Verschmähter Shaqiri wird zu Klopps Schlüssel

Es sah aus wie ein ganz normaler Konter des FC Liverpool.

Trent-Alexander Arnold schlug einen seiner so gefährlichen wie präzisen Diagonalbälle über den Platz. Der aktuell überragend aufspielende Sadio Mané setzte auf der linken Offensivseite zu einem Dribbling nach innen an, ein Reds-Angreifer kreuzte genial, bekam den Ball genau in die Schnittstelle der Abwehr serviert und netzte eiskalt ein.

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Das 2:0 in der 17. Minute beim 5:2-Erfolg im Merseyside-Derby gegen den FC Everton war ein typisches Reds-Tor. Mit einer kleinen Ausnahme: Der verwertende Offensivspieler war nicht etwa - wie sonst üblich - Roberto Firmino oder Mohamed Salah.

Es war einer, der im Starensemble des Champions-League-Siegers oft zu kurz kommt: Xherdan Shaqiri. Der 28-Jährige absolvierte vor seinem Startelfeinsatz gegen Everton gerade einmal 25 Pflichtspielminuten in dieser Saison.

Shaqiri mit erstem Startelfeinsatz seit sieben Monaten

Dennoch spielte der Schweizer, als wäre er nie weg gewesen. Im Netz wurde der Kraftwürfel nach dem Spiel von den Liverpool-Fans gefeiert. "Shaqiri war auf der rechten Seite deutlich lebendiger als Salah in den vergangenen fünf Spielen", twitterte ein Fan.

Auch Liverpool-Trainer Jürgen Klopp war begeistert, wie sich der Salah-Vertreter direkt ins Liverpooler Kombinationsspiel integrierte. "Das Verständnis von Shaq und Sadio war sehr gut", lobte Klopp nach dem 14. Sieg im 15. Ligaspiel.

Dass Shaqiri zu einer so frühen Zeit im Spiel überhaupt schon jubeln durfte, ist nichts Alltägliches. Sein letzter Startelfeinsatz für Liverpool ist beinahe sieben Monate her.

Der Schweizer stand zuletzt beim legendären 4:0-Sieg im Halbfinalrückspiel der Champions League gegen den FC Barcelona von Beginn an dem Platz, legte das 3:0 von Georginio Wijnaldum auf. Sein letzter Ligatreffer ist beinahe ein Jahr her.

Klopp entschuldigt sich bei Shaqiri

Auf die sieben Monate ohne Startelfeinsatz angesprochen, entschuldigte sich Klopp sofort bei seinem Angreifer. "Wirklich? Sorry Shaq. Er war leider ein paar Mal verletzt", versuchte Klopp, die sparsamen Einsatzzeiten zu rechtfertigen.

Shaqiri fiel seit Ende September mit einer Wadenverletzung aus, wurde langsam wieder ans Team herangeführt. "Er war stark und sah frisch aus. Es ist wichtig, dass Spieler nach ihrer Verletzung zuerst regelmäßig trainieren", erklärte Klopp.

"Ich bin glücklich, wieder spielen zu können – vor allem in solch einem Derby gegen Everton. Ich fühle mich gut und frisch. Und ich freue mich, dem Team geholfen zu haben", erklärte Shaqiri nach dem Spiel bei Sky.

Doch auch der fitte Shaqiri bekam zu Saisonbeginn nicht die Einsatzzeiten, die er sich wünschte. Am Trio Salah, Mané und Firmino war kaum ein Vorbeikommen.

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Hartes Weihnachtsprogramm für Liverpool

Doch der Schweizer ist trotz der überschaubaren Einsatzzeiten ein Schlüssel der Reds. "Abgesehen davon, dass ich gerne mehr spielen würde, bin ich glücklich in Liverpool. Ich habe einen gewissen Status im Team, weil ich einer der erfahreneren Spieler bin", erklärte er Anfang Oktober der Schweizer Illustrierten und schob nach: "Ich denke schon, dass ich zu den Leadern gehöre."

Ein Leader, der in den entscheidenden Momenten seine Qualitäten ausspielen soll.

"Er versteht die Situation, dass, wenn man viele Spiele gewinnt, man nicht 20 Wechsel durchführt", erklärte Klopp und gab Shaqiri gleichzeitig Aussicht auf mehr Spielzeit: "Es war immer klar, dass wir in dieser Zeit des Jahres alle Jungs brauchen. Ich hoffe, dass sie dann in der Form von Shaq und Div (Divock Origi, Anm. d. Red.) oder Adam (Lallana, d. Red.) heute Abend sein werden."

Dem souveränen Tabellenführer der Premier League steht die härteste Zeit des Jahres bevor. In England gibt es keine Winterpause, zudem wird auch an Weihnachten gespielt. Zusätzlich reist das Team zur Klub-WM nach Katar. Übersteht die Klopp-Elf diese Zeit unbeschadet, ist ihnen der Titel wohl kaum noch zu nehmen.

Klopp muss die Kräfte seiner Spieler dosieren. So erfolgreich geschehen gegen die "Toffees". "Es ist wirklich wichtig und gibt uns das Gefühl, es öfter tun zu können", freute sich der Liverpool-Trainer über seine gelungene Rotation.

Gegen mehr Einsätze hätte Leader Shaqiri sicher nichts einzuwenden. Denn ein frischer Shaqiri kann für Klopps Liverpool in den entscheidenden Spielen Gold wert sein.