Verschollenes Weltkriegs-U-Boot vor japanischer Küste entdeckt
Ein während des Zweiten Weltkriegs gesunkenes U-Boot der US-Marine wurde kürzlich identifiziert. Damit kennen die Hinterbliebenen endlich die letzte Ruhestätte der 85 Matrosen, die sich an Bord befunden haben.
Die USA hat insgesamt 52 U-Boote im Verlauf des Zweiten Weltkriegs verloren. Eines ist vergangenes Jahr vor der japanischen Küste entdeckt worden und konnte jetzt endlich, nach langen Untersuchungen, identifiziert werden.
Kollision mit Seemine
Das Naval History and Heritage Command (NHHC) – eine Abteilung der US-amerikanischen Streitkräfte, die die Geschichte der Marine bewahren soll – konnte ein versunkenes Weltkriegs-U-Boot identifizieren: Es handelt sich demnach um die „USS Albacore“.
Das U-Boot kollidierte vermutlich am 7. November 1944 mit einer Mine und sank deshalb auf den Meeresgrund vor der Küste der japanischen Stadt Hokkaido. An Bord befanden sich mindestens 85 Matrosen.
Missing in action
Unter den Verstorbenen war auch William Walter Bower. Sein Sohn, William Bower II., wusste sein Leben lang nicht, wo sich die letzte Ruhestätte seines Vaters befand. Bis jetzt.
Was das für ihn bedeutet, erzählte der heute 78-Jährige kürzlich CNN in einem Interview. Darin sagt er: „Meine Mutter hat am 21. Dezember 1944 ein Telegramm von der Marine bekommen. Das U-Boot meines Vaters hätte längst in den Heimathafen zurückkehren sollen. Er und sein Team würden deshalb als vermisst gelten.“
Naval History and Heritage Command confirmed the identity of a wreck site off the coast of Hokkaido, Japan, as USS Albacore (SS 218). pic.twitter.com/eYZZ7MxKug
— U.S. Naval History (@USNHistory) February 16, 2023
Bower II. hat seinen Vater nie erlebt, da er erst zwei Monate nach Verschwinden des U-Boots zur Welt kam. Nur in Geschichten und Fotografien lernte er ihn später kennen. Die handelten oft vom Mut und Können seines Vaters: „Er war ein guter Ingenieur, er mochte die Marine und wollte seinem Land dienen, wie alle Männer, die mit dem U-Boot ihr Leben ließen.“
Große Bedeutung
Bower II. erzählt weiter, dass er schon seit einiger Zeit in Verbindung steht mit Familien anderer Hinterbliebener der Besatzung. Sie alle teilten neben der Trauer auch den quälenden Gedanken, nicht genau zu wissen, wo die Besatzung der USS Albacore umgekommen war und seither ruhte.
Dass das NHHC nun die genaue Position verkündete, werde ihm und sicherlich vielen anderen helfen. „Ich wusste, dass mein Vater vor der Küste Japans verschollen war. Aber jetzt endlich genau zu wissen, wo sich die Überreste des U-Boots befinden, bedeutet mir viel. Es ist ein wichtiger Schritt, um mit der Trauer abschließen zu können.“
Schlussstrich ziehen
Entdeckt wurde das Wrack bereits im Mai vergangenen Jahres. Forschende der Universität von Tokio haben daraufhin Unterwasserfotos gemacht und die Überreste des U-Bootes untersucht. Die Daten stellten sie dem NHHC bereit.
So konnten die US-Expert*innen die USS Albacore identifizieren. Danach nahmen sie Kontakt auf zu den Hinterbliebenen. Bislang konnten sie Angehörige von 76 der mit dem U-Boot versunkenen Matrosen ausfindig machen und ihnen die Position des Wracks mitteilen.
Bower II., als Verwandter eines im Einsatz vermissten Soldaten oder einer im Einsatz vermissten Soldatin, richtete sich deshalb mit einer Botschaft an all die Militärfamilien mit einem ähnlichen Schicksal. Er sagte laut CNN: „Gebt die Hoffnung niemals auf, dass die letzten Ruhestätten gefunden werden. Ich wünsche euch, dass ihr dann mit dem Wissen endlich einen Schlussstrich ziehen könnt.“
VIDEO: "ARA San Juan": Verschollenes U-Boot geortet