Versorgungslage im Gazastreifen immer dramatischer: Krankenhäuser müssen Betrieb einstellen
UN-Generalsekretär António Guterres hat Israels Angriffe auf den Gazastreifen kritisiert. Die Hamas-Angriffe würden keine "kollektive Bestrafung" der Palästinenser:innen rechtfertigen, so Guterres.
In Bezug auf die israelischen Angriffe im Gazastreifen sprach er von "eindeutigen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht".
Er verurteilte die Angriffe von Terroristen im Auftrag der Hamas auf Israel zwar erneut aufs Schärfste, fügte mit Blick auf die 56 Jahre dauernde "erdrückende Besatzung" durch Israel jedoch hinzu: "Es ist wichtig zu erkennen, dass die Angriffe der Hamas nicht im luftleeren Raum stattfinden."
Dafür wurde er aus Israel scharf kritisiert. Der israelische UN-Beauftragte Gilad Erdan forderte Guterres Rücktritt. Die Aussagen des UN-Generalsekretärs seien eine "reine Blutverleumdung".
Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen immer dramatischer
Die Lage der Zivilbevölkerung in der Region spitzt sich derweil immer weiter zu.
Seit Samstag sind im Gazastreifen zwar 54 Lastwagen mit Hilfsgütern eingetroffen. Jedoch sei die Menge nicht ausreichend. Außerdem sei der so dringend benötigte Treibstoff nicht dabei, sagte eine Sprecherin des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA). Ohne Treibstoff sei das Hilfswerk gezwungen, die Arbeit einzustellen.
"Wenn wir keinen Treibstoff bekommen, der uns erlaubt, weiterhin humanitäre Hilfe zu leisten, werden wir nicht in der Lage sein, Menschen in Not über Mittwochabend hinaus zu helfen", sagte die Sprecherin. 600.000 Binnenvertriebene in mehr als 150 Unterkünften sind von der Unterstützung des Hilfswerks abhängig.
Die WHO warnt, dass zwei Drittel der Gesundheitseinrichtungen im Gazastreifen aufgrund des Treibstoff-Mangels den Betrieb einstellen mussten, darunter 12 der 35 Krankenhäuser in der Region. Im al-Shifa-Krankenhaus wird unter widrigsten Bedingungen gearbeitet.
"Der Wasserdruck ist so niedrig, dass die zentralen Sterilisationsmaschinen, mit denen wir unsere chirurgischen Werkzeuge sterilisieren, nicht betrieben werden können", erzählt Ghassan Abu Sitta, der als Chirurg im al-Shifa-Krankenhaus arbeitet.
"Der Strom fällt immer wieder aus. Wir sind komplett abhängig von Kraftstoff, der meines Wissens nicht mehr geliefert wird", so Abu Sitta weiter.
Die WHO schlägt wegen des Wassermangels im Gazastreifen Alarm. Sie schätzt, dass pro Person nur noch drei Liter pro Tag zur Verfügung stehen. Der Minimalbedarf sei 15 Liter, für das Trinken, Kochen und die Körperhygiene.
USA sprechen sich für Gefechtspausen aus
Die USA haben sich für humanitäre Gefechtspausen ausgesprochen, um die sichere Einfuhr von Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten in den Gazastreifen zu gewährleisten. Treibstofflieferungen erwähnten sie dabei nicht. Einen Waffenstillstand hält die US-Regierung für ein Risiko.
"Wir wollen, dass die Zivilbevölkerung in jeder Hinsicht geschützt wird, und die Unterbrechung von Operationen ist ein Mittel und eine Taktik, mit der dies für eine gewisse Zeit erreicht werden kann", so John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses.
"Das ist nicht gleichbedeutend mit einem Waffenstillstand. Im Moment glauben wir, dass ein Waffenstillstand der Hamas nützt", sagte er weiter.
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza, die von der Hamas kontrolliert wird, wurden allein am Dienstag 700 Palästinenser:innen durch israelischen Beschuss getötet.