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Lindenthals neue Bezirksamtseiterin: „Die Verwaltung gehört ins Veedel“

Ulrike Willms spricht im Interview über die Herausforderungen für Lindenthal.

Frau Willms, Sie sind seit August neue Leiterin des Bezirksamts Lindenthal. Wie fühlen Sie sich hier? Sehr gut. Der Empfang war sehr herzlich, auch von der Bezirkspolitik. Das ist eine nette Truppe. Ich habe mich sehr auf die Mitarbeiter und die Bezirksvertreter in Lindenthal gefreut. Gab es weitere Gründe, dass Sie sich entschieden haben, die Leitung des Bezirksamts zu übernehmen? Ja, ich weiß einfach, dass es hier in Lindenthal ein riesiges Potenzial gibt, die Qualität des Ehrenamtes und der Vereinskultur auf einem hohen Niveau zu halten. Es kommt sehr viel von den Bürgern selbst, was aber auch von der Politik, der Bezirksvertretung parteiübergreifend unterstützt wird. Es werden zumeist Kompromisse zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen gefunden. Außerdem ist der Stadtbezirk toll. Es ist der größte Stadtbezirk mit dem meisten Grün. Wir haben jetzt natürlich ein paar dicke Brocken vor der Brust, wie den Ausbau des Stadions oder die Frage, was sonst damit geschieht, und die Bürgerinformationsveranstaltungen, die damit einher gehen müssen. Es steht weiterhin noch auf der Kippe, ob der Großmarkt nach Marsdorf ziehen muss oder ob man das nicht anders regeln kann. Es stehen also große Projekte an, die vernünftig begleitet werden müssen. Wie stellt man sich die Arbeit einer Bürgeramtsleiterin gerade im Hinblick auf solche große Projekte vor? Ich würde sagen, dass die Bürgeramtsleiterin die Vertretung der Verwaltung gegenüber der Politik im Bezirk ist und dafür Sorge tragen muss, dass die Politik alle erforderlichen Informationen erhält, die sie braucht, um Entscheidungen zu treffen. Dabei handelt es sich nicht nur um die klassischen Vorlagen, die der Bezirksvertretung von der Verwaltung zugehen, sondern es geht auch um die Informationsflüsse, die links und rechts laufen. Es sind Informationen, die von Fachämtern kommen, Präsentationen oder auch mal ein Vorgespräch. Es geht aber auch darum, für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein, für die Initiativen, Vereine, für alles, was hier stattfindet. Es geht um eine fachliche Beratung, um Präsenz, so dass die Verwaltung auch dort ist, wo sie hingehört, im Veedel, bei den Bürgern. Gibt es auch etwas im Bezirk, das sie gerne anstoßen oder verändern würden? Ja, zum einen gibt es ja jetzt die Änderung der Zuständigkeitsordnung zwischen Rat und den Bezirksvertretungen. Da bin ich sehr neugierig und gespannt, wie der Rat sich aufstellen wird, welche Schnittstellen zur Bezirksvertretung gewählt und festgelegt werden. Das möchte ich im Sinne der Bezirksvertretung uneingeschränkt unterstützen. Ich habe die Sichtweise der Fachämter und war früher ja auch schon Mitarbeiterin in den Bezirksämtern. Ich weiß, dass viele Anregungen, Ideen und Wissen um die Dinge vor Ort in den Bezirksvertretungen viel eher vorhanden sind als in den zentralen Ausschüssen, wie beispielsweise dem Verkehrsausschuss. In der Regel wird die Bezirksvertretung zwar gehört, hat aber nicht unbedingt die Entscheidungsgewalt. Und manchmal denke ich, wäre es besser, wenn dort die Entscheidung getroffen wird, wo sie vor Ort auch umgesetzt wird. Das soll ja jetzt geändert werden. Die zweite Sache ist, die Dienstleistung für die Bürger und den Service des Kundenzentrums zu verbessern, aber auch andere Angebote wieder ins Bürgeramt zu holen. Welche Angebote wären das? Ich bin ja ein Bürgeramtskind alter Schule und 1981 im Bezirksamt Ehrenfeld