine Seltenheit. Offenbar war die Stimmung aber besonders aufgeheizt, als der Beyond Meat-Mitarbeiter nach Abpfiff aus einem Parkhaus fuhr und ein anderes Fahrzeug mit ihm kollidierte. Wütend sei er ausgestiegen und habe „durch die Heckscheibe des anderen Wagens geschlagen“, dann dem Fahrer gedroht, ihn zu töten und ihm ein Stück seiner Nasenspitze abgebissen.

Als die Polizei eintraf, seien beide Männer blutverschmiert gewesen. Der Beyond Meat-Mitarbeiter wurde wegen schwerer Körperverletzung verhaftet, gegen Kaution kam er wenig später frei. Allerdings musste er nicht nur die bezahlen, sondern für den Vorfall auch mit seinem Job – in der Folgewoche wurde er suspendiert.

Uhren nur die Spitze des Eisbergs

Verrückt viel Geld: Etwa zehn Millionen Euro – so viel waren die Uhren wert, die im November in Berlin Charlottenburg gestohlen wurden. Zwei Männer gaben sich dazu als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma aus und erhielten so Zutritt zu einer privaten Tresorraumanlage. Dort brachen sie zahlreiche Schließfächer auf und stahlen rund 1.000 Uhren, vor allem von der Watchmaster GmbH.

Das ist ein Uhrenhändler, der aufgrund des Verlusts Insolvenz anmelden musste. Zwar waren die Uhren laut t-onlineversichert, allerdings „nur zum Einkaufspreis“. Die Uhren seien aber aufwändig aufbereitet und zertifiziert worden, weshalb durch den Diebstahl ein enormer wirtschaftlicher Schaden entstanden sei. Der habe sich laut einer Sprecherin des Unternehmens nicht mehr auffangen lassen.

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Dabei waren die Uhren nicht einmal das vorrangige Ziel der Diebe. Offenbar hatten sie es auf Schließfächer abseits des Watchmaster-Tresorraums abgesehen. Die Gesamt-Beute könnte also weitaus mehr wert sein als die bislang bekannten zehn Millionen. Mittlerweile bittet die zuständige Staatsanwaltschaft um Hinweise und hat eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt – denn die Polizei tappt im Dunkeln.

Hochzeit? Hoch-Zeit!

Zum Schluss noch die verrückte Tat einer Braut: Die hat ihre eigene Hochzeit ins Chaos gestürzt, weil sie heimlich Cannabis ins Essen gemischt hatte. Wie die Washington Post berichtet, fand die Feier im April statt und endete mit mehreren Aufnahmen in der Notaufnahme.

Die Gäste wussten nicht, dass ein Teil der Speisen mit Drogen versetzt war – und sie reagierten mitunter extrem: Laut Presse habe sich ein Mann übergeben, eine Frau beschrieb das Gefühl, dass ihr Herz aus dem Rhythmus geraten sei und eine andere Frau begann wohl zu halluzinieren und sei paranoid geworden. Sie sei zudem der festen Überzeugung gewesen, dass eine Bekannte verstorben sei.

Das war der Punkt, als Rettungskräfte zum Ort des Geschehens gerufen wurden, weil die Gäste dringend medizinisch behandelt werden mussten. Die Braut, die offenbar alles geplant und dafür gemeinsame Sache mit dem Catering gemacht hatte, um die Drogen ins Essen zu mischen, war sich keiner Schuld bewusst – es sei alles nur ein Scherz gewesen. Doch im US-Bundesstaat Florida, wo die Hochzeit stattfand, ist der Freizeitgebraucht von Marihuana illegal. Davon, ohne das Wissen oder Einverständnis andere Menschen unter Drogen zu setzen, ganz zu schweigen. Die Braut wurde angeklagt.

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