gestartet. Da hatten die Bezirksämter ja noch eine ganz andere organisatorische Struktur und viele Aufgaben und Verantwortlichkeiten befanden sich noch dort. Das Ausländeramt war viel größer. Es gab beispielsweise einen eigenen Baubereich. Die Bauberatung wird beispielsweise bislang beim Bauaufsichtsamt in Deutz gemacht. Das könnten aber auch sehr gut die Bezirksämter übernehmen. Die Entscheidung muss natürlich in Deutz verbleiben. Ich will allerdings nicht vorgreifen. Die Bürgeramtsleiter müssten einmal gemeinsam überlegen, was Sinn macht, weil es Bürgernähe garantiert. Ich komme ja aus dem Sozialbereich und werde mir auch einmal ansehen, wie hier die Senioren- und die Pflegeberatung läuft, wie das von den Strukturen aufgestellt ist. Auch mit Digitalisierung kommen viele ältere Menschen nicht zurecht. Was könnte man im Bezirksamt tun? Hilfestellung geben. Man kann ja viele Dinge mittlerweile digital beantragen. Das können ältere Menschen aber oft nicht zu Hause alleine. Da könnte jemand zu ihnen herausfahren und ihnen helfen. Man könnte auch in Seniorenheimen einmal eine Beratungsstunde anbieten. Sie sagen, Sie sind Bürgeramtskind. Wollten Sie schon immer einmal Bürgeramtsleiterin werden? Ich war ja von 1995 bis 2001 Bezirkssozialamtsleiterin in Lindenthal. Da waren wir noch in dem alten Gebäude hinten an der Oskar-Jäger-Straße. Da habe ich auch viele Dinge außerhalb meines Bereiches mitgemacht, beispielsweise Wochenendtrips im Rahmen von Städtepartnerschaften betreut oder bei Bombenfunden mit geholfen, die Häuser zu evakuieren. Und ich habe mir damals schon gedacht, so gegen Ende meiner Karriere einmal Bürgeramtsleiterin zu werden und dann hier in Lindenthal, das wäre schon etwas Feines. Der ehemalige und sehr geschätzte Bürgeramtsleiter Walter Stocker war auch beim Karnevalsempfang im Rathaus regelmäßig als DJ tätig. Können Sie sich auch vorstellen, dort in der einen oder andere Form mitzuwirken? Ja, natürlich. Ich bin ja auch Sitzungspräsidentin der Karnevalssitzung der CDU-Frauen in den Sartory-Sälen. Ich bin zwar in keinem Karnevalsverein, aber als Kölnerin sehr im Karneval verhaftet. Und wenn ich hier im Rathaus etwas machen kann, freue ich mich drauf. Ich bin schließlich hier in Lindenthal, in Hohenlind, geboren. Ich wohne zwar mittlerweile in Bickendorf, aber das ist ja keine zehn Minuten entfernt. Zur Person Ulrike Willms, geboren am 20. April 1960, legte 1981 ihre Staatsprüfung zur Diplomverwaltungswirtin an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung ab. Sie begann ihren beruflichen Werdegang als Sachbearbeiterin in der offenen Sozialhilfe im Bezirksamt Ehrenfeld. Später wurde sie Gruppenleiterin der offenen Sozialhilfe im Bezirksamt Nippes. Von 1995 bis 2001 war Willms Bezirkssozialamtsleiterin in Lindenthal. Danach wurde sie Ausbildungsleiterin und Leiterin der zentralen Personalentwicklung und Fortbildung im Personalamt der Stadt Köln. Schließlich übernahm sie zunächst die stellvertretende Leitung des Bauverwaltungsamts. Danach wurde sie stellvertretende Leiterin des Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. Nebenamtlich war Ulrike Willms bis 2013 Dozentin für die Fächer Sozialrecht und Verhaltenstraining am Rheinischen Studieninstitut für kommunale Verwaltung und an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln. Außerdem war sie Mitglied des Landesprüfungsausschusses für das Fach Sozialrecht an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Co-Autorin eines Lehrbuchs der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung zum Thema Personalentwicklung. (se)...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